Pappelteich in Ermsleben Pappelteich in Ermsleben: Leer wie eine Badewanne

Ermsleben - Barsche, nicht einmal handtellergroß, dazu viele winzige Plötzen und vereinzelt einige Rotfedern.
Was am Dienstag im Kescher von Bernd Manneck landet, bestätigt eindrucksvoll, was die Mitglieder des Angel- und Castingvereins Ermsleben schon befürchtet hatten: Der Bestand im Pappelteich hat sich dramatisch verändert.
Pappelteich: Weißfische beißen nicht an - sie fehlen
„Wir machen hier eine Fischbestandskontrolle“, erklärt Uwe Koch, Kassierer des Vereins. Hintergrund sei, dass die Angler seit Jahren oft vergeblich versuchen, Weißfisch an den Haken zu bekommen - obwohl regelmäßig besetzt wurde.
Stattdessen hätten sie ungewöhnlich viele Barsche in dem kleinen Gewässer geangelt. „Das bestätigt sich hier“, so Koch.
Pappelteich: Auch die Verstecke nah am Ufer werden durchsucht
Manneck, beim Landesanglerverband verantwortlich für Gewässerwirtschaft und Fischereischutz, durchsuchte die üblichen Verstecke der Fische - nah am Ufer und an krautigen, bewachsenen Stellen mit einem E-Fischgerät.
Das Ergebnis sei „spektakulär negativ“, so der Fachmann. „Der Fischbestand ist völlig zusammengebrochen.“
In seinem Kescher landen nur kleinste Fische, Brut von Barsch und Plötzen, dazwischen eine Rotfedern. „Eigentlich müsste es im Teich davon wimmeln“, beklagt er. Es fehlen andere Arten wie Karauschen, Hechte oder Giebel.
Pappelteich: Fluchtbewegungen konnten nicht beobachtet werden
Auch Fluchtbewegungen, die auf größere Artgenossen hätten schließen lassen können, habe er nicht beobachtet. Die älteren Jahrgänge vermisst er in dem Gewässer völlig.
„Es fehlen jegliche Fische über 15 Zentimeter Größe“, erklärt Manneck und setzt nach: „Das ist schwierig bis gar nicht zu erklären in einem natürlichen Gewässer.“
Der Fachmann bemerkte noch mehr Unstimmigkeiten: „Auffällig ist, dass Unterwasserpflanzen fehlen. Der Grund ist wie eine Badewanne“, zieht Manneck einen Vergleich.
Pappelteich: Wegen fehlender Unterwasserpflanzen könne die Fische nicht laichen
Den verschiedenen Arten falle es unter diesen Umständen schwer zu laichen. „Trotzdem ist es keine Erklärung dafür, wo die Besetzung ist“, vermisst Manneck die eingesetzten Schleien und Karpfen.
Die Angler schütteln verwundert den Kopf. Im Vorjahr hätten sie noch eine regelrechte Krautplage gehabt.
Sie vermuten, dass ein gefräßiger Fischjäger aus der Luft ihrem Bestand so zusetzt und haben einen Kormoran im Verdacht.
„Das haben wir öfter, dass genau dieses ‚Kormoranfenster’ fehlt“, bestätigt Manneck vorsichtig. Denn genau die Fischgröße, die dem Räuber schmeckt, fehle.
Pappelteich: Graskarpfen gehen durch wie ein Rasenmäher
Der Fachmann hat auch für die fehlenden Pflanzen eine mögliche Erklärung. Graskarpfen - eine nicht heimische Art, die nicht besetzt werden darf, aber oft noch durch Altbestände vorhanden ist. „Die gehen durch wie ein Rasenmäher“, erklärt Manneck.
Etwas Erholung des Bestandes erhoffen sich die Angler durch eine Rettungsaktion am Burgteich.
Nachdem es dort vor einigen Wochen zu einem Fischsterben gekommen war, fing Bernd Manneck die verbliebenen Tiere mit dem E-Fischgerät. Diese wurden als Grundbesatz in den Pappelteich gesetzt.
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Das Elektrofischen ist in Sachsen-Anhalt nur mit zugelassenem Gerät, einer entsprechenden Ausbildung sowie einer behördlichen Genehmigung erlaubt. Auch die Kreisverwaltungsbehörde und der Eigentümer oder Pächter des Gewässers müssen ihre Zustimmung geben. Diese Art des Fischens dient häufig der Bestandsaufnahme in einem Gewässer (Anzahl und Artenvielfalt) und ermöglicht den Bestand zu regulieren, indem gezielt Tiere entnommen werden. Das Elektrofischen ermöglicht es, Fische zu fangen ohne die Tiere zu verletzen, da der Strom sie zwar benommen macht, die Fische sich aber normalerweise schnell erholen. (mz)
