Kloster Hedersleben Kloster Hedersleben: Neuer Chef peppt alles auf

Hedersleben - Endlich kann Michael Christoph Riegler das umsetzen, was er schon lange im Hinterkopf hatte. Ausgerechnet Hederslebens Bürgermeisterin Kornelia Bodenstein bot ihm an, das historische Kloster mitten im Ort, das noch zu einem symbolischen Pachtzins von einer Mark pro Jahr von der Gemeinde an das Internationale Zentrum verpachtet war, zu erwerben.
„Es war gut, dass sich die Verantwortlichen damals so engagiert haben“, erkennt er neidlos an. „Dadurch floss viel Geld, wodurch das Objekt gerettet wurde.“ Doch die Zeiten haben sich geändert: Es sei wesentlich schwieriger geworden, an Fördertöpfe heranzukommen. Riegler: „Bisher arbeiten wir noch ohne diese Unterstützung.“
Schon vor rund zehn Jahren hatte der junge Mann, der damit zu den Wurzeln seiner Vorfahren zurückkehrte, ein altes Klosterhaus erworben, um sich darin ein neues Zuhause einzurichten. Zugleich unterstützte er den vorherigen Pächter bei der Verschönerung von Flächen und Räumen.
Alles wieder in alten Strukturen herstellen
Inzwischen ist er gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Holger Gröhn dabei, das Klostergelände wieder in den Strukturen herzustellen, wie es einst von den Nonnen angelegt wurde.
„Wir haben einige alte Bauten abgerissen, wie Garagen und Schuppen“, berichtet der neue Klosterherr, „um die Substanz auf das Wesentliche zu konzentrieren.“ Dazu soll es einen Rundweg geben.
Die Zukunft des Klosters, das zu DDR-Zeiten auch als Schule genutzt wurde, soll nach seinen Vorstellungen auf drei Säulen basieren. Zunächst hat er mit dem Sanieren von Räumen begonnen, um sie zu vermieten.
„Geplant sind einmal zwölf Wohneinheiten“, stellt er sich vor. Mit den Mietern soll ein „Unser Kloster“-Gefühl einziehen, erhofft sich Riegler eine Einbindung der neuen Bewohner. „Als erstes wurde das Torhaus fertig, es ist bereits bezogen.“
Selbstversorgung soll wieder zum Tragen kommen
Zugleich solle das Prinzip des Selbstversorgers, wie es damals in Klöstern üblich gewesen sei, wieder verstärkt zum Tragen kommen, erläutert er die zweite Säule. Umgesetzt wird dies beispielsweise mit einen Hofladen, in dem Produkte der Kloster-Imkerei, heimische Kräuter und Tees sowie Obst von den Bäumen auf dem eigenen Gelände verkauft werden.
Doch was Nonnen einst noch problemlos durften, verhindern längst die deutschen Vorschriften: „Weil es so gefordert wird, musste ich mit 33 noch eine Ausbildung zum Landwirt beginnen“, sagt Riegler, der einst Jura und Geschichte in verschiedenen Ländern studierte.
Ein Café sowie kulturelle Veranstaltungen sollen das Angebot vervollständigen. Michael Christoph Riegler: „Wir wollen von früh bis abends offene Türen haben und den historischen Dorfkern beleben, aber auch vor allem an den Wochenenden das Kloster wieder attraktiver für Bewohner und Besucher machen.“
Manche im Dorf erinnerten sich schließlich noch heute gern an Feiern zu DDR-Zeiten im Klostergarten, für die damals sogar Verkaufsstände aufgebaut wurden.
Kloster als ländliches Gästehaus
Das Kloster als Herberge, als ländliches Gästehaus - das ist die dritte Säule. Es gibt bereits Zimmer, die angeboten werden. Die Räume, welche früher den Nonnen als Unterkünfte dienten, sind nicht nur schlicht gehalten, sondern auch eher spartanisch eingerichtet.
„Jeder soll merken, dass er sich eben in einem früheren Kloster aufhält“, erklärt Riegler. Bewusst wurde auf den Namen Hotel verzichtet: „Das weckt nur falsche Erwartungen.“ Trotzdem brauchen die Gäste nicht auf moderne Bäder sowie urige Speiseräume und eine Bar verzichten.
Ostermontag wird verkauft
In den Stallungen befinden sich noch viele alte Landmaschinen, nicht nur Überbleibsel aus DDR-Zeiten. „Wir hatten nach der Wende zudem zum Sammeln aufgerufen“, erinnert sich Kornelia Bodenstein.
Die Spender waren deshalb aufgerufen, bis zum 10. April ihr früheres Eigentum abzuholen. „Ein Teil dessen, was übrig geblieben ist, wird am Ostermontag für einen guten Zweck veräußert“, kündigt Bodenstein an. Und Riegler ergänzt: „Wir wollen gern einige Ausstellungsstücke erhalten. Vor einer Restaurierung sollten aber die Eigentums-Verhältnisse geklärt sein.“
Für den Zweck, das Kloster zu erhalten, gründete sich auch ein Förderverein. „Darin wird das Engagement Dritter gebündelt“, beschreibt es der neue Chef. Er selbst hält sich allerdings zurück, um keine Vermischung der Inhalte zuzulassen.
Dafür hat er andere Partner gefunden, wie die Quedlinburger Bauhütte. Riegler: „Junge Menschen können sich in einem freiwilligen sozialen Jahr bei der Rekonstruktion des Klosters einbringen.“ Derzeit seien es drei, die die Sanierung unterstützten. Zudem bringen sich größere Unternehmen des Ortes sowie die Vereine und die Feuerwehr ein, um das Kloster wieder zu dem zu machen, was es früher war: Ein wichtiger Treffpunkt für Menschen.
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Die Geschichte des Hederslebener Klosters reicht bis in das Jahr 1253 zurück. Damals fasste die Herren von Hakeborn den Entschluss, ein der Heiligen Gertrud von Nivelles geweihtes Zisterzienserinnenkloster zu errichten. Nach seine Fertigstellung neun Jahre später wurde es zunächst von zwölf Nonnen bewirtschaftet, in den folgenden Jahrhunderten aber ständig erweitert.
Anfang des 19. Jahrhunderts ging die Anlage in das Eigentum des Oberamtmanns und Gutsbesitzers Johann-Matthias Heyne über. Seine Nachkommen wurden nach Ende des Zweiten Weltkrieges enteignet. Bis in die 70er Jahre hinein war das Kloster Schule, auch die LPF nutzte Teile der Anlage. Mit der Wiedervereinigung wurde das Kloster der Gemeinde Hedersleben zugesprochen. Die verpachtete es an einen Verein, der das Anwesen erhielt, bis es 2014 die Nachkommen Heynes mit ihren Partnern erwarben. (mz)

