Tischler Tischler aus Ballenstedt: Diamantenen Meisterbrief für Werner Erdmann

Ballenstedt - Wenn Werner Erdmann über den Tischlerberuf erzählt, schimmert immer etwas Familiengeschichte durch. Die Vorfahren mütterlicherseits arbeiteten als Tischler, er erlernte das Handwerk, sein Sohn Jörg landete auf Umwegen in der Tischlerei, dessen Sohn wiederum erhielt seine Ausbildung im väterlichen Betrieb und sammelt derzeit in Holland Berufserfahrung. „Und dann gibt es noch zwei Neffen, die auch Tischler sind.“
Werner Erdmann zog aus Mecklenburg nach Ballenstedt runter. 1952 fing der hochgewachsene 86-Jährige seine Lehre an. Anderthalb Jahre später bestand er in der Ballenstedter Tischlerei Keller seine Gesellenprüfung. In den folgenden drei Gesellenjahren nutzte er die Zeit, um an der Kreisvolkshochschule Quedlinburg das theoretische Rüstzeug für den Meisterbrief zu erwerben.
Wohnzimmerschrank als Meisterstück
In Halle meldete er sich zur Meisterprüfung an. „Die bestand ich auf Anhieb.“ An sein Meisterstück erinnert er sich immer noch gern. „Es war ein Wohnzimmerschrank. Die Intarsien besitzt er noch heute. Der Schrank an sich hat seiner Frau nicht so recht gefallen. Den habe ich später für andere Projekte genutzt.“
Ein Jahr nach der Prüfung noch im Privatbetrieb, schlossen sich die Tischler dann zur PGH zusammen. Dort stand er noch mal fünf Jahre an der Hobelbank, wurde Lehrausbilder, und als die Firma zum VEB Möbelwerke Quedlinburg, Betriebsteil Ballenstedt, wuchs, setze man ihn als Bereichsleiter und später als Betriebsteil-Chef ein.
Mit seinem Sohn gründete er eine eigene Firma
Die Wendejahre blieben ihm in Erinnerung. „Mit meinem Sohn habe ich die eigene Firma aufgemacht. Dort bin ich heute noch als technischer Betriebsleiter dabei.“ Neun junge Leute hat die Tischlerei seither ausgebildet. „Mit unterschiedlichem Erfolg“, ist der Alt-Meister realistisch und denkt laut darüber nach, was sich in der Ausbildung ändern muss, um dem Handwerk eine Zukunft zu sichern.
Jörg Erdmanns Berufswunsch, ein richtiger Tischler zu werden, ging aus Mangel an einer Lehrstelle einst nicht in Erfüllung. So wechselte er spät aus der Metallbranche in den väterlichen Betrieb, ließ sich als Geselle ausbilden und machte wie der Senior seine „Meisterprüfung auf Anhieb“.
In der Firma an der Hoymer Straße steht nun sein Meisterstück im Schaufenster - ein Designer-Stück. Vater Werner Erdmann weist auf ein fein ziseliertes Tischblatt. „Ich glaube, da haben wir beide eine Hand für.“ Doch zum Handwerker-Alltag gehören im Fünf-Mann-Betrieb vorwiegend Treppenkonstruktionen, aber auch Fensterrahmen finden sich an den Maschinen der Werkstatt.
Dass nun neben den Meisterbriefen von beiden Erdmanns und dem Goldenen nun ein weiterer, der Diamantene fürs 60-jährige Jubiläum, hängen wird, macht den vitalen Senior dann doch stolz. (mz)