Ursache des Feuers gefunden Nach Feuer in Ditfurt: Kurzschluss in Wäschetrockner löste den Brand aus

Ditfurt - Asche und verkohlte Holzlatten bedecken den Fußboden, Dämmwolle hängt in Fetzen von der aufgebrochenen Zimmerdecke. Nach dem Brand am Sonnabend ist in der Alten Schmiede in Ditfurt nichts mehr wie zuvor. „Ich war fast fertig mit dem Ausbau“, sagt Hausbesitzer Ronny Griese und sieht sich in der ersten Etage um. Klar ist: Er muss wieder ganz von vorn anfangen.
Der gebürtige Quedlinburger hatte das historische Fachwerkhaus vor vier Jahren gekauft. „Es war eine Ruine“, blickt er zurück. Der 35-Jährige ist gelernter Kellner, arbeitete mehrere Jahre lang in Dortmund. Die langen Arbeitszeiten in der Gastronomie machten ihm zu schaffen, außerdem zog es ihn zurück in den Harz.
„Zwei Jahre lang habe ich geschuftet, jeden Tag zwölf Stunden"
In dem Haus in der Spiekerstraße wollte er zunächst eine Autowerkstatt aufbauen, verlegte sich dann aber auf das Immobiliengeschäft. Sein Plan: Marode Häuser kaufen, instandsetzen und die Wohnungen darin vermieten. Drei Immobilien gehören ihm inzwischen, das Brandhaus sowie das benachbarte Gebäude und ein Haus in Ermsleben.
In die Sanierung der Alten Schmiede hat Griese viel Arbeit gesteckt. „Zwei Jahre lang, jeden Tag zwölf Stunden, habe ich geschuftet. Ich habe jeden Balken bearbeitet, alle Fenster eingesetzt. Ich kenne jeden Winkel im Haus“, sagt er.
„Alte Holzbalken, dunkle Böden - das ist mein Stil“
Das nötige Wissen eignete er sich im Alleingang an, las vieles im Internet nach. Er wollte im Haus möglichst viel erhalten oder zumindest nachbilden. „Schön alte Holzbalken, dunkle Böden - das ist mein Stil“, sagt Griese und weist auf die Wand im Eingangsbereich. Dort hängen noch die Beschläge des alten Eingangstors, die er aufgearbeitet hat. „Ich habe hier wirklich viel Liebe hineingesteckt.“
Im ersten Stock war Ronny Griese fast fertig. Zwei Wohnungen befinden sich dort, eine mit zwei Räumen, die andere mit drei Räumen. Beide waren bereits vermietet. „Hier war das Kinderzimmer“, sagt Ronny Griese und zeigt auf das verkohlte Gitterbettchen unter der Dachschräge.
Eine Mutter mit ihrem Baby war vor Kurzem eingezogen. „Gott sei Dank waren sie nicht da, als das Feuer ausbrach. Wenn das Kind dort gelegen hätte, dann hätte es nicht überlebt.“
Junge Mutter mit Kind war nicht zu Hause, als es brannte
Die Fensterscheibe im Kinderzimmer haben die Feuerwehrleute beim Löscheinsatz eingeschlagen, die Scherben stecken noch im Rahmen. Rund 1000 Grad hätten dort geherrscht. „Das Brandschutzfenster ist von innen geschmolzen“, so Griese. Zum Glück waren die Trockenbauwände mit Brandschutzplatten versehen, berichtet er. Reiner Zufall: Die Platten, die er ursprünglich verwenden wollte, waren im Baumarkt ausverkauft.
Der Ursprung des Feuers befindet sich nur wenige Meter entfernt: Ein Wäschetrockner mit Kurzschluss. Auf die richtige Spur kam der Brandermittler, weil der Fußboden rund um das Gerät noch stärker verbrannt war als im Rest des Hauses.
Von dort konnte sich das Feuer mangels Sauerstoff nur nach oben ausbreiten - Fenster und Türen waren geschlossen, weshalb die Flammen durch eine Luke ins Dachgeschoss schossen und das Dach in Brand setzten.
Das Feuer breitete sich von dort weiter aus, inklusive Nachbarwohnung. Auch dort herrscht Chaos: Zwischen verkohlten Balken hängt Wäsche zum Trocknen auf einem Gestell, auf einer angeschmorten Kommode stehen rote Kerzen.
Feuer breitete sich mangels Sauerstoff nur nach oben aus
Bis 22 Uhr hat Ronny Griese am Freitagabend im Haus gearbeitet. Er wohnt nebenan und hat nachts um zwei Uhr noch von der Dachterrasse hinübergeschaut. „Da war alles in Ordnung.“ Am Morgen ging alles ganz schnell. „Mein Nachbar hat um 8.20 Uhr an die Tür geklopft“, berichtet der 35-Jährige.
Da heulten bereits die Sirenen, die Feuerwehr rückte an, alarmiert vom selben Nachbarn. „Ich bin rausgerannt, hab’ das Tor aufgerissen und den Hund rausgeholt“, beschreibt Griese und fügt hinzu. „Bis abends war es wie im Film.“
„Zwei Tage lang habe ich nur geheult“
Dann wurde ihm klar, was eigentlich geschehen war. „Zwei Tage lang habe ich nur geheult.“ Besonders trieb ihn die Frage um, ob er das Feuer womöglich selbst durch Fehler beim Bau verursacht haben könnte. Dass es der Trockner war, kann er immer noch nicht fassen. „Der war nigelnagelneu“, sagt der Vater von zwei kleinen Söhnen.
Der Bericht des Brandermittlers hat ihm geholfen, mit dem, was geschehen ist, zurechtzukommen. „Ich bin erleichtert, dass es nicht meine Schuld war.“ Jetzt will er nach vorne schauen und das Haus noch einmal sanieren.
„Ich werde nicht den Kopf in den Sand stecken. Ich schaue positiv nach vorn. Einen anderen Weg gibt es nicht.“ Die Erinnerung an frühere Schicksalsschläge, die noch schlimmer waren als der Brand, bestärke ihn darin.
„Ich werde nicht den Kopf in den Sand stecken"
Dankbar ist er für den Zuspruch aus dem Ort. „Man wächst in der Nachbarschaft zusammen“, sagt Griese. Namentlich Bürgermeister Matthias Hellmann habe ihn sehr unterstützt. Zuversichtlich ist der Eigentümer auch deshalb, weil er jetzt vier Helfer an seiner Seite hat und genau weiß, was er zu tun hat.
„Ich baue es noch besser wieder auf“, sagt er. Eins werde er dabei aber auf jeden Fall ändern: „Die alten Dachziegel haben mir noch nie gefallen.“ (mz)