Geflügelzucht Mehr Puter in Warnstedt, aber kein absoluter Trend erkennbar
Warum die nunmehr 71. Ortsschau der Züchter von Rassegeflügel von einem Vereinsmitglied gerettet wird.

Warnstedt/MZ - „Zweimal ist bisher unsere Ortsschau ausgefallen, einmal ging es wegen der Vogelgrippe nicht, 2020 machte uns die Corona-Epidemie einen Strich durch unsere Planungen“, erinnert sich Gerd Bodenstein. 1949 sei der Warnstedter Rassegeflügelzuchtverein gegründet worden.
Während der Schau in der Sackstraße des Dorfes findet man einige Erinnerungsstücke an die Gründungsväter des Vereins. Unterdessen zeigten die Mitglieder mit Stolz ihr Tiermaterial bei der inzwischen 71. Ausstellung.
Qualität stimmt fast durchgehend
Der langjährige Vorsitzende des Rassegeflügelzuchtvereins, „irgendwann Anfang der 1990er habe ich das Amt übernommen“, gilt nicht als Mann großer Worte. Er weist auf die Reihen der Volieren und Käfige. „Die Beteiligung ist gut, die Qualität stimmt fast durchgehend.“ Trotzdem gab es für die Wertungsrichter allerhand zu tun. Rund 170 Tiere wurden ihnen am Wochenende vorgestellt. Die erfahrenen Juroren vergaben zahlreiche Prädikate an die Züchter. „Die Zahl der Tiere halten wir für so eine Ortsschau für sehr beachtlich“, attestieren die Geflügelexperten, die aus der näheren Umgebung angereist waren.
Vereinsvorsitzender Gerd Bodenstein redet Klartext: „Die Schau kann nur stattfinden, weil uns erneut eine Privatperson ein Ausstellungslokal zur Verfügung gestellt hat. Sonst würde es schon lange keine Schauen bei uns mehr geben.“ Wehmütig erinnern sich die Geflügelzüchter an vergangenen Zeiten, als man im „Jordan“ gackerte und spektakelte.
Warnstedter kochen nicht ihr eigenes Süppchen
Jens Meyer, der selbst Mitglied im Warnstedter Verein ist, öffnet bereits seit einigen Jahren für seine Zuchtfreunde und die am Wochenende wieder zahlreichen Besucher sein Hallentor. „Ohne ihn und seine Familie wären wir echt aufgeschmissen“, lobt der Vereinsvorsitzende. Bescheiden wehrt er ab. „Nein, ich möchte nicht unseren Verein in den Himmel heben. Aber ich sage immer wieder, wir müssen in unserem Dorf was für unser Dorf anpacken. Darauf kommt es an“, so Bodenstein.
Beim Schauen in den Gängen fällt auf, die Warnstedter kochen nicht ihr eigenes Süppchen. Nicht umsonst beteiligen sich Zuchtfreunde aus der Kernstadt Thale ebenso an der Ausstellung im Ortsteil, zu der ein gut ausgeschildertes Hinweissystem führt, wie Züchter aus Ditfurt, Westerhausen und umliegenden Vereinen.

Der 84-jährige Dieter Bülow aus Thale gehört zu jenen, denen Höchstbewertungen für die Zuchttiere zugesprochen werden. Seit vielen Jahren widmet er sich den Silberhalsigen Kreienköpfen, einer speziellen Hühnerrasse, von der er gleich mehrere Exemplare mit nach Warnstedt in die Schaukäfige gebracht hat. „Mit der Bewertung bin ich voll zufrieden. Mehr geht nicht“, sagt er.
Die besondere Schönheit der Puten
Auf der Schau können die Betrachter fast das komplette Zuchtprogramm begutachten. Groß- und Zwerghühner sind dabei, Enten, Gänse, Tauben und Puten in ganz unterschiedlichen Farbschlägen. Die Zahl der Puter hebt die Schau schon aus anderen heraus. Allein drei Züchter präsentieren ihre Tiere. Der Vereinsvorsitzende zählt dazu. Aber er stellt sich gleichzeitig auch mit Enten und mit Deutschen Reichshühnern den Bewertungen der Zuchtrichter. Nein, einen neuen Trend in der Zucht bemerkt er nicht. Puten seien „durchaus etwas Spezielles und vermitteln dabei auch so etwas wie besondere Schönheit“. Einen Kreisverbandsehrenpreis holt Gerd Bodenstein jedoch für seine Tiere nicht.
Mit einen kräftigen „Gut Zucht“ ehrt die Ausstellungsleitung mit dieser Auszeichnung Jens Meyer und Bernd Fiedler. „Gastgeber“ Meyer hat sich der Zucht von Zwergwelsumern verschrieben. Diese Hühner präsentiert er auf der Ortsschau in „Rostrebhuhnfarbig.“ Weiß sind dagegen die Altenburger Trommeltauben, mit denen Bernd Fiedler die Zuchtrichter voll überzeugt. Damit konnten beide Geflügelfreunde als Träger des Kreisverbandsehrenpreises als Züchter des Jahres in die 2021er Annalen des Vereins eingehen, der nicht unter Mitgliederschwund leidet, worauf der Vorsitzende des Rassegeflügelzüchtervereins am Samstag nicht ohne Stolz verweist.