Plan für Steinbruch bei Ballenstedt Plan für Steinbruch bei Ballenstedt: Protest-Wandern gegen Grauwackeabbau

Meisdorf - Zehn Uhr morgens, sieben Grad unter Null. Unterhalb der Burg Falkenstein sind die Wanderer am Samstag gerüstet: Warme Stiefel, dicke Jacken, Mützen und Handschuhe sollen sie in den kommenden Stunden vor der Kälte schützen, die sich im Selketal breitmacht.
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (AHA), der Heimat- und der Fremdenverkehrsverein Meisdorf haben aufgerufen zu einer Wanderung gegen die Pläne der Mitteldeutschen Baustoffe GmbH (MDB), zwischen Ballenstedt und Meisdorf einen Grauwacke-Steinbruch zu errichten. Wanderziel ist das geplante Abbaugebiet. Viele Naturfreunde wollen mitmachen. Sie kommen aus dem Altkreis Quedlinburg und dem Salzlandkreis, einige Autos am Treffpunkt zur Wanderung tragen Wernigeröder Kennzeichen.
„Wir wollen so unsere Sympathie und Solidarität darstellen mit allen, die gegen den Steinbruch sind“, sagt Horst Schöne vom Harzklub-Zweigverein Harzgerode. Es geht aber um mehr: Die Wanderung zwischen Ballenstedt und Meisdorf solle zugleich daran erinnern, dass hier im Selketal kein Staudamm gebaut werden soll, setzt er hinzu. Außerdem wolle man eine Resolution verfassen, die sich gegen einen Neubau der Annenbrücke (die MZ berichtete) wendet.
Einsatz für Staudamm im Selketal
Das Bauwerk führt in der Nähe des Meisdorfer Schlosses über die Selke; anstelle des Neubaus solle ein kleiner Staudamm errichtet werden, auf dem eine Straße verläuft, erklärt Detlef Mahlo von der Bürgerinitiative Naturnaher Hochwasserschutz Selke.
Das geplante Hochwasserrückhaltebecken im Selketal hält Schöne dagegen geradezu für gefährlich: Beim ersten Anstau werde Unrat und Müll angespült, den niemand mehr wegräumen würde. „Da hat kein Lebewesen auf Dauer Bestand.“ Der Altbergbau der Region könnte fatale Auswirkungen haben: Was nicht verhüttet und als Abfall verkippt worden sei, ergieße sich bei jedem Hochwasser ins Tal: „Das sind hochtoxische Schwermetalle.“
Im Kampf gegen den Steinbruch wolle man Schulterschluss zeigen, sagen Wanderer. Man dürfe nicht diese einzigartige Landschaft solchen Plänen anheim fallen lassen, das hätte gravierende Auswirkungen. Andreas Liste vom AHA sieht in der Schaffung des Steinbruchs die komplette Zerstörung der Landschaft und den Eingriff in Schutzgebiete. Hier gebe es Feuersalamander und teilweise auch den baumbrütenden Mauersegler.
Hinweis auf „Mondlandschaft“ am Petersberg
„Das kann keiner wieder herrichten.“ Das Argument, Steinbrüche würden auch seltenen und bedrohten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten, hält Liste für wenig überzeugend. „Man kann doch nicht etwas zerstören, um etwas zu schaffen“, sagt er und verweist auf die „Mondlandschaft“, wie er es nennt, in Petersberg bei Halle. Dort baut die MDB Quarzporphyr ab.
Warnung vor Staubwolken
Der Ballenstedter Peter Eckstein sieht in den Plänen das Prinzip der körperlichen Unversehrtheit verletzt: Die vorherrschenden Winde würden den Staub nach Ballenstedt und Meisdorf treiben. Damit gäbe es eine permanente Feinstaubbelastung; Feinstaub setzt sich in den Lungen ab. „Wir würden ständig Staub schlucken müssen. Ich bin Flieger, und über dem Steinbruch von Rieder sehe ich die Staubwolken, die über die Roseburg in die Ebene ziehen.“ (mz)
