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Nordharzer Städtebundtheater  Nordharzer Städtebundtheater Halberstadt: Shrek muss leider noch warten

Von Rita Kunze 01.04.2020, 13:56
In der Theaterschneiderei werden aus Stoffresten Mundschutzmasken genäht.
In der Theaterschneiderei werden aus Stoffresten Mundschutzmasken genäht. Nordharzer Städtebundtheater/Bertram Beier

Halberstadt - Wenn Andrea Günzler an ihren Arbeitsplatz kommt, dann ist es dort noch ruhiger als sonst. In der Schneiderei des Nordharzer Städtebundtheaters arbeiten zwar Frühaufsteher, doch in diesen Tagen gehören sie zu den wenigen, die überhaupt noch ins Theater kommen.

Wegen der Corona-Krise gibt es keine Proben für Schauspiel oder Musiktheater, Inszenierungen sind teilweise schon in das kommende Jahr verschoben worden. Die Frauen, die gerade noch Kostüme für die Musicalproduktion „Shrek“ genäht haben - die Premiere war für den 9. Mai im Großen Haus Halberstadt geplant -, haben diese Arbeit abgebrochen. Sie nähen jetzt Mundschutzmasken.

Die Idee hatte Kerstin Nagat, die Leiterin des Kostümwesens am Haus, die darüber mit Verwaltungsdirektor Jörg Heyne sprach. „Er rief mich an und fragte, was ich davon halte“, sagt Andrea Günzler, Herrengewandmeisterin und stellvertretende Abteilungsleiterin. „Ich finde, das ist eine sehr, sehr gute Idee.“

Nur drei Frauen dürfen jetzt noch gleichzeitig in der Werkstatt arbeiten

Unterstützt werden die Näherinnen von Ankleiderinnen und Kolleginnen, die sonst im Theaterfundus beschäftigt sind. Nur drei Frauen dürfen jetzt noch gleichzeitig in der Werkstatt arbeiten, viele sind in Teilzeit beschäftigt. Jeden Tag nähen sie 60 Mundschutzmasken, mehr als 1.000 sind bereits bestellt.

„Es entstehen dabei einzigartige und handgefertigte modische Unikate, die für den gemeinsamen Kampf gegen das Coronavirus stehen“, sagt Dramaturg Daniel Theuring. Andrea Günzler beschreibt es so: „Wir hätten dafür auch einfachen weißen Baumwollstoff nehmen können. Aber man kann sich ja auch ein bisschen stylisher schützen.“

Blumenbindedraht für die richtige Passform wird eingenäht

Und so vernähen sie Reste aus bunten Baumwollstoffen, die das Theater geschenkt bekommen oder auf Lager hat, weil „wir sie mal bei Inszenierungen vernäht haben“, sagt Andrea Günzler.

Der Stoff wird doppellagig verarbeitet, anfangs mit farblich passendem Einfassband, jetzt mit Gummibändern. „Man wird ja erfinderisch“, sagt die Gewandmeisterin und verweist auf ein kleines Detail: Damit die Maske individuell an jede Nasenform angepasst werden kann und richtig anliegt, wird in der oberen Kante der Masken Blumenbindedraht eingenäht.

„Sterile Masken wie im Krankenhaus können wir nicht herstellen“, sagt sie weiter. „Aber man kann die Masken auf jeden Fall bei 60 Grad waschen.“

Es ist ein geben und Nehmen

Abnehmer sind die Stadt Quedlinburg, die Gemeinde Huy, die Nosa GmbH als Holding-Gesellschaft der Stadt Halberstadt, die Firma DLC Wernigerode, die Harzsparkasse und der Edeka-Markt Bienek in direkter Nachbarschaft des Halberstädter Theaters.

Die Abnehmer hätten sich beim Theater gemeldet, sagt Daniel Theuring. Die Städte und Unternehmen seien allerdings auch Unterstützer des Nordharzer Städtebundtheaters, die beispielsweise Spenden an die Theatervereine in Quedlinburg und Halberstadt geben würden. So gesehen sei es ein Geben und Nehmen.

„Wir freuen uns, dass wir das machen dürfen“, sagt Andrea Günzler. „Die Kollegen sind mit Feuereifer dabei.“ Und je mehr sie nähen würden, um so schneller würden sie auch. „Die Handgriffe sitzen. Das ist dann wie Konfektion.“ (mz)

Die fertigen Masken.
Die fertigen Masken.
Beier