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Spielleute des SV Germania Gernrode Spielleute des SV Germania Gernrode: EM und WM in einem Ritt

Von Detlef Anders 26.06.2015, 12:34
Die Gernröder sind besonders stolz auf ihren Nachwuchs, wie Lea Goletz, Sina Gawantka und Anna Nicolai (v.l.). Alle haben fleißig trainiert.
Die Gernröder sind besonders stolz auf ihren Nachwuchs, wie Lea Goletz, Sina Gawantka und Anna Nicolai (v.l.). Alle haben fleißig trainiert. Detlef Anders Lizenz

Gernrode - Aus der Gernröder Turnhalle auf dem Hagenberg dröhnt Marschmusik, Flöten, Lyren, Pauken und andere Rhythmusinstrumente schallen aus der abgeteilten Halle. Während in der vorderen Hälfte die Handballerinnen sich schon auf die neue Bezirksklasse-Saison vorbereiten, lauscht Germania-Fußballer Marcel Zinke auf der Bank dem Training der Spielleute aus seinem Verein.

64 Bands aus zehn Nationen haben sich für die Internationen Rasteder Musiktage im Nordwesten Niedersachsens angemeldet, die als European Open Championships gewertet werden. 3.200 Musiker aus 64 Vereinen und zehn Nationen werden am Sonnabend und Sonntag erwartet. Die World Championship der WASMB als Veranstalter werden jährlich ausgetragen. Nachdem sie 2014 in Brasilien war ist vom 1. bis 5. Juli Kopenhagen in Dänemark Gastgeber. 120 Bands wollen kommen. 2016 wird die WM in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, ausgetragen.  

„Sonst bekommt man das ja nicht komplett zu sehen.“ Die Spielleute des SV Germania Gernrode trainieren in ihren neuen Trikots. Auf der Rückseite sind die Ziele der nächsten zwei Wochen kartographisch dargestellt: Am Freitag geht es zu den European Championships der Musikzüge, den 60. Rasteder Musiktagen, fünf Tage später von dort aus gleich weiter zu den Weltmeisterschaften der Marching Showbands nach Kopenhagen in Dänemark.

Nachdem sich die Gernröder schon 2013 mit einem ersten und einem zweiten Platz bei der EM in Rastede zur WM in Brasilien qualifiziert hatten, mussten sie den großen Traum aus Kostengründen platzen lassen. Nun, da die EM in Dänemark quasi in Reichweite kommt, werden sie dabei sein.

Die 38 Sport-Spielleute, die jüngsten sind gerade elf Jahre alt, haben sich einen Bus samt Anhänger für Instrumente und Gepäck – auch Kühlschrank und Grill zur Selbstversorgung müssen unterkommen - organisiert und wollen nun ihren großen Traum verwirklichen. Sie wollen Europameister werden und dann an der WM teilnehmen. Dass sie am amtierenden Weltmeister vorbeikommen, glauben sie aber nicht. Trotzdem sind sie bestens vorbereitet. Seit Monaten proben sie an den unterschiedlichen Programmen. Günter Rettig, der musikalische Leiter, ist sehr zufrieden. „Die Musik ist relativ anspruchsvoll. Man muss oft trainieren, um das abrufen zu können. Aber nur, wenn man genau hinhört, bei kleinen Nuancen gibt es noch Problemchen“, meint Rettig bei einer der letzten Proben.

Auffällig ist, dass neben gestandenen Musikern auch viele Kinder dabei sind. Einige sind schon Landesmeister und dass ein Teil des Programmes, der „kleine Chartbreaker“ mit Musik von Maroon 5, Christina Aguilera und anderen Chartstürmern in dem Programm dabei sind, finden sie gut. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt Rettig, und Abteilungsleiterin Christin Rössing bestätigt: „Man fühlt sich mittlerweile wie eine Mutti.“ Doch die Großen sind stolz auf den Nachwuchs. „Gerade die Kleinen sind absolut Gold wert“, ist Rettig überzeugt. „Die sind aufnahmefähig hoch zehn und wollen das auch.“ Sein Team besteht fast zur Hälfte aus Kindern. „Sie sind nicht schlechter als die Erwachsenen. Sie haben alles gelernt, was wir im Erwachsenenbereich haben.“ Rettig meint nicht nur die Abfolgen der Titel und Noten, sondern auch Stilistik, Stickhaltung und Atmungstechnik. Und er weist auf die European Open Championships 2013, bei denen die Kinder auch schon mit Silber und einen dritten Platz geholt hatten.

Bei der EM in Rastede nehmen die Gernröder an zwei Wettkämpfen teil, erklärt Christin Rössing. Beim Konzertprogramm in der Mehrzweckhalle werden am Sonnabend der so genannte große und kleine Chartbreaker gespielt. Mit dem „kleinen“ waren die Kinder beim Landespokal in Hettstedt siegreich, mit dem „großen“ schafften es die Erwachsenen zum Deutschen Vizemeister-Titel. Der zweite Einsatz ist im Marschwettbewerb am Sonntag. Im Konzertprogramm haben die Gernröder vier Gegner aus drei Nationen, so dass sie bei einem Sieg Europameister werden könnten. Beim Umlauf, dem Marschieren, haben sie drei Gegner, aber leider nicht aus drei Nationen, bedauert Rössing. Voraussetzung für den Titel sind aber Teilnehmer aus mindestens drei Nationen. „Wenn wir mit dem Banner zurückkehren würden, wäre das natürlich das I-Tüpfelchen, was wir erreichen können. Bei der WM werden wir mit Sicherheit nicht als Weltmeister zurückkehren, weil da die Weltmeister aus Potsdam und Straußberg dabei sind“, denkt sie.

Diese Züge sind schon viel länger aktiv und treten bei den Fanfarenzügen an. „Aber wir freuen uns auf die Wettbewerbe und die Bands, die wir da sehen - aus Australien, Thailand oder Dänemark.“ Für die Jüngsten ist in Kopenhagen auch der Besuch eines Freizeitparks zur Auflockerung geplant.

Musikalisch haben die Gernröder Märsche einstudiert, mit denen ein großer Umlauf gestaltet wird, für den emsig auf dem Sportplatz Hagenberg trainiert wurde. Rettig und seine Mitstreiter haben den „Fliegermarsch“ ausgewählt, weil im Ausland gern deutsche Märsche gehört und gut bewertet werden, die die Gernröder besonders „zackig stramm“ präsentieren wollen. Um zu zeigen, dass sie auch anders können, folgt darauf ein amerikanischer Marsch - die Titelmelodie aus dem Film „Police Academy“.

Stolz sind die Spielleute auch auf ein neues Logo - den Löwen aus dem Stadtwappen, in dem die Initialen „S“ und „G“, die für Spielleute Gernrode stehen. Das Logo stammt von der Harzgeröderin Nadine Bielert. (mz)

Aktuelles gibt es unter www.spielleute-gernrode.de.

Die Gernröder wurden im Rahmen der Eröffnung der Kreis-Kinder- und Jugend-Olympiade vom Kreissportbund Harz auf dem Halberstädter Fischmarkt zur EM und WM verabschiedet und dankten mit Musik.
Die Gernröder wurden im Rahmen der Eröffnung der Kreis-Kinder- und Jugend-Olympiade vom Kreissportbund Harz auf dem Halberstädter Fischmarkt zur EM und WM verabschiedet und dankten mit Musik.
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Stefan Gröper, Bruno Backe und Christoph Schlößer (v.l.), die oft mit den Speed-Stixx unterwegs sind, gehören zur Rhythmusgruppe des Zuges.
Stefan Gröper, Bruno Backe und Christoph Schlößer (v.l.), die oft mit den Speed-Stixx unterwegs sind, gehören zur Rhythmusgruppe des Zuges.
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Günter Rettig, der musikalische Leiter des Spielmannszuges, hat klassische Märsche und moderne Pop-Medleys für die Germanen arrangiert.
Günter Rettig, der musikalische Leiter des Spielmannszuges, hat klassische Märsche und moderne Pop-Medleys für die Germanen arrangiert.
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