1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. "Ein tolles Stück Erde hier": Rückkehr ins Bodetal: Gojko Miti? gibt in Thale "Rauchzeichen". Er erhält an seiner alten Wirkungsstätte das erste Hufeisen auf dem "Walk of fame".

"Ein tolles Stück Erde hier" Rückkehr ins Bodetal: Gojko Miti? gibt in Thale "Rauchzeichen". Er erhält an seiner alten Wirkungsstätte das erste Hufeisen auf dem "Walk of fame".

Von Uwe Kraus 14.10.2020, 14:58
Gojko Mitić weiß das Thalenser Publikum zu begeistern.
Gojko Mitić weiß das Thalenser Publikum zu begeistern. Uwe Krauss

Thale - „Der sieht doch wirklich nicht wie 80 aus“, stupsen sich zwei ältere Damen an und blicken auf die Bühne des Klubhauses von Thale, wo sich Gojko Mitić, der Chefindianer der Defa, den Fragen von Kai Suttner stellt.

Ihn als den „Winnetou des Ostens“ zu bezeichnen, wird seiner Vielseitigkeit nicht gerecht. So singt er seinen Hit „Lösch das Feuer“ ebenso engagiert wie eine Bob-Dylan-Variante oder ein Lied aus seiner jugoslawischen Heimat. Der Schauspieler macht mit seinem aktuellen Programm „Rauchzeichen“ Filmgeschichte(n) erlebbar.

Der Einstieg in den Sonntagnachmittag liefert bestes Kopfkino, wenn Pferdetrappeln und Western-Klänge die Filmmusik prägen. Kurze „Einspieler“ erinnern an die großen Zeiten des DDR-Indianerfilms von „Söhne der großen Bärin“ bis zum zwölften und letzten „Der Scout“.

Gojko Mitić gesteht offen, es gab bessere und weniger gute Streifen, die aber alle eins auszeichnete, ihre historische Genauigkeit und Drehbücher nach wahren Begebenheiten.

Gojko Mitić und Kai Suttner sitzen im gebührenden Abstand im Sessel und spielen sich gegenseitig die Bälle zu, plaudern miteinander, verlieren sich aber nie in Belanglosigkeiten.

Es geht um Schauspieler-Kollegen von Gojko Mitić wie Rolf Hoppe

Es geht um Pferde und geschätzte Schauspieler-Kollegen wie Rolf Hoppe, die Zeit als Winnetou in Bad Segeberg, eine Rolle, die bisher niemand länger spielte, und die Saison, als Mitić mit 66 Jahren nach 1.024 Vorstellungen vom Pferd stieg.

Er weiß, „einmal Indianer, immer Indianer“. Emotional berichtet er, dass er nach der Wende „bei den Nachkommen der Menschen zu Gast war, deren Ahnen meine Rollen prägten.“ Nachdenklich zitiert er, was verschiedene Stämme zu Natur und Zusammenleben der Menschen in den Annalen hinterlassen haben. Nicht ohne Grund greift er dann zur Gitarre, um ein Friedenslied zu singen.

Was die Besucher in Thale begeistert: die Bodenständigkeit des Künstlers. Es wirkt nicht gekünstelt, wenn er, der unterdessen in Berlin-Köpenick an der Dahme wohnt, sagt: „Ich bin wieder zu Hause.“

Sonntagvormittag besucht er das Bergtheater, auf dessen Bühne er rund zwei Jahrzehnte stand. Etwa 60 Besucher reißen in der Show „Rauchzeichen“ die Hände hoch, als gefragt wird, wer den aktuellen Gast einst auf der Grünen Bühne des Harzes erlebt hat.

Eine Besucherin erinnert sich an Gojko Mitić als D’Artagnan

Eine Frau erzählt vom Schulausflug nach Thale, wo Gojko Mitić als D’Artagnan focht, andere erinnern sich an Truffaldino und die Pfeile von Robin Hood.

Der Schauspieler erzählt vom Leben in der Sommersaison auf dem Berg im bescheidenen Zimmer, über seine Stunts an der Teufelsmauer und natürlich seine Rolle als Spartacus, die ihn erstmals nach Thale führte. „Es ist ein tolles Stück Erde hier“, gesteht der Mime.

Ronny Große, der heutige Intendant des Harzer Bergtheaters, und Maik Fye von der Mediengruppe MD, die Gojko Mitić nach Thale eingeladen hatten, überraschen ihren Gast zum Ende seines Bühnenauftritts mit einer besonderen Ehrung.

Gojko Mitić wird sich als Erster auf dem „Walk of fame“ verewigen

„Auf dem Berg erlebt man viele Darsteller, aber nur wenige Legenden“, sagt Große und zieht ein Hufeisen aus der Tasche, um es gemeinsam mit Fye zu überreichen. Nach der Sanierung des Bergtheaters soll an dessen Eingang ein „Walk of fame“ entstehen.

Als Erster wird sich damit dort Gojko Mitić verewigen. Der nach diesem Nachmittag verspricht, mal wieder in Thale vorbeizuschauen. Es muss ja nicht als Akteur auf der Bühne sein, was sich viele der Besucher am Sonntag für die Bergtheater-Saison wünschen würden. (mz)