1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Sonderzüge und Familienfest: Sonderzüge und Familienfest: 25 Jahre freie Fahrt zum Brocken

Sonderzüge und Familienfest Sonderzüge und Familienfest: 25 Jahre freie Fahrt zum Brocken

Von Sigrid Dillge 18.09.2016, 12:42
Besucher im Bahnhof von Wernigerode (Sachsen-Anhalt) werfen am 17.09.2016 einen Blick auf die dampfenden Lokomotiven der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) mit dem Jubiläumszug links im Bild.
Besucher im Bahnhof von Wernigerode (Sachsen-Anhalt) werfen am 17.09.2016 einen Blick auf die dampfenden Lokomotiven der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) mit dem Jubiläumszug links im Bild. dpa-Zentralbild

Wernigerode - Jede Menge Geschichte und Geschichten gehörten zum Gepäck der Reisenden, die sich am Samstag auf eine Jubiläumsfahrt Richtung Brocken begaben. Vor 25 Jahren fuhr nach 30 Jahren politisch erzwungener Pause erstmals wieder ein Zug auf den höchsten Gipfel Sachsen-Anhalts. Am 15. September 1991 war das. Am 17. September 2016 fuhren nun wieder zwei historische Dampfsonderzüge zum Brocken. Zu den Gästen gehörten auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) und Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU). Gut 200 Interessenten hatten neben den Ehrengästen eine Jubiläumsfahrt gebucht.

Im Führerstand des einen Sonderzugs trug Dirk-Uwe Günther die Verantwortung für eine reibungslose Fahrt. Der 53-jährige Lokführer ist auf besondere Weise mit der Brockenbahn verbunden. Er gehörte 1990 zu den Gründern der Interessengemeinschaft Harzer Schmalspurbahnen und ist seither ihr Vorsitzender.

„Zunächst ging es uns darum, die Brockenstrecke wieder befahrbar zu machen“, erinnert er sich. Nachdem dieses Ziel erreicht ist, kümmern sich die etwa 800 Mitglieder der Interessengemeinschaft darum, das Gesamtnetz der Schmalspurbahnen und die Fahrt historischer Dampfzüge darauf weiterhin zu erhalten. „Wir wollen diese Traditionen aufrecht erhalten“, sagt Günther, der seit 1979 auf schmaler Eisenbahnspur beruflich unterwegs ist. Vor 25 Jahren gehörte er natürlich zu denen, die mit dem ersten Zug nach 30 Jahren wieder auf den Brocken fuhren.

Die beiden, die 1991 im Lokführerstand waren, zählten jetzt – 25 Jahre später – zu den Fahrgästen: Lothar Freystein und Siegfried Schenkel, beide heute 77 Jahre alt. Freystein und Schenkel verkörpern geradezu die wechselvolle jüngere Geschichte der 1899 eröffneten Brockenbahn. Sie fuhren am 13. August 1961, dem Tag, an dem eine Mauer mitten durch Deutschland und Europa gezogen wurde, wie gewohnt bis hinauf auf den Gipfel des Harzberges. Am nächsten Tag jedoch endete die Fahrt in Schierke.

Zum Brocken durften sie jetzt nur noch in genehmigten Ausnahmefällen fahren. Sie transportierten dann keine Urlauber, sondern Kohle und Heizöl für Sowjetarmee und DDR-Grenzer, für den Rundfunk- und Fernsehsendeturm. Mitte der 80er Jahre auch Baumaterial, mit dem rund um die Brockenkuppe eine Mauer errichtet wurde. Zur Feierstunde anlässlich der 25. Wiederkehr dieser ersten Fahrt nach politisch erzwungener Auszeit wurden beide Lokführer geehrt. (mz)