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Museum Burg Falkenstein Museum Burg Falkenstein: Kastellan versteckt Schätze in Hohlräumen

Von Sabine Herforth 01.06.2017, 09:55
Museologin Marita Geisler begutachtet den Kelch. Graf Friedrich von der Asseburg-Falkenstein und seine Frau bekamen ihn zur Silberhochzeit.
Museologin Marita Geisler begutachtet den Kelch. Graf Friedrich von der Asseburg-Falkenstein und seine Frau bekamen ihn zur Silberhochzeit. Chris Wohlfeld

Falkenstein - Ein nur 25 Zentimeter hoher Zwischenraum - so hoch wie der Dachbalken - diente über viele Jahrzehnte als sicheres Versteck für längst vergessene Kunststücke.

Auf Burg Falkenstein wurden in Anwesenheit von Louis Graf von der Asseburg und Selena Gräfin von der Asseburg zwei neue Funde präsentiert.

Mitarbeiter der Werkstätten für Denkmalpflege Quedlinburg entdeckten diese in Hohlräumen der Decke zwischen dem Gemäldedepot und dem Rittersaal.

Schutz der Schätze auf Burg Falkenstein vor dem Zugriff Dritter

Die beiden Fundorte befinden sich im Mittelgeschoss des alten Küchenhauses. Möglicherweise hatte der Kastellan die Stücke vor vielen Jahren versteckt, um sie vor dem Zugriff Dritter zu schützen, glaubt Joachim Schymalla, Leiter des Museums Burg Falkenstein.

Wohlfeld

In Anwesenheit der Familie von der Asseburg wurden die Fundstücke von den Museumsmitarbeitern der Öffentlichkeit präsentiert.

Denn die Stellen befinden sich direkt neben dem Eingang zur früheren Wohnung des Burgkastellans Gustav Henne. Er arbeitete und wohnte von 1931 bis 1963 auf dem Falkenstein und versteckte die Gegenstände vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg.

„Man muss dort in ziemlich mühsamer Arbeit das Paneel gelöst und geschlossen haben“, glaubt Schymalla. Die nötige Zeit hätte Henne gehabt, befinden sich die beiden Fundorte doch in einem Bereich, der Besuchern damals nicht zugänglich war.

Meißner Porzellan auf Burg Falkenstein stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert

Am 12. Januar wurden nun zunächst drei offene Pappkartons entdeckt, in denen vor allem Meißner Porzellan - überwiegend aus dem 19. Jahrhundert - in Papier eingewickelt lag.

„Das Interessante ist: Die Zeitungen sind wesentlich älter“, so Christian Philipsen, Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt. Vielleicht lag das Porzellan, mutmaßt er, bereits jahrelang eingewickelt in den Kartons und wurde erst später versteckt.

Neben Porzellan befindet sich unter den Fundstücken auch ein Prunkkelch, der mit Sicherheit aus dem ehemaligen Asseburger Familienbesitz stammt. Eine Inschrift verrät, dass er ein Geschenk der Kinder anlässlich der Silberhochzeit von Graf Friedrich von der Asseburg-Falkenstein und seiner Frau Margarethe war.

Burg Falkenstein: Prunkkelch kann zweifelsfrei zugeordnet werden

Erwähnt wird das Stück auch in der Familienchronik und kann deshalb zweifelsfrei zugeordnet werden. „Wir gehen davon aus, dass die Sachen versteckt wurden, bevor die Familie enteignet wurde“, erklärt der Museumsleiter.

Daher seien die Funde auch Besitz der Nachkommen, würden aber in Falkenstein als Dauerleihgabe verbleiben und Besuchern zugänglich gemacht werden.

Ein weiteres interessantes Stück ist ein Hund aus Porzellan. Er findet im Porzellanbestand des im Schloss Wernigerode verwalteten Kunstgutes der Kulturstiftung sein Pendant, das am Mittwoch ebenfalls gezeigt wurde.

„Die Hunde, die sich hier beschnuppern, haben sich vermutlich 70 Jahre nicht gesehen“, meint Konrad Breitenborn, zuständig in der Stiftung für die Verwaltung von Kunstgütern.

Das Tier gehört zu den ältesten Stücken der beiden Funde und stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert.

Erneut wurde ein Hohlraum mit Schätzen auf der Burg Falkenstein entdeckt

Nur wenige Wochen nach dem Überraschungsfund wurde an fast gleicher Stelle am 9. Februar erneut ein Hohlraum entdeckt. Dort befanden sich 18 Gefäße, die teilweise noch verkorkt bzw. versiegelt und beschriftet sind.

Die Beschriftung lasse darauf schließen, dass es Apotheker- und Arzneigefäße aus der Asseburger Hausapotheke sind. Warum diese Behältnisse versteckt wurden, sei aber noch immer ein Rätsel.

Der Wert der Funde sei schwer zu beziffern, meint Schymalla. Neben dem Zustand - die meisten der Porzellanstücke weisen Beschädigungen auf - sind auch der ideelle und materielle Wert von Bedeutung. „Für uns ist der historische Wert viel wichtiger“, betont er.

Künftige Funde auf Burg Falkenstein lassen sich nicht mehr ausschließen

Künftige Funde will der Museumsleiter nach dieser Überraschung nicht mehr ausschließen. „Ob die Burg tatsächlich alle Geheimnisse schon preisgegeben hat, wissen wir nicht“, meint auch Konrad Breitenborn. Denn es gebe keine Inventarlisten von vor 1945, fügt Christian Philipsen an.

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Eine Verbindung der aktuellen Funde zum Versteck „Magdeburg“, das im April 1945 auf Burg Falkenstein angelegt und im Frühjahr 1992 durch Hinweise der Familie offenbart wurde, wird ausgeschlossen. Vielmehr wird vermutet, dass Kastellan Gustav Henne - er öffnete die Burg am 1. April 1946 wieder für Touristen - Porzellan und Familienapotheke versteckte. Die Familie von der Asseburg war nach Ende des Zweiten Weltkrieges geflohen. Sie wurde im Zuge der Bodenreform enteignet. Die Burg Falkenstein ging darauf hin in staatlichen Besitz über. Die heutige Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt übernahm 1996 die Liegenschaft und 1998 auch den Betrieb des Museums. (mz)

In Anwesenheit der Familie von der Asseburg wurden die Fundstücke von den Museumsmitarbeitern der Öffentlichkeit präsentiert.
In Anwesenheit der Familie von der Asseburg wurden die Fundstücke von den Museumsmitarbeitern der Öffentlichkeit präsentiert.
Wohlfeld
Die meisten Fundstücke sind aus Meißner Porzellan.
Die meisten Fundstücke sind aus Meißner Porzellan.
Wohlfeld