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Leichtathletik Leichtathletik: Thalenser gewinnt Marathon bei Senioren-EM

Von Detlef Anders 29.08.2012, 09:35

Thale/Quedlinburg/MZ. - "Im Kopf bin ich schon Europameister", hatte Mike Poch kurz vor seinem Marathon bei der Leichtathletik-Senioren-EM in Zittau gesagt. Am Samstag setzte der 46-jährige Thalenser, der bei der TSG GutsMuths Quedlinburg von Christine Krügel trainiert wird, sein Vorhaben tatsächlich in die Tat um. Und er wurde nicht etwa nur Europameister in seiner Altersklasse M 45. Poch gewann gleich den kompletten Marathon mit 300 Läufern aus ganz Europa. Darunter waren auch jüngere Läufer und der amtierenden Weltmeister. Trotz der profilierten Strecke wurde es seine zweitbeste Zeit: ganz starke 2:32:35 Stunden. Und der Harzer gewann noch eine zweite Goldmedaille, weil er mit Matthias Koch (Regensburg) und Thomas Brachmann (Thüringen) auch die Teamwertung für Deutschland gewann.

"Das war Wahnsinn", kommentierte Christine Krügel, die zwischendurch große Angst hatte, dass Poch das unglaublich hohe Anfangstempo überhaupt halten kann. Es gibt beim Marathon eigentlich eine Erfahrung, nach der derjenige, der das Tempo macht und führt, nie am Ende oben steht. Doch für Poch wurde es ein Start-Ziel-Sieg, wie er ihn sich erträumt hatte. "Das war ganz großes Kino. Jetzt begreife ich erst, was ich da geleistet habe." Vier Minuten Vorsprung hatte er am Ende.

Bei seinem ersten Marathon in diesem Jahr, dem Hannover-Marathon, hatte er sich schon seinen ersten großen Traum, einen Marathon unter 2:30 Stunden zu laufen, erfüllt. Doch das war ein Stadtmarathon ohne Berge. Bei der EM musste eine Zehn-Kilometer-Runde durch das Drei-Länder-Eck mit Streckenabschnitten in Polen, Tschechien sowie Deutschland durchlaufen werden, die drei Berge aufwies. Trotzdem hatte Poch nach der Hälfte der Strecke eine Zeit wie in Hannover auf der Flachstrecke. "Ich hatte Bedenken, dass er das Tempo hält", sagte gestern seine Trainerin.

Trainerin vom Mut beeindruckt

"Was mich beeindruckt hat, war dieser Mut, nicht taktisch zu gucken, sondern sofort die Führung zu übernehmen." Manch einer werde sich wohl gedacht haben, dass ein solch hohes Anfangstempo seinen Tribut fordern wird, doch Poch baute seine Führung von Runde zu Runde aus und bewies eine unbändige mentale Stärke.

Ein Stärke, die der Thalenser vielleicht auch immer mit dem Gedanken an seinen langjährigen Freund, den ehemaligen TSG-Leichtathletik-Chef Lothar Fricke aufbaute. Seinen Erfolg beim Hannover-Marathon, als er bester Europäer hinter sieben farbigen Läufern wurde, hatte er Fricke gewidmet, der da noch gegen seine schwere Krankheit kämpfte. Nun war er zwei Tage vor dem Lauf an Frickes Grab. "Ich habe ihm gesagt, dass ich als Europameister wiederkomme. Beim Laufen war ich auch in Gedanken bei Lothar. Das bewegt einen auch und in einem schwachen Moment kramt man das hervor: Ich habe dir was versprochen."

Poch sprach gestern, als er schon wieder als Außendienstmitarbeiter dienstlich auf Achse war, euphorisch von seinen Gefühlen. "Ich war noch nie so ruhig und ausgeglichen, so stark im Kopf." Nach dem Lauf kamen die Glücksgefühle. Gleich zweimal stand er auf dem obersten Podest, gleich zweimal wurde die deutsche Nationalhymne für ihn gespielt. "Ich hatte Tränen in den Augen. Man möchte, dass das nie zu Ende geht." Die Strecke, den Einlauf und die Nationalhymne - das seien Bilder, die er wie im Film immer wieder vor sich sieht. Neben seiner Trainerin dankte Mike Poch vor allem seiner Frau Astrid, die ihm diesen zeitraubenden Sport ermöglicht, sowie zwei Frauen in Hannover und Bad Suderode.

Jetzt noch Deutscher Meister?

Trotz der Strapazen fühlt sich der Marathon-Läufer top: "Ich möchte am liebsten weiter trainieren." Eigentlich wird nach einem Marathon immer eine Ruhepause eingelegt, doch in der Form seines Lebens will Poch noch einen dritten Marathon laufen. In sieben Wochen möchte der Thalenser im München bei den Deutschen Meisterschaften starten. "In einem Jahr Europameister und Deutscher Meister... das schafft man eigentlich nicht." Doch Poch ist anzumerken, dass er genau darauf heiß ist. Die 2013 in Brasilien bevorstehenden Senioren-Weltmeisterschaften sind für ihn keine Option. Der Aufwand sei zu hoch. Auch die nächste EM will Poch nicht bestreiten, weil es in Türkei im August für einen Marathon zu heiß sei. So bleibt also die Deutsche Meisterschaft als Ziel.