Karate Karate: Großkampf nach sechs Jahren Pause
THALE/MZ. - Die Blicke der drei Mädchen sind hoch konzentriert und entschlossen. Mit kräftigen Arm- und Beinbewegungen teilen sie nicht anwesenden Gegner scheinbar Schläge aus und sind dabei nahezu vollkommen synchron. Mit einem Schrei beenden die den so genannten Formenlauf, auch Kata genannt, und verbeugen sich.
Die Schwestern Gina-Marie und Celina-Justine Fengewisch sowie Marie-Josephine Richter starten seit mehreren Jahren für den Ballenstedter Karateverein Yamakawa Do, doch an einer offenen Landesmeisterschaft im eigenen Bundesland nehmen sie das erste Mal teil. Fast hätten sie auf den Start als Team verzichten müssen, weil ein Teammitglied krank wurde. So sprang Gina-Marie, obwohl sie seit über einem halben Jahr nicht mehr mit dem Team trainierte, bei den KVSA Open, die schließlich vom eigenen Verein in Thale organisiert wurden, ein. Mit Platz zwei zeigten sich die jungen Kämpferinnen selbst nicht zufrieden, aber Katy Löwe, Pressechefin des Vereins, fand, dass es super gelaufen ist.
Über 400 Karateka waren am Wochenende aus zehn Bundesländern nach Thale gekommen und sorgten mit ihren Betreuern und Eltern für eine überfüllte Mehrzweckhalle und lange Wartezeiten. Sechs Jahre lang hatte in Sachsen-Anhalt kein Verein mehr die Organisation einer offenen Landesmeisterschaft in die Hände genommen. 2004 hatte der Quedlinburger Karateverein letztmalig ein solches Großereignis im Land organisiert. 376 Teilnehmer waren damals in der Bodelandhalle am Start. Ballenstedts Vereinschef Alexander Löwe hatte nun eigentlich nur mit 250 Startern gerechnet. Am Ende musste er vielen Vereinen sogar absagen, weil 400 Starter das absolute Maximum waren.
"Im nächsten Jahr müssen wir auf alle Fälle eine größere Halle nehmen", sagte Löwe, der dann in die Ilsenburger Harzlandhalle umziehen will. Er dankte vor allem den 40 Ballenstedtern, die als Ordner, Kampfrichter oder bei der Versorgung halfen und dafür sogar Urlaub nahmen.
Dass eine große Halle nötig ist, zeigt die frustrierte Aussage eines Vaters aus Wolfsburg, dessen zehnjähriger Sohn erst am Nachmittag im Kumite startete: "Stundenlang stehen wir hier und warten, weil unsereins keine Sitzplätze kriegt", klagte Rick Brodisch, der sich zudem darüber beschwerte, dass die Erwachsenen angeblich vorgezogen werden. Doch dies lag einfach daran, dass viele Kinder die letzte Möglichkeit vor der Deutschen Meisterschaft nutzten, um auf der kleinen Matte ihre Katas zu zeigen, während bei den Erwachsenen der Andrang nicht so groß war und auf den größeren Matten dann schon mit dem Kumite begonnen werden konnte, erklärte Löwe. Er freute sich vor allem darüber, dass die starke Konkurrenz Wettkämpfe auf einem sehr hohen Niveau ermöglichte und viele Bundeskampfrichter für nachvollziehbare Entscheidungen sorgten. "Dafür gab es viel Lob", sagte der Org-Chef.
Zu den Siegerinnen gehörte auch die 14-jährige Carolin Maue aus Quedlinburg. Sie kämpft erst seit zwei Jahren im Verein und freute sich neben dem Sieg gegen vier Kämpferinnen in der Kata auch über einen zweiten Platz im Kumite. "Meine Klassenkameraden sollten aber keine Angst vor mir haben", meinte sie lachend.
Ihr Vereinschef Jens-Uwe Dreiling lobte den Wettkampf trotz der hohen Starterzahl als "eine gute Sache". Mit 100 Leuten mache das nicht solchen Spaß. Frank Liebegott wäre gern bei dem Ü 30-Senioren gestartet, doch nach Verletzung betreute er nur die zehn Quedlinburger Starter mit. Er vermisste Vereine aus Magdeburg und Sangerhausen. Die hatten sich wohl zu spät gemeldet. "Ich kenne das, erst hat man Angst, dass es zu wenig sind, und zwei Tage vor der Angst kommen die ganzen Meldungen", bekannte Petra Fischer, Trainerin des VfL Wolfsburg, der gleich mit 50 Startern nach Thale kam und natürlich 2011 wiederkommen möchte.
Als Kata-Sieger gingen übrigens die Ballenstedter Christoph Köhler (Senioren), Christiane Georg (Seniorinnen), Marlene Resch (Kinder bis 7. Kyu) und Marie-Josefine Richter (Schüler ab 5. Kyu), sowie die Quedlinburgerin Carolin Maue (Jugend) von den Matten. Svea Abel (Quedlinburg) gewann im Kumite der Jugend (Allkat.).