Kooperation Kooperation in der Wirtschaft des Harzkreises: Unterstützen statt Fordern

Wernigerode - Möglichkeiten und Wünsche zur künftigen Zusammenarbeit – unter diesem Motto stand ein Arbeitsgespräch zwischen Wirtschaftsvertretern des Landkreises Harz und Armin Willingmann (SPD), Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt, in der IHK-Geschäftsstelle Wernigerode.
In diesem Rahmen wurde ebenfalls bekanntgegeben, dass der Minister die Schirmherrschaft für das „Wirtschaftsforum Harz 2017“ in Quedlinburg übernehmen wird.
„Ich finde es gut, wenn die Politik zuhört“, sagte Willingmann in Bezug darauf, dass er regelmäßig in ganz Sachsen-Anhalt unterwegs ist, um in den Dialog mit „einem sehr aktiven Unternehmertum“ zu treten.
Abbau von Bürokratie auf der Tagesordnung
Primäre Ziele für die nächsten Jahre seien dabei eine Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft, der Abbau von Bürokratie, die Förderung von mittelständischen Unternehmen sowie Hilfestellungen bei Existenzgründungen.
Um diese zu erreichen, forderte Nils Appelt, Vizepräsident der IHK Magdeburg, einen Dialog des gegenseitigen Unterstützens, nicht des Forderns, zwischen dem Harzkreis und der Landeshauptstadt Magdeburg. „Es soll keine Holschuld bei uns oder Bringschuld seitens der Landesregierung entstehen – vielmehr soll gemeinsam an einem Stang gezogen werden.“
Zu wenig Investitionen seitens der Wirtschaft
Die Sorge, dass seitens der Wirtschaft zu wenig in Sachsen-Anhalt investiert wird, äußerte Peter Schmidt vom Wirtschaftsclub Wernigerode. „Was können wir dafür tun, dass mehr investiert wird und dabei mehr Impulse vom Land Sachsen-Anhalt ausgehen“, stellte er als Frage in den Raum.
Vorherrschende Probleme in diesem Bereich begründete Armin Willingmann mit teils hohem bürokratischem Aufwand. „Oftmals sind es EU-Gelder aus Brüssel, die für Projekte eingesetzt werden.“
Um diese richtliniengetreu zu beantragen und zu erhalten, sei der bürokratische Aufwand immer wieder so hoch, dass eine fast abschreckende Wirkung entstehe. Die administrative Umsetzung der jeweiligen EU-Richtlinien werde in den einzelnen Bundesländern zudem unterschiedlich gehandhabt, „in Sachsen beispielsweise scheint dies leichter zu sein“.
Aus diesem Grund sei es ein Ziel, Richtlinien mit einem überschaubaren bürokratischen Aufwand umzusetzen.
Land sollte den Tourismus stärker unterstützen
Als Denkanstoß für Minister Willingmann galten der Wunsch von Christoph Dunkel von den Wirtschaftsjunioren Sachsen-Anhalt, den Tourismus seitens der Landesregierung noch stärker zu unterstützen, sowie die Forderung von Ralf Schumann, Vorsitzender des Industrieklubs Quedlinburg, seitens der Wirtschaftspolitik die Internationalisierung von Unternehmen voranzutreiben. „Dafür ist es nötig, neue Fachkräfte aus anderen Teilen Deutschlands oder Europa nach Sachsen-Anhalt zu holen“, sagte Schumann.
Näher eingegangen unter dem Aspekt der Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft ist Armin Willingmann auf die Bereiche Existenzgründung und Unternehmensnachfolge. Dabei müsse man vor allem Hochschulen als Reservoir für Startup-Unternehmen ins Auge fassen.
Was den Bereich der Unternehmensnachfolgen angeht, „haben wir durch die Studenten im Land einen großen Pool an potenziellen Kandidaten“. Fehlen tue dem absoluten Großteil jedoch schlicht das Geld. „Daher sollten wir Förderprogramme ins Leben rufen, über die all jene für kleines Geld über einen längeren Zeitraum so etwas stemmen können.“
An Gesetzen und Verordnungen gemeinsam arbeiten
Abgerundet hat das Arbeitsgespräch ein Ausblick auf das in Quedlinburg stattfindende „Wirtschaftsforum Harz 2017“. Vor allem sei es bei den vielen dort abgehaltenen Veranstaltungen wichtig, sich gegenseitig zuzuhören und zu verstehen, sagte Thomas Kowalski, Präsident der Roland-Initiative Halberstadt. „Man muss gemeinsam an Gesetzen und Verordnungen arbeiten, in diesem Fall hätte das Land viel gewonnen.“ (mz)