Medizinische Versorgung Thales niedliche Hexenhäuschen-Apotheke ist nach Umbau größer und moderner
Der umfangreiche Ausbau der Hubertus-Apotheke in der Poststraße ist abgeschlossen. Welche Neuanschaffung den Pharmazeuten die Arbeit erleichtert und wieso der Inhaber noch nach neuen Nachbarn sucht.

Thale/MZ - Ihre Medikamente bekommen Patienten aus Thale und Umgebung in der Poststraße seit Wochenfrist wieder aus dem Hexenhäuschen. Dass der Bauzaun Geschichte ist und die Hubertus-Apotheke erstmals seit Monaten wieder durch den Haupteingang betreten werden kann, lässt manchen Kunden aufatmen: „Endlich haben wir wieder die schönste Apotheke in Thale“, verkündet einer.
Dabei war die Apotheke zu keiner Zeit geschlossen, sondern hielt während des umfangreichen Um- und Ausbaus ihren Betrieb aufrecht und ihre Hintertür offen.
Um das möglich zu machen, habe es einer minuziösen Planung und zusätzlicher Schritte bedurft, legt Apotheken-Inhaber Tarik Thieme dar. „Wir sind innerhalb des Hauses mehrmals umgezogen“, erklärt er mit Blick auf die Büroräume und Mitarbeiter-WCs.
Für den Verkaufsraum - der Fachmann spricht von der Offizin - habe es dagegen nur einen Stichtag gegeben, den 6. September dieses Jahres. Seitdem hat die alte Kundenhalle ausgedient, Patienten finden im angrenzenden Gebäudeteil einen größeren Raum vor. „Da kann ich endlich auch Waren wie Tee, Medizinprodukte und Kosmetik präsentieren, die nicht rezeptpflichtig sind, was vorher in dem kleinen Raum nicht möglich war“, erläutert Tarik Thieme.
Mutige Architektin aus Quedlinburg nahm den Auftrag an
Bevor all das entstehen konnte, seien jedoch Jahre vergangen, seit der Apotheker das Geschäft 2011 dem vorherigen Inhaber Dr. Ulrich Vater abgekauft hatte. „Die Offizin war von Anfang an viel zu klein - auch unabhängig von Corona“, schildert Thieme. Für ihn habe daher festgestanden: Hier wird umgebaut.
Das Problem: „Einen Architekten, der den Mut hatte, auf diesem kleinen Grundstück im laufenden Betrieb die Erweiterung durchzuziehen, fanden wir erst mal lange nicht.“ Als Glücksgriff bezeichnet es der Inhaber, dass er im Jahr 2018 auf Christina Jerx vom Architektenbüro ABQ in Quedlinburg gestoßen sei. Neben den nötigen Kontakten habe sie die Überzeugung mitgebracht, das Vorhaben umsetzen zu können.
Sieben Monate, nachdem Thieme im April 2019 den Bauantrag eingereicht habe, seien zum ersten Mal die Bagger angerollt. Zunächst mussten alte Lauben und Schuppen im Umfeld der Apotheke abgerissen werden, um Platz für den Anbau zu schaffen. Dieser entstand ab dem Frühjahr 2020.

Für das Hexenhäuschen stand unterdessen eine komplette Entkernung auf dem Programm, um die Grundfläche anschließend für das Labor neu ordnen zu können, das jetzt dort eingezogen ist. „Das sollte ursprünglich sechs Wochen dauern“, sagt Thieme. Dass es letztlich drei Monate geworden seien, begründet er mit einem maroden Fußboden und einer baufälligen Decke, die aus statischen Gründen neu konstruiert werden musste. Beide Mängel seien im Vorfeld nicht absehbar gewesen.
Im Obergeschoss sind im Auftrag des Apothekers die Voraussetzungen für neue Nachbarn geschaffen worden: Dort sind Räume für zwei Arztpraxen entstanden. Schon zu Beginn des Projekts habe eine Ärztin ihm zugesagt, in das Gebäude einziehen zu wollen, berichtet Tarik Thieme, was ihn bestärkt habe, einen geeigneten Standort für Ärzte zu schaffen.
„Eine Apotheke lebt von Rezepten vom Arzt“, gibt der Pharmazeut zu bedenken. Er hofft, auch für die noch freie Praxis einen Mediziner als Interessenten zu finden.
Baustelle geht im Internet weiter: Neue Homepage voraussichtlich Ende Januar
Komplettiert wird das ausgebaute Haus durch den Schulungsraum im zweiten Obergeschoss mit Küche, Beamer und Leinwand, den Thieme ab kommendem Jahr an interessierte Gruppen vermieten will. Noch im Aufbau befindet sich derweil die neue Homepage der Apotheke, die dem Inhaber zufolge voraussichtlich Ende Januar 2022 ans Netz gehen soll.
Dem zehnköpfigen Apothekenteam, das, Tarik Thieme inklusive, sieben pharmazeutische Mitarbeiter umfasst, greift seit dem Umbau überdies eine mechanische „helfende Hand“ unter die Arme: Dank des Kommissionier-Automaten mit seinen vier Ausgabestellen, in dem bis zu 8.000 Medikamentenschachteln Platz finden, gehören für die Apotheker und Pharmazeuten langwierige Suchen im Lager der Vergangenheit an. Ein Knopfdruck genügt. Wie bisher, merkt Thieme an, werde die Apotheke dreimal täglich mit neuen Arzneimitteln beliefert.
Beim Personal will der Inhaber erst mal nicht aufstocken - auch wenn sich schon wenige Tage nach Wiederfreigabe des Eingangs zeige, dass mehr Kunden die umgebaute Apotheke aufsuchten als zuvor. „Wir werden sehen, wie sich das entwickelt, wenn die Arztpraxen anlaufen und das Seniorenzentrum im alten Hotel Zehnpfund in Betrieb geht“, wirft Thieme den Blick voraus.
Dass die erst geplante Eröffnungsfeier für Patienten, Baufirmen und Unterstützer coronabedingt ausfallen muss, ist für den Apotheker unvermeidbar, aber auch schade. „Es ist schon ein Lebenswerk, so ein Gebäude zu schaffen“, findet er.
