Letzte Vorstellung "Pippi Langstrumpf" Letzte Vorstellung Pippi Langstrumpf am Dienstag im Harzer Bergtheater Thale: Flunkerflausen und fliegende Pferdeäpfel

Thale - „Ich will im Bett boxen“, ruft Pippi Langstrumpf am Samstagvormittag durch das Porta-Möbelhaus in Halberstadt und geht mit den braven Nachbarskindern Tommy und Annika auf die Suche nach „Boxspringbetten“.
Dass Anne Wolf, Jonte Volkmann und Charlotte Hohlstein zu dieser Tageszeit schon in ihre Kostüme geschlüpft sind, hat einen Grund. „Das Möbelhaus hat uns bei der Ausstattung sehr geholfen. Da wollen wir mit einem Besuch mal Danke sagen und haben uns dazu auch Kinder eingeladen, die zu uns in die echten Vorstellungen kommen können“, erklärt Rosmarie Vogtenhuber, die das Stück so wunderbar kindgerecht in Szene setzt.
Nora (5) verspricht Pippi, sie im Bergtheater Thale zu besuchen
Die kleine Nora (5) verspricht der Titelheldin, dass sie sie im richtigen Theater besucht. Was sie einen Tag später tut. Nicht im Bergtheater Thale, wo das Stück am Dienstag, 30. Juli, letztmalig zu sehen ist, sondern beim Gastspiel im Schlosshof Wolfenbüttel.
Auch das zeichnet die Vogtenhuber-Inszenierung aus: Nahbarkeit der Helden. So bildet sich eine riesige Schlange im Schlosshof, als die Akteure zur Autogrammstunde einladen und Pippi die kleine Nora aus dem Möbelhaus wiedererkennt.
Sieben Mitglieder des Schauspielensembles füllen genau 20 Rollen. Was man wörtlich nehmen darf, hat doch Ausstatterin Bianca Fladerer nicht nur eine wandelbare Kulisse geschaffen, sondern den Akteuren viele treffende Kostüme geschneidert.
Sieben Mitglieder des Schauspielensembles füllen 20 Rollen
Die Titelheldin füllt mit Flunkerflausen, Schalk und viel Wortakrobatik quicklebendig die Bühne zwischen Hoppetosse und Schultafel. Was in der Inszenierung Zusatzspaß bringt, ist die eingespielte Musik (Leitung Martin Orth) zwischen „Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand“ und dem berühmten Säbeltanz.
Das Pippi-Langstrumpf-Buch von Astrid Lindgren hat auch das Nordharzer Städtebundtheater schon mehrfach inszeniert. Was derzeit auf die Bühne kommt, strahlt in neuer Frische, respektlos, kindgerecht, immer wieder Ideen versprühend. Eric Eisenach darf mit viel Verwandlungskunst als Frau Prysselius und als Lehrerin das Publikum begeistern.
Wenn Swantje Fischer und Stefan Werner Dick als etwas unterbelichtete Dorf-Polizisten über die Bühne schleichen, spielen sie keineswegs eine Nebenrolle, sondern charakterisieren die Akteure prägnant, wie sie es auch als Starker August (Fischer) oder tumber Dieb (Dick) tun.
Julia Siebenschuh gibt mit viel Freude am Spiel sowohl das Pferd „Kleiner Onkel“, das auf die Polizisten an der Villa Kunterbunt“ Pferdeäpfel regnen lässt, als auch den väterlichen Kapitän. Jonte Volkmann und Charlotte Hohlstein - in ihrer vorerst letzten Rolle am hiesigen Haus - spielen mit Begeisterung die Nachbarskinder, in deren Leben durch Pippi endlich etwas Farbe kommt.
Nächste Aufführungen: Dienstag, 30. Juli, 11 Uhr Harzer Bergtheater Thale; Sonnabend, 3. August, 15 UhrBurchardikloster Halberstadt (mz)