Nach 29 Jahren Schulleiterin Grundschule Weißer Garten Harzgerode hört nach 29 Jahren auf: Ruhestand für Gabriele Rieche

Harzgerode - Als Gabriele Rieche am Freitag das Schulhaus verlassen hat, standen die Mädchen und Jungen hinter den Fenstern, klopften an die Scheiben, winkten ihr zum Abschied zu.
Davor hatte die 59-Jährige eine Runde durch die Grundschule „Weißer Garten“ in Harzgerode gedreht: die Schule, in der sie viele Jahre Mathe, Deutsch und Sport unterrichtete und später Englisch, weshalb sie auch auf den Schulfluren oft nur mit Mrs. Rieche angesprochen wurde - Englischstunde hin oder her. Die Schule, der sie über Jahrzehnte ein Gesicht gab und deren Entwicklung sie maßgeblich prägte.
Es mag abgegriffen klingen, aber als Gabriele Rieche am Freitag vor die Schule trat, nachdem sie in jeder einzelnen Klasse war, um Tschüss zu sagen, endete gewissermaßen eine Ära: Denn 29 Jahre lang war die Harzgeröderin Schulleiterin, bevor sie jetzt vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Bürgermeister Marcus Weise dankte Gabriele Rieche für ihre Arbeit
Und am Montag ging die Abschiedstour für die „Rektorin a. D.“, wie sie sich jetzt offiziell nennen darf - „das hört sich doch klasse an, oder?“ - weiter. Und zwar im Rathaus. Dort dankte ihr Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU) für die langjährige und engagierte Arbeit.
„Eine Grundschule ohne Frau Rieche kann man sich gar nicht vorstellen“, sagte er, war sie doch auch schon Schulleiterin, als er im Jahr 1994 eingeschult wurde. Man könne einen Beruf so oder so ausüben, und für manche - wie Rieche - sei er eben Berufung.
Sie habe nicht nur Tausende junge Menschen ins Leben begleitet, sie positiv geprägt, sondern sich auch allen Herausforderungen gestellt, angefangen vom Systemumbruch über die Schulschließungen in den Nachbarorten bis hin zur Schulsanierung - und allen anderen kleinen und großen Aufgaben, die der Schulalltag und das Miteinander mit sich brachten. „Eines habe ich von Ihnen nie gehört, ein Nein, das geht nicht“, so Weise.
Rieche war Erzieherin in Lungenheilstätte und arbeitete an Sonderschule in Ballenstedt
Rieche, die schon zu eigenen Schulzeiten Mitschülern Nachhilfe gab und stupider Schreibtischarbeit so gar nichts abgewinnen konnte, bezeichnet sich auch selbst als Kämpferin. Kämpfen musste sie auch, um überhaupt in ihrem Traumberuf Lehrerin anzukommen.
Denn ihre erste Stelle war eine als Erzieherin in der ehemaligen Lungenheilstätte - und das war nun mal nicht das, was sie sich vorgestellt hatte „Ich bin deshalb jede Woche zum Landratsamt gefahren.“
Nach einem Jahr kam sie an die Sonderschule nach Ballenstedt, weitere sieben Jahre später nach Harzgerode und nach nur zwei Jahren dort bekam sie den Schulleiterposten. „Ich bin so ein bisschen überredet worden damals. Du bist jung, du hast Schwung, haben die Kollegen gesagt“, erinnert sich Rieche. Seitdem meisterte sie den Spagat zwischen den Aufgaben als Schulleiterin und Lehrerin.
Ursprünglich wollte sie die Grundschule erst in vier Jahren verlassen - zusammen mit ihrem Enkelkind. Es ist gerade eingeschult worden. Doch die Gesundheit machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Einer längeren Abwesenheit folgten die stundenweise Wiedereingliederung - und die Erkenntnis, dass das auf Dauer nicht zu bewerkstelligen ist. Sie gehe daher mit einem weinenden und einem lachenden Auge, wie sie sagt. „Es ist ein toller Job“; sagt Rieche. „Die Arbeit mit Kindern habe ich gern gemacht“, im Unterricht sei ihr bis zum Schluss das Herz aufgegangen.
Viele schöne Momente
Aber „es zehrt auch“, gerade, wenn man wie sie perfektionistisch veranlagt ist. Doch rückblickend sind es die schönen Erinnerungen, die überwiegen, die Anstrengungen und so manches graue Haar, das ihr das eine oder andere Problem beschert hat, vergessen machen: ob die Auszeichnung als „Umweltschule in Europa“, um ein konkretes Beispiel zu nennen, oder - allgemein betrachtet - „wenn man gesehen hat, wie die Schule gewachsen ist“. Eine Entwicklung, die sie auch künftig interessiert verfolgen wird, dann aber als Oma und Mutter - ihre Tochter ist auch Lehrerin geworden. Es sei denn, sagt sie, Hilfe würde benötigt werden. „Ich komme nicht, um zu gucken, aber wenn mich jemand braucht, ich gefragt werde, dann bin ich da“, sagt Rieche, der aber auch so nicht langweilig werden dürfte ... Dafür sorgen Freunde und Familie, die Gartenarbeit, das Backen, Kochen, Malen und Basteln, Lesen, Schwimmen, Yoga ... Hobbys und Interesse hat sie schließlich fast so viele wie Arbeitsjahre als Lehrerin.
(mz)