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Hobbypilot stirbt Nach Pilotenlizenz in Oppin: Mann aus Wernigerode stürzt mit Ultraleichtflieger in Karlstadt ab

Von Ingo Kugenbuch 08.03.2018, 06:55
Das Ultraleichtflugzeug ist Sekunden nach dem Start auf dem Flugplatz Saupurzelberg völlig verbrannt.
Das Ultraleichtflugzeug ist Sekunden nach dem Start auf dem Flugplatz Saupurzelberg völlig verbrannt. Ostmann

Wernigerode/Karlstadt - Es sollte der erste Flug mit dem ersten eigenen Flugzeug werden. Vor rund einer Woche hatte der 51-jährige Bauunternehmer aus Wernigerode bei einer Flugschule in Halle-Oppin seinen Pilotenschein gemacht.

Am Montag ist er dann mit seinem Fluglehrer in dessen Flugzeug von Oppin nach Karlstadt bei Würzburg (Bayern) geflogen. Dort hatte er ein Ultraleichtflugzeug gekauft, das er nun abholen und nach Hause in den Harz fliegen wollte. Doch kurz nach dem Start stürzte die Maschine vom Typ Flight Design CT gegen 14.30 Uhr auf einen Acker.

Flugzeug geriet sofort in Flammen und brannte aus

Wie Augenzeugen berichten, stand das aus Kunststoff gefertigte Flugzeug auf der Stelle in Flammen und brannte aus. „Man muss davon ausgehen, dass der Pilot sofort tot war“, sagt Philipp Hümmer, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken in Würzburg der MZ.

Wie es zu dem tödlichen Unfall kommen konnte, ist bislang unklar. Die Polizei in Franken geht nach den ersten Ermittlungen aber davon aus, dass das Flugzeug wegen eines Pilotenfehlers abstürzte.

„Nach derzeitigem Stand können wir ausschließen, dass der Absturz auf einen technischen Defekt zurückzuführen ist“, sagt Hümmer. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei und der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig liefen weiter.

Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung Braunschweig ermittelt

Leicht werden sie sich allerdings nicht gestalten: Es gibt laut Hümmer in dem Flugzeug weder eine Blackbox, die die Flugdaten aufzeichnet, noch eine Aufzeichnung von Funksprüchen.

Wie BFU-Sprecher Germout Freitag berichtet, wird seine Behörde in vier bis sechs Wochen einen Zwischenbericht präsentieren, in dem die Untersuchungsergebnisse zusammengefasst sein werden. Eine vermutete Unfallursache werde darin aber nicht genannt.

Abschlussbericht  kann bis zu sechs Monate dauern

„Es dauert bis zu einem Jahr, ehe wir einen Abschlussbericht mit der Absturzursache vorlegen können“, sagt Freitag. Weitere Einzelheiten zu dem Unfall dürfe er nicht nennen.

Der Wernigeröder hat sein Flugzeug beim Karlstadter Luftsportclub auf dem Saupurzelberg abholen wollen. Dort hatte der Verkäufer die Maschine, die er zuvor drei Jahre geflogen ist, untergestellt.

„Er wollte den Hochdecker verkaufen und sich stattdessen einen Tiefdecker zulegen“, berichtet der Club-Chef Burkhard Vogel der MZ. Bei einem Hochdecker sind die Tragflächen oberhalb der Passagierkabine untergebracht, bei einem Tiefdecker, der wendiger und schneller sei, darunter.

Strömung könnte in steiler Kurve abgerissen ein

Vogel, der bei dem Unfall am Montag selbst nicht dabei war, berichtet, dass der Pilot aus Wernigerode das Flugzeug laut Zeugenaussagen sehr steil hochgezogen habe und dann in eine Linkskurve fliegen wollte.

„Dadurch ist die Geschwindigkeit schnell gesunken, und bei der Einleitung der Kurve könnte deshalb die Strömung unter dem linken Flügel abgerissen sein“, vermutet Vogel. So habe das Flugzeug keinen Auftrieb mehr erzeugt und sei wie ein Stein zu Boden gestürzt.

Not-Fallschirm soll nicht aktiviert gewesen sein

Das Ultraleichtflugzeug mit einer Spannweite von rund 8,50 Metern und einer Höchstgeschwindigkeit von 230 Kilometern pro Stunde sei mit einem Not-Fallschirm ausgestattet, sagt Vogel, der bei einer Havarie gezündet werden könne und dann das ganze Flugzeug auf dem Weg nach unten abbremsen soll.

Dieses System habe der Pilot aber nicht aktiviert, sagt der Vereinsvorsitzende. Allerdings ist eine gewisse Mindesthöhe nötig, damit der Fallschirm seine Wirkung entfalten kann. Diese war am Saupurzelberg wohl ohnehin nicht erreicht.

Hobby-Pilot besaß erst seit einer Woche die Lizenz

Der ums Leben gekommene Hobby-Pilot hatte seine Pilotenlizenz nach einer mehrmonatigen Ausbildung in Halle-Oppin zwar erst seit etwa einer Woche. Trotzdem war er kein völliger Flugneuling. „Er hatte etliche Jahre Erfahrung als Gleitschirmflieger“, sagt ein Mitarbeiter der Lips Flugdienst GmbH, bei der der Mann seine Ausbildung für das Ultraleichtflugzeug gemacht hatte.

„Er hat sich auch während der Ausbildung außergewöhnlich gut angestellt.“ Seine Prüfung habe er sowohl im theoretischen wie auch im praktischen Teil „mit sehr guten Ergebnissen“ abgeschlossen. (mz)