Lothar-Späth-Förderpreis Lothar-Späth-Förderpreis: Katze auf dem Dach

Neinstedt - „Ich mag Katzen“, erzählt Manuela Methner und drückt ein Plüschtier an sich. Es ist eine Katze, die die 30-Jährige ins Licht der Öffentlichkeit rückt.
Sie wohnt am Osterberg in der Evangelischen Stiftung Neinstedt.
Früher lebte sie nach dem Tod ihrer Mutter in einem Halberstädter Heim und zog nach dem Ende ihrer Schulzeit nach Neinstedt, wo sie die Tagesförderung für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderungen besucht.
Heilerziehungspflegerin Annegret Vietze erinnert sich, wie Manuela Methner erste Skizzen und Entwürfe für einen Linolschnitt gemacht hat.
Zwei Schnitte übereinander gedruckt ließen ein Bild entstehen, das nun in einer Ausstellung in Wehr, ganz im deutschen Südwesten, zu sehen ist.
Denn die Neinstedterin gehört zu den Gewinnern des diesjährigen Lothar-Späth-Förderpreises.
Der widmet sich Art Brut beziehungsweise Outsider-Kunst und gehört zu den wichtigsten Kunstwettbewerben für Menschen mit geistiger Behinderung. 220 Kunstschaffende aus 50 Einrichtungen bewarben sich.
Lothar-Späth-Förderpreis: Strenge fachliche Kriterien
Die Jury aus den Künstlerinnen Lilot Hegi, Elena Romanzin und Kitty Schaertlin bestimmte nach streng fachlichen Kriterien die 15 Preisträger.
Annegret Vietze von der Tagesförderung der Evangelischen Stiftung Neinstedt hatte den Linolschnitt „Katze auf dem Dach“ für den gemeinsamen Jahreskalender ihres Bereiches und der Werkstatt ausgewählt und später das Bild für den Wettbewerb eingesandt.
„Ich habe mich gefreut“, bringt Manuela Methner hervor.
Lothar-Späth-Förderpreis: Die erste Reise mit dem schnellen Zug
Natürlich war sie sehr aufgeregt, nachdem sie erfuhr, dass sie mit ihrer Betreuerin Annegret Vietze zur Preisverleihung nach Wehr reisen wird.
„Ich bin zum ersten Mal im Leben ICE gefahren, erst war es dramatisch, dann toll.“
Vietze freut sich mit ihren Kolleginnen, dass bei der ersten Teilnahme eines ihrer Neinstedter Schützlinge gleich ein Preis geholt wurde.
Noch dazu, weil die Preisträgerin aus der Tagesförderung komme und nicht wie viele der anderen Prämierten aus „den Malerwerkstätten der Einrichtungen“.
Lothar-Späth-Förderpreis: Begegnung auf Augenhöhe
Die Veranstalter unterstreichen, es gehe nicht nur um die von Lothar Späth gespendeten Preisgelder. Von Bedeutung sei die gemeinsame Preisträgerausstellung der drei Künstler-Juroren mit den Preisträgern.
In der Galerie im Alten Schloss von Wehr begegnen sich Menschen mit und ohne geistige Behinderung auf Augenhöhe im Medium Kunst.
„Es war aufregend“, erinnert sich Manuela Methner und zeigt auf das Handy-Display ihrer Betreuerin. Darauf zu sehen ist ein Foto, auf dem Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter als Schirmherrin der Veranstaltung ihr die Urkunde überreicht, die nun ihren Platz in Neinstedt gefunden hat.
Mutter, die in den Vorjahren selbst Wettbewerbsarbeiten ankaufte, hebt hervor: „Diese Bilder berühren, öffnen unseren Blick und sensibilisieren uns für die Menschen. Sie setzen Dämme gegen die Bilderflut von heute.“ (mz)