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Drogenküche Bombenbau? Nach Explosion Minslebener Straße Halberstadt: Chemikalien dienten möglicherweise zur Herstellung von Drogen

Von Benjamin Richter 28.05.2019, 05:56
In diesem Einfamilienhaus in der Minslebener Straße in Halberstadt hatte es in der Nacht zu Montag eine Explosion gegeben. 
In diesem Einfamilienhaus in der Minslebener Straße in Halberstadt hatte es in der Nacht zu Montag eine Explosion gegeben.  Tom Wunderlich

Halberstadt - Die Chemikalien, die die Polizei nach einer Explosion am Sonntagmorgen in einem Haus in Halberstadt gefunden hat, dienten möglicherweise zur Herstellung von Drogen. Alternativ hätte man mit ihrer Hilfe auch eine Bombe bauen können.

Das teilte Nadine Sünnemann, Sprecherin des Reviers Harz, am Montag auf MZ-Anfrage mit. „Jede Substanz für sich allein ist nicht gefährlich“, erklärte sie. Lasse man sie miteinander reagieren, wirkten sie aber explosiv oder berauschend. Die Stoffe könnten legal gekauft werden.

„Jede Substanz für sich allein ist nicht gefährlich“, sagt die Polizeisprecherin

Bei der Detonation in der Minslebener Straße war am Sonntag gegen 0.30 Uhr ein 43 Jahre alter Mieter schwer verletzt worden. Die Polizei bestätigte nun, dass der aus Bulgarien stammende Mann bei dem Vorfall seine Hand verloren hat.

Er wurde intensivmedizinisch versorgt und befand sich zwischenzeitlich im künstlichen Koma, aus dem er mittlerweile erwacht ist. „Er wurde befragt“, fügte Sünnemann hinzu. Zu seinen Aussagen wollte sich die Polizeisprecherin „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht äußern. Der Mann sei nicht vorbestraft.

Der schwerverletzte Mann wurde befragt, was er ausgesagt hat, teilt die Polizei nicht mit

In einem Abstand von 300 Metern um den Explosionsort waren am Sonntag alle Wohnungen geräumt worden. Insgesamt waren elf Straßen komplett oder zum Teil betroffen. Die Polizei brachte 650 Menschen in Notunterkünften unter. Im Freizeitzentrum in der Gebrüder-Rehse-Straße stellten Helfer 250 Feldbetten auf; 36 Menschen verbrachten dort die Nacht.

Andere kamen bei Bekannten unter. Zum Montag hob der Einsatzleiter die Evakuierung um 3.30 Uhr auf. „Die Anwohner sind inzwischen in ihre Häuser zurückgekehrt“, so Sünnemann.

Der Tatort ist weiterhin polizeilich beschlagnahmt, die Ermittlungen dauern dort an. „Die Spurensicherung ist noch nicht fertig“, teilte die Polizeisprecherin mit. Daher könne man erst in den kommenden Tagen mit Sicherheit sagen, wie es zu der Explosion kam.

Noch steht demnach nicht fest, ob die Detonation vorsätzlich oder fahrlässig herbeigeführt wurde. Die Stadt Halberstadt hatte ihren Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) einberufen. Dieser kommt bei Katastrophen und Havarien zum Einsatz. (mz)