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Mountainbike-Marathon Mountainbike-Marathon: Regenschlacht am Ramberg

Von Detlef Anders 29.05.2013, 15:56
Nur neun Starter gab es auf der langen Strecke über 76,5 Kilometer. Fünf gaben später frierend auf.
Nur neun Starter gab es auf der langen Strecke über 76,5 Kilometer. Fünf gaben später frierend auf. Detlef Anders Lizenz

Friedrichsbrunn/MZ - „Das ist eine weise Entscheidung, das Rad auf dem Dach zu lassen.“ Florian Fahr lobt den Ballenstedter Frank Temper kurz vor dem Start des 16. Harzer Mountainbike-Marathons des Wintersportvereins Friedrichsbrunn etwas zu früh. Temper denkt gar nicht daran, das Fahrrad auf dem Dach zu lassen. Obwohl es seit Stunden regelrecht Bindfäden geregnet hat und keine Besserung in Sicht ist, will es Temper wie ein paar Dutzend andere unverbesserliche Biker wissen: Sie starten bei den drei Rennen über 25,5, 51 und 76,5 Kilometer am Schützenhaus.

51 Kilometer hat sich der 48-jährige Ballenstedter vorgenommen. „Letztes Jahr war es nur kalt. Jetzt ist es kalt und nass“, meint er vor dem Start. „Ein bisschen bekloppt muss man schon sein.“ Sein Ziel ist es, durchzukommen. Florian Fahr ist das erste Mal aus Berlin angereist und wo er schon mal da ist, will er auch fahren. „Ich habe nur vor dem Wasser ein bisschen Angst“, meint er mit Blick auf die je vier Bachquerungen pro Runde. Ob er die drei Runden durchzieht, konnte er noch nicht sagen. „Wenn es keinen Spaß macht, lässt man es eben.“ Aufmunternde Worte fanden die Komiker vom Dienst am Mikrofon. Fachkundige Kommentare zu den Startern hätte sich jedoch Tobias Grüttner (23) gewünscht. Auch er war aus Berlin gekommen, konnte aber angeschlagen nach einem Rennen in Altenau nicht um die lockenden Preisgelder mitfahren. Letztes Jahr war ihm in Führung liegend ein Reifen und damit der Traum vom Sieg geplatzt.

Seine Regensachen bekam nun Teamkameradin Anne Subklew, die bereits das dritte Mal nach Friedrichsbrunn kam. „Ich habe letztes Jahr gewonnen und will das heute auch“, sagte die 27-Jährige schmunzelnd - sie war diesmal die einzige Frau, die sich der Herausforderung stellte. „Nur die Harten kommen in den Garten“, witzelte die aus Wernigerode stammende Bikerin. Marten Schneider kam aus Ilsenburg an den Ramberg, doch sein Rad blieb zu Hause. „Man muss sich nichts mehr beweisen“, sagte er und verwies auf seinen Trainer Jörg Berthold, der die Fahne für die Ilsenburger Bike-Masters hoch hielt. „Es wird ein hartes Stück Arbeit“, sagte der 53-Jährige und definierte das Ziel seiner 50-Kilometer-Tour mit einfach „Durchkommen!“

Nicht nur die Fahrer, auch die Veranstalter vom WSV waren nicht zu beneiden. 60 Voranmeldungen hatten sie und mit weiteren 60 Nachmeldungen wie in den letzten Jahren rechneten sie. Am Ende waren es kaum 40 Fahrer, die sich bei den drei Rennen auf den Weg machten. „Im Winter hat es zu viel geschneit, jetzt regnet es zu viel“, sagte Sigmar Nordhaus vom WSV-Vorstand nach dem Pech beim Ramberglauf im Februar und nun beim MTB-Marathon. Kommt nun womöglich beim Abendlauf Ende Juni eine extreme Hitzewelle?

Am Ende musste das Organisationsteam um Thilo Wagner, der stellvertretende Vereinschef, einige Abbrüche von Fahrern vermelden. Darunter war auch Florian Fahr, der nach zwei der eigentlich drei geplanten Runden „total erfroren“ aufgab. „Ein großes Lob für den Veranstalter. Es war alles super, nur das Wetter eben. Nächstes Jahr komm ich wieder und dann gibt es den Podestplatz“, versprach er.

Durchgehalten hat dagegen Frank Temper. „Es war mörderisch, alles voller Schlamm“, beklagte er. Eigentlich wollte er schon nach einer Runde aufgeben, zog dann aber doch durch und kam nach dreieinhalb Stunden wohl als Letzter der Distanz ins Ziel. „Ich habe gefroren wie ein Schneider“, bekannte er gestern nach einem Ruhetag, an dem er „völlig platt“ war. Die Bäche seien allerdings nicht die befürchteten reißenden Flüsse gewesen. Nur einmal musste er mit dem Fuß runter. Die Ilsenburger planen indes für ihren Saisonhöhepunkt, die Teilnahme an der Craft Bike Transalp, dem härtesten Mountainbike-Etappenrennen der Welt. Dies führt im Juli über 681 Kilometer und 18 000 Höhenmeter von Mittenwald an der Gardasee.

Probleme hatten die Veranstalter allerdings aufgrund eines defekten Internetanschlusses mit der Ergebnismeldung. Bis gestern Abend war der Verein nicht in der Lage, die Platzierungen und die genaue Zahl der Abbrecher zu übermitteln.

Die genutzten Forstwege waren von vielen Rinnsalen durchzogen.
Die genutzten Forstwege waren von vielen Rinnsalen durchzogen.
Detlef Anders Lizenz