Schauspielerin Paulina Bachmann Schauspielerin Paulina Bachmann: "Man muss fleißig sein"

Ballenstedt - „Das, was man im Fernsehen sieht, ist ja nur die Spitze des Eisbergs, das Resultat.“ Was alles dahinterstecke, sähen die Wenigsten, sagt Paulina Bachmann. Ein Beispiel: Im vergangenen Jahr spielte sie die Hauptrolle in einem Kurzfilm. Länge: 15 Minuten. „Man dreht da schon eine gute Woche dran.“ Auch weil zu einer Produktion viel mehr gehört als nur ein Schauspieler, der seinen Text gelernt hat.
„Man kann sich nicht hinsetzen und auf einen Anruf von Steven Spielberg warten“
Die ehemalige Ballenstedterin ist Schauspielerin und Synchronsprecherin. Kein Amateur. Sie lebt davon. Und muss dafür einiges tun.
„Man kann sich nicht hinsetzen und auf einen Anruf von Steven Spielberg warten“, sagt die 29-Jährige. Vielmehr gehe es darum, „immer die Augen offenzuhalten, dass man keine Jobchancen verpasst“, dazu gehörten Computerarbeit, Bewerbungen, Castings; Übungen seien wichtig, Sprech- und Atemübungen, körperliche Fitness, Workshops, Weiterbildungen, zählt sie auf. Stuntunterricht hatte Bachmann, und erst vor ein paar Monaten ein Schießtraining, damit es authentisch aussieht, für den Fall, dass sie vor der Kamera mal eine Waffe halten muss. „Man muss schon fleißig dabei sein“, sagt sie.
Und so sei auch ein Auftritt auf dem roten Teppich Arbeit, wenngleich das natürlich auch Spaß mache. Kontakte knüpfen: für Schauspieler ein Muss.
Auch an Plan B gedacht - Germanistik studiert
In Potsdam hat Bachmann eine zweite Heimat gefunden, besucht ihre Familie im Harz aber regelmäßig. Die Besuche, sie nutzt sie auch zum Durchatmen. „Berlin ist nebenan, da spürt man die Hektik.“ Als Bachmann noch in Ballenstedt aufs Gymnasium ging, wollte sie Musicaldarstellerin werden, war auch schon an einer Musicalschule angenommen, um dann doch noch einen anderen, einen „sichereren Weg einzuschlagen“: „Wenn man aus dem Harz kommt, ist man bodenständig erzogen“, sagt sie - und studierte Germanistik.
Weil „Sprache ein essenzieller Bestandteil des Schauspiels ist.“ Ein guter Plan B.
Als Kleindarstellerin eingesprungen
Schauspielern, das liegt ihr seit jeher. In der Schule spielte sie Theater, und als für die Doku-Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“ Statisten gesucht wurden, meldete sie sich. Genauso, als der historische Roman „Die Päpstin“ verfilmt wurde. „Mitzubekommen, wie so ein Dreh abläuft, war total aufregend“, sagt sie.
Als am Set eine Kleindarstellerin fehlte - Kleindarsteller sind präsenter als Statisten - durfte sie einspringen, als eine Geliebte des Bischofs. Eine „Mini-mini-mini-Rolle“, aber der Anfang war gemacht.
Inzwischen kann sie viel erzählen: von ihrer Tagesrolle bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, dem Filmdreh mit Tom Schilling - „Das war eine Megaerfahrung“ -, von ihrer Rolle als Hippie-Lesbe, ungeschminkt und mit Achselhaartoupet, dem ersten Filmkuss mit einer Frau, einer Horror-Szene, in der sie „an den Haaren durch eine Wand gezogen werden sollte“, und weil die Wand nur einmal einstürzen könne, alles im ersten Anlauf habe klappen müssen … Dazu kommen Sprechrollen: in „My Little Pony“, den Legofilmen, als Prinzessin und in Animes, japanischen Zeichentrickfilmen, „wo der Mund nur auf- und zugeht“.
Im Film „das Mädchen von nebenan“
„Ich spreche viele Jugendliche, meine Mikrostimme ist jung“, sagt Bachmann. Im Film tritt sie meist als „das Mädchen von nebenan“ auf. „Das entspricht meinem Typ.“ Was aber nicht heißt, dass sie nicht auch anderes spielt - oder spielen würde. Einen kaltblütigen Charakter in einem historischen Film würde sie gern mal verkörpern.
Warum? „Die bösen Rollen, die das Publikum hasst, machen Spaß“, versichert sie. Weil man sich auch als Schauspieler ausprobieren könne, spiele, was nicht der Norm entspreche. Und im „Tatort“ ermitteln, das wär’s. Überhaupt, sich in der Fernsehlandschaft, bei den öffentlich-rechtlichen Sendern „so richtig zu etablieren, das wäre natürlich schön“, sagt Bachmann. Gern würde sie auch mal mit Andrea Sawatzki vor der Kamera stehen, weil ihre Art cool, sie authentisch sei und es geschafft habe. (mz)