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Skigebiet Winterberg Skigebiet Winterberg: Ersatz-Wald in Heteborn?

Von Rita Kunze 08.02.2018, 10:55
Ministerpräsident Haseloff steht 2017 mit Politikern und Bürgervertretern in einem Waldstück bei Schierke, das vom Seilbahn-Projekt betroffen wäre.
Ministerpräsident Haseloff steht 2017 mit Politikern und Bürgervertretern in einem Waldstück bei Schierke, das vom Seilbahn-Projekt betroffen wäre. dpa

Wernigerode - „Natürlich. Schierke“ ist das Projekt für das Wander- und Skigebiet Winterberg im Wernigeröder Ortsteil überschrieben.

Aber dieses „Natürlich“ ist ein enormer Eingriff in die Natur: 261.000 Quadratmeter Wald sollen dafür „umgewandelt“ werden, teilt die Landkreisverwaltung auf eine Anfrage der Kreistagsfraktion der Bündnisgrünen mit.

Soll heißen: Kein Baum bleibt dort stehen.

Skigebiet Winterberg: An den Kreistag gewandt

Die Fraktion hatte sich an den Kreistag gewandt, „weil die Stadtverwaltung Wernigerode nicht bereit war und ist, diese Frage zu beantworten“, sagt Fraktionsvorsitzender Bernhard Zimmermann gegenüber der MZ.

Immerhin: Die Folgen des „geplanten Kahlschlags am Winterberg“, wie Zimmermann es nennt, werden sogar an der äußersten östlichen Grenze des Altkreises Quedlinburg zu sehen sein.

„Wenn im Gebiet der Stadt Wernigerode eine Waldfläche gerodet werden soll, macht es Sinn, auch die Ersatzaufforstungen im Gebiet der Stadt Wernigerode durchzuführen“, sagt Zimmermann.

„Dass nun auch Ersatzaufforstungen in den Gemarkungen Hausneindorf, Heteborn und Neudorf vorgenommen werden sollen, beweist nur eines: Hier soll am Winterberg so viel Wald gefällt werden, dass derart große Ersatzaufforstungen erforderlich sind, dass es die Stadt Wernigerode nicht schafft, diese vollständig in ihrem eigenen Gebiet unterzubringen.

Die Aufforstungsflächen liegen teilweise nicht einmal im Altkreis Wernigerode!“

Skigebiet Winterberg: Wo ist der Sinn?

Rechtlich gesehen, so der Fraktionsvorsitzende, sei das nach dem Waldgesetz sicher korrekt. „Es scheint aber in der Sache keinen Sinn zu machen, wenn die Schutz- und die Erholungsfunktion des Waldes, die durch die geplante Abholzung am Winterberg beeinträchtigt werden, teilweise an Standorten ausgeglichen werden, die vom Winterberg weit entfernt sind.“

Räumlich konkret festgelegt seien derzeit Ersatzflächen von insgesamt 25 Hektar, so die Landkreisverwaltung. Die Genehmigungen für Aufforstungen in den Gemarkungen Wernigerode, Silstedt, Hausneindorf, Heteborn und Neudorf seien bereits erteilt.

Für die drei Gemeinden aus dem Altkreis Quedlinburg bedeutet das nach Angaben der Verwaltung Aufforstungen auf insgesamt 100.400 Quadratmetern.

Skigebiet Winterberg: Weniger Landwirtschaftsfläche

Die Ersatzaufforstungen in Silstedt und Wernigerode werden „für einen Entzug an landwirtschaftlicher Nutzfläche in Größenordnungen sorgen, die beträchtlich sind“, fürchtet Zimmermann.

Es sei außerdem auffällig, dass die Angaben der Verwaltung nur die von den Aufforstungen betroffenen Gemarkungen nenne, nicht aber die Flurnummern, die eine genauere räumliche Zuordnung ermöglichen würden: „Offenbar ist man bestrebt, die von den Ersatzaufforstungen betroffenen Landwirtschaftsbetriebe noch nicht zu verschrecken.“

Zimmermann stellt außerdem den geplanten Umfang der Ersatzaufforstungen in Frage. Rechtlich reiche er gerade so aus.

Doch es sei „angesichts der Größe des geplanten Kahlschlags am Winterberg, der Bedeutung der Harzwälder für die Reinhaltung der Luft und der deutlich sichtbar im Landschaftsbild fehlenden Waldflächen fraglich, ob hier nicht Ersatzaufforstungen in einem größeren Flächenverhältnis als 1:1 geboten sind.“

Ersatzaufforstungen sollen nach Rodungen einen Ausgleich schaffen für die Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes, die Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, das Klima, den Wasserhaushalt, die Reinhaltung der Luft, die Bodenfruchtbarkeit, das Landschaftsbild, die Agrar- und Infrastruktur und die Erholung der Bevölkerung. (mz)