Kampfsport im Harz Kampfsport im Harz: 95 Karate-Kämpfer zur ersten Probe

Ballenstedt - Zwei Städte, zwei Vereine - ein Chef. Auf diesen Nenner lässt sich Yamakawa Karate-Do Ballenstedt/Halberstadt bringen. Der Name ist zusammengesetzt aus „yama“, der japanischen Bezeichnung für Berg, und „kawa“ für Fluss. „Damit beschreiben wir unsere Herkunft - den Harz“, erklärt Alexander Löwe.
Kürzlich feierten die Mitglieder das zehnjährige Bestehen ihres Vereins, was aber nur bedingt korrekt, aber dem guten Klima überhaupt nicht abträglich ist. „Karate in der Stadt gab es schon eher, als wir mit einer Schul-Arbeitsgemeinschaft begannen und noch als Abteilung zu Fortuna Ballenstedt gehörten“, bestätigt Löwe, der Kopf der Kampfsportler nicht nur im Harz. Der 33-Jährige ist auch Chef des Karate-Landesverbandes in Sachsen-Anhalt und ergänzt: „Seit dem 16. Mai 2005 sind wir aber ein eigenständiger Verein.“
Geistige Haltung
Löwe übernahm zwei Jahre später auch den Vorsitz im frisch gegründeten, gleichnamigen Verein Yamakawa-Karate-Do in Halberstadt, mit dem nicht allein durch ihn eine enge Verbindung besteht. „Auch die Aktiven und Betreuer pflegen viele Kontakte“, weiß Löwe, für den Sport, Training und Verein viel mehr bedeuten.
Die asiatische Kampfsportart Karate findet ab Mitte des vorigen Jahrhunderts eine weite Verbreitung in der Welt. Karate-Do als „Weg der leeren Hand“ bedeutet so viel wie „unbewaffnet“.
Das Training umfasst bei den Ballenstedtern verschiedene Elemente. Dazu gehören Kata (vorgeschriebene Bewegungsabläufe), Kumite (Freikampf mit einem Gegner ohne Vollkontakt), Bunkai (Anwendung der Karatetechniken aus dem Kata am Partner), Kobudo (Waffenkampf - Stock und Schwert) sowie Selbstverteidigungstechniken.
Die Karateka tragen eine einfache, an der Hüfte geschnürte weiße Hose („Zubon“) und eine Jacke („Uwagi“) aus Baumwolle. Gehalten wird die Jacke durch einen gefärbten Gürtel („Obi“). Grundsätzlich wird barfuß trainiert. (bü)
„Karate ist eine Kampfkunst, die als geistige Haltung zur Entwicklung der Persönlichkeit beiträgt“, beschreibt er seine Philosophie. „Ich wollte nicht kämpfen, sondern lernen, mich zu verteidigen“, beschreibt der in Thale geborene und Gernrode aufgewachsene Träger des 4. Dans (Meistergrad) seinen Beginn mit 14 in Quedlinburg.
Löwe, der in seiner aktiven Zeit keine großen Meisterschaften gewann, verlegte sich früh auf die Weitergabe des Wissens und Könnens an andere. Er begründet es selbst als „Leidenschaft für Kinder und Jugendliche“, die weit über Üben und Wettkämpfe hinausgehe.
Neben Vereinsfahrten, Grillabenden, Wanderungen und Badeausflügen ist auch von Intensiv-Kursen und „Karate-Kids-Nächten die Rede. „In der letzten Woche der Sommerferien organisieren wir ein Trainingslager, möglichst immer an einem anderen Ort.“ Schnell kämen dabei 120 Leute zusammen. Er kündigt an: „Diesen Sommer geht es in die Nähe von Berlin.“
Aktiv und erfolgreich
Einen Vorteil hat Löwe: Die Organisation ist auf breite Schultern verteilt. Neben seinen Eltern hebt der A-Trainer seinen Kollegen Christoph Köhler sowie den Stellvertreter Dirk Richter hervor, „ohne die vielen anderen vergessen zu wollen“, wie er betont.
Theresa Bock, welche mit den Kindern die Showprogramme vorbereitet, und Alexander Wiechmann, der von jugendlichen Helfern unterstützt wird, bilden schon fast die nächste Generation im noch jungen Verein, der als „kinder- und jugendfreundlich“ ausgezeichnet wurde und vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) das Qualitätssiegel „Sport pro Gesundheit“ erhielt.
„Wir sind nicht nur äußerst aktiv, sondern auch sehr erfolgreich“, sagt der Chef und erinnert sich an eine Maxime seit Beginn. „Wir wollten immer ein leistungsorientierter Verein sein.“ Heute kann er auf rund 250 Mitglieder verweisen, 170 in Ballenstedt und rund 80 in Halberstadt. „Damit gehört er zu den größten in der Sportart in Sachsen-Anhalt.“
Bundes-Talente-Kader
Sein besonderer Dank gilt den Sponsoren, „ohne die das alles nicht möglich ist“. Waren anfangs die Erfolge bei Deutschen Meisterschaften von Florian Podack und Luisa Ziemer die Aushängeschilder, so haben ihnen inzwischen das Nationalmannschaftsmitglied Marie-Josefine Richter als Vorzeigekämpferin oder die Landeskader Gina-Marie und Celina-Justine Fengewisch sowie Franziska Graf den Rang abgelaufen.
Mit Leon-Maurice Richter und Tony Haase stehen bereits die nächsten jungen Ballenstedter bereit, unter Landestrainer Alexander Löwe an die lange Erfolgsserie anzuknüpfen. Als einzige Sachsen-Anhalter zählen sie bereits zum Bundes-Talente-Kader.
Sie sind nicht nur Ausdruck des großen Engagements der Trainer und vieler Helfer, sondern auch ausschlaggebend für den Titel als anerkannte Landes-Leistungsstützpunkt seit 2013. Eines scheint allerdings für Löwe schon durch: „Als wir damals zum allerersten Schnuppertraining einluden, kamen gleich 95 Interessierte. Das habe ich danach nie wieder erlebt.“ (mz)
