Letzter Tag beim Rettungsdienst Letzter Arbeitstag für Fritz Fürstenau vom Malteser-Rettungsdienst Harzgerode: Überraschung in der Pizzeria

Harzgerode - Montagabend, gegen 18.45 Uhr. Kurz vor Dienstschluss an seinem letzten Arbeitstag wird Fritz Fürstenau alarmiert und zur Pizzeria in Harzgerode gerufen: Eine Frau brauche Hilfe. Vor Ort angekommen, eilt der Rettungsassistent zu der Person, konzentriert sich ganz auf diese, während es vielstimmig „Überraschung!“ schallt.
Denn Hilfe braucht hier niemand: Diesen letzten „Einsatz“ haben Wegbegleiter organisiert, um sich von Fritz Fürstenau zu verabschieden - einem „Urgestein im Rettungsdienst“, wie es Tony Krutenat vom Malteser Hilfsdienst formuliert. Und einem „Original“, wie Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU) sagt.
Er strahle „eine unglaubliche Ruhe“ aus, sagt Bürgermeister Marcus Weise
Fritz Fürstenaus Leben sei davon geprägt, „für andere da zu sein, anderen zu helfen“. Er strahle „eine unglaubliche Ruhe“ aus, sei sehr beliebt bei den Menschen; und es habe geheißen: „Wenn Fritz kommt, ist alles halb so schlimm“, erklärt Marcus Weise, während Fritz Fürstenau um Fassung ringt: „Ich bin überwältigt.“
Krankenwagenfahrer - das wollte Fritz Fürstenau schon als Kind werden. Er wurde zunächst Schwimmmeister, arbeitete im Sommer im Bad - und fing im Winter schon damit an, Krankenwagen zu fahren. 1980 wurde er Krankentransporteur beim Deutschen Roten Kreuz der damaligen DDR.
Mit der Wende absolvierte er eine Ausbildung zum Rettungssanitäter in Merseburg und Düsseldorf und 1996 zum Rettungsassistenten. Er arbeitete erst in der Rettungswache des DRK in Harzgerode, die er auch leitete, und seit 2014 bei den Maltesern.
1980 begann Fritz Fürstenau beim DRK, arbeitete später in der Rettungswache in Harzgerode
„Es war sehr schön, ein Teil des Ganzen gewesen zu sein und die Malteser in Harzgerode mit aufgebaut zu haben“, sagt Fritz Fürstenau über diese Zeit. Sein Einsatzort war über die Jahre hinweg überwiegend sein Heimatort.
Hier kennt der Harzgeröder sich nicht nur bestens aus, auch weil er in seiner Freizeit viel wandert und mit dem Fahrrad unterwegs ist. Er kennt auch die Menschen. „Mehr noch kennen sie mich“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Ganz viele haben bei mir das Schwimmen gelernt“, erklärt der 65-Jährige, der freitags noch immer über die DLRG Schwimmunterricht gibt.
Seine fast 40-jährige Arbeit bei Krankentransport wie Rettungsdienst „war schon eine bewegte Zeit“. Fritz Fürstenau spricht auch von „Bildern auf der Festplatte, die man nicht löschen kann“, wo er aber, eben weil man sich kenne, oft habe trösten können.
Fürstenau spricht auch von „Bildern auf der Festplatte, die man nicht löschen kann“
„Aber meistens konnte man doch helfen, und mir sind auch viele schöne Bilder im Gedächtnis geblieben.“ Dazu zählen zum Beispiel Entbindungen - insgesamt 14 im Lauf der Jahre bei den Familien zu Hause oder im Rettungswagen.
Nun in den Ruhestand zu gehen, fällt ihm nicht leicht. „Ich habe das ja nicht nur gemacht, um Geld zu verdienen. Ich glaube schon, dass ich das mit viel Herzblut gemacht habe. Es hat mir große Freude bereitet.“ Und so freue ihn, der künftig noch mehr mit seiner Lebensgefährtin wandern und mehr Zeit mit den Enkelkindern verbringen möchte, auch, dass die Malteser es ihm ermöglichen, immer noch eineinhalb Schichten pro Monat im Rettungsdienst im Einsatz sein zu dürfen.
Dass der Einsatz am Donnerstagabend ein besonderer sein könnte, habe er nicht im geringsten geahnt, sagt Fritz Fürstenau. „Es hat oft um 18.58 Uhr noch mal gepiepst. Und dann fahre ich raus.“ Dass nun der Spielmannszug der Feuerwehr, in der sich der Harzgeröder ebenso ehrenamtlich engagiert wie in Stadt- und Ortschaftsrat, ein Ständchen für ihn spielt, zum für ihn organisierten gemeinsamen Abendessen in der Pizzeria viele jetzige wie ehemalige Kollegen gekommen sind, „das hat mich sehr sprachlos gemacht und glücklich und stolz“.
(mz)