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Nanostone in Halberstadt Nanostone in Halberstadt: Neunte Stelle hinterm Komma ist ausschlaggebend

Von Uwe Kraus 10.02.2018, 13:55
In Halberstadt werden Wasserfilter für Industrieanlagen hergestellt.
In Halberstadt werden Wasserfilter für Industrieanlagen hergestellt. Nanostone Water GmbH

Halberstadt - 0,000000001, die neunte Stelle hinterm Komma, um milliardstel Meter - also Nanometer - geht es bei der Nanostone Water GmbH.

Bernhard Bischof, der mit Burghard von Westerholt und Christian Göbbert das Führungstrio des Unternehmens bildet, vergleicht das, was am Bahndamm in Halberstadt produziert wird - keramische Wasserfilter -, mit einem Kaffeefilter, der das Pulver auffängt.

Nanostone in Halberstadt: Viren und Bakterien werden sogar zurückgehalten

„Die Poren unserer Filter sind aber so klein, dass sie nicht nur feste Stoffe, sondern selbst Viren und Bakterien sicher zurückhalten.“ Christian Göbbert fügt an: „Alles, was chemisch nicht im Wasser gebunden ist, holen wir da raus.“ Zum Einsatz kommen sie etwa in industriellen Wasseraufbereitungsanlagen.

Wo heute Nanostone entwickelt und produziert, siedelte sich 2003 ein Unternehmen aus Saarbrücken an, das ebenso auf Nanotechnik setzte.

2012 kaufte ein US-Investor die Firma aus einer Insolvenz heraus und sah das Potenzial, das in der vorhandenen Technik und den Mitarbeitern steckte.

Bei der Neustrukturierung legte man den Fokus auf Forschung und Entwicklung sowie auf neue Produkte. „Das hat seine Zeit gedauert, die uns die Mutterfirma auch gibt.“ Es wurde kräftig investiert.

Nanostone in Halberstadt: Einst nur 17 Mitarbeiter

Als Bernhard Bischof hier begann, verloren sich die 17 Mitarbeiter fast in der Werkhalle. Es wurde dann immer enger, so dass parallel zu Neuentwicklungen das Gebäude wuchs.

Waren es zum Jahresstart 120 Mitarbeiter, soll diese Zahl weiter auf 140 wachsen. In Produktion, IT und Verwaltung könnten die ersten Auszubildenden anfangen, und auch das achtköpfige Entwicklerteam soll aufgestockt werden

Die Ingenieure verschiedener Fachrichtungen stellen sich Herausforderungen, deren Dimensionen kaum zu überschauen sind.

„Es dreht sich nicht ums Säubern eines Aquariums oder des häuslichen Swimmingpools, nicht um Haushaltsanwendungen, sondern um Großtechnik, die äußerst robust sein muss“, umschreibt es der Chefentwickler Göbbert.

Nanostone in Halberstadt: 100-prozentiger Durchfluss

Die nanobeschichtete Keramik muss kontinuierlich von Belegen befreit werden, so dass ein 100-prozentiger Durchfluss garantiert ist. „Statt mit der Bürste geht es mit hohem Druck zur Sache.“

Die Innovation an sich ist es, dass die bisherigen Polymer- und Papierfilter durch die Keramik verdrängt werden. „Wir forschen daran, wie die milliardstel Meter kleinen Löcher möglichst homogen auf der Keramik verteilt werden können.“

Der Nanostone-Wasserfilter ist vollständig entwickelt, umfangreich getestet und hat damit den Status der Marktreife erreicht

„Wir haben den Schritt von der Pilotanlage zur professionellen Produktion bereits durchgeführt“, erklärt Burghard von Westerholt, der 2017 zur Firma stieß, und weist auf die Kollegen, die im Rund-um-die-Uhr Betrieb die großen Brennöfen, aber auch sehr anspruchsvolle Extrusions- und Beschichtungsanlagen bedienen.

Nanostone in Halberstadt: Produkte reifen nicht erst bei den Kunden

„Wir gehören nicht zu den Firmen, deren Produkte erst beim Kunden reifen“, macht Bernhard Bischof klar.

Gleichwohl sei es wichtig, nicht stehen zu bleiben, sondern bereits an der nächsten Produkt-Generation zu arbeiten, um den Kunden beste Lösungen zu bieten.

„Nicht umsonst verfügt unser Labor über neuste Technologie wie ein modernes Rasterelektronenmikroskop.“

Als international ausgerichtetes Unternehmen agiere Nanostone Water auf den Märkten dieser Welt. „Und seit dem zweiten Quartal 2017 erleben wir, wie begehrt unsere Lösungen dort sind. Zeitweise waren unsere Module ausverkauft“, so Bischof.

Nanostone in Halberstadt: Kooperation mit der Fachhochschule Magdeburg/Stendal

Christian Göbbert berichtet von der Kooperation mit der Fachhochschule Magdeburg/Stendal. Unterdessen gibt es einen eigenen Testcontainer, in dem der Zusammenhang von Porengröße und Rückhalt von Stoffen untersucht wird.

Es solle sich ein reales Bild der Filtration gemacht werden können, denn Rohwasser unterliegt nicht nur jahreszeitlichen Schwankungen.

Dazu kommen die zunehmenden Belastungen durch Mikroplastik und Medikamentenrückstände. Wasser saubermachen - so kann man das Tun der Nanostone Water GmbH kurz umschreiben. „Das wird auch ein bedeutendes Thema für Deutschland, wenngleich die Wasserprobleme an anderen Enden der Welt akuter sind“, so Burghard von Westerholt.

Nanostone in Halberstadt: Kein universeller Heilsbringer

Bernhard Bischof verweist auf eine Milliarde Menschen ohne sauberes Wasser und 2,4 Milliarden, die über keinen Zugang zu sanitären Anlagen verfügen. Wasser gilt als wichtigstes Lebensmittel und wird ebenso von der Industrie benötigt.

„Wir wissen aber auch, unsere Technik ist kein universeller Heilsbringer, aber unser wichtigster Beitrag zur Lösung solcher Probleme.“ (mz)