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Neueröffnung In diesem Geschäft in Harzgerode schlagen Anglerherzen höher

In weniger als einem Vierteljahr wurde aus früheren Nagelstudio der Royber-Shop. Wir sprachen mit Inhaber über Kunden und Sortiment.

Von Susanne Thon 01.10.2021, 10:00
Köder, hergestellt in Harzgerode, verkauft Marko Oppermann, Geschäftsführer der Royber GmbH, jetzt auch im eigenen Laden vor Ort.
Köder, hergestellt in Harzgerode, verkauft Marko Oppermann, Geschäftsführer der Royber GmbH, jetzt auch im eigenen Laden vor Ort. Foto: Susanne Thon

Harzgerode/MZ - Einen Laden eröffnen – „mit dem Gedanken“, sagt Marko Oppermann, „haben wir schon länger gespielt.“ Und jetzt hat er auch Formen angenommen: In der Augustenstraße 64 in Harzgerode lassen er und seine Mitstreiter seit Kurzem Anglerherzen höher schlagen.

Binnen nicht einmal eines Vierteljahres ist das, was früher Nagelstudio war, zum Royber-Shop geworden. In den stilvoll rustikal eingerichteten Räumen – „von der Optik her passt es zum Harz“ – werden vorrangig Kunstköder für das Spinn- und Meeresangeln, aber auch Zubehör zum Ansitzangeln, beispielsweise Lebendköder, verkauft.

„Wir haben hier ein bisschen von allem“, sagt Oppermann, der seit März dieses Jahres Geschäftsführer der – ebenfalls in Harzgerode ansässigen – Royber GmbH ist und die eben jene Kunstköder vor Ort produziert und europaweit vertreibt.

Die Köderproduktion in Harzgerode läuft aber schon viel länger. Sie geht zurück auf Roy Polinski. Der entwickelte vor nunmehr 15 Jahren nicht nur die ersten Royber-Köder für Großfische wie Dorsch und Heilbutt und gab dem „Kind“ seinen Namen – Royber, ein Wortspiel aus seinem Vornamen und Räuber für Raubfisch.

Roy Polinski entwickelte vor 15 Jahren Köder für Großfische wie Dorsch und Heilbutt

Er erdachte einige Jahre später auch ein ganz spezielles und so noch nie da gewesenes System, Schroyber genannt, das die Angelwelt entzücken sollte, weil es besonders robust ist: Dabei werden Kopf und Körper des Gummifischs fest miteinander verschraubt. Und durch eine Aussparung sitzt dieser auch perfekt am Haken.

Köpfe und Körper können dabei beliebig ausgetauscht werden. So sind etliche Kombinationen denkbar, in Größe, Gewicht, Material. Und in der Farbgebung, die natürlich anmutend sein, aber auch knallig daher kommen kann. Je nachdem was – Hecht, Barsch, Heilbutt, Dorsch – und wo geangelt werden soll, in Süß- oder Salzwasser.

Oppermann spricht vom Laufverhalten des Köders – „der Lauf fängt den Fisch“ –, der abgestimmt werden muss. Von seiner Wasserverdrängung, von verschiedenen Materialhärten und -zusammensetzungen, die er hütet wie Coca-Cola seine Rezeptur, die aber Einfluss auf die Bewegung im Wasser haben.

Von Skizzen und Konstruktionszeichnungen, die am Anfang stehen. Von den ersten Abdrücken und Prototypen, die gemacht und im Laufe des weiteren Prozesses von Hand nachgeschliffen werden. Von umfangreichen Tests, die ein Köder durchlaufen und bestehen muss, bevor er das Zeug dazu hat, in die Produktpalette aufgenommen zu werden.

Dazu geht es an zunächst klare Gewässer, wo die Köder wieder und wieder ins Wasser gelassen und in verschiedenen Winkeln eingeholt werden, um ihr Laufverhalten zu ergründen. Manchmal, so der Geschäftsführer, brauche es 20 Versuche, „bis wir zufrieden sind“, und so lange werde probiert und nachjustiert, probiert und nachjustiert.

„Unsere Köder laufen ganz anders als die Stangenware aus Fernost.“

Marko Oppermann, Geschäftsführer des Kunstköderherstellers Royber GmbH

Der Anspruch ergibt sich auch aus den eigenen Anforderungen: „Als Angler wissen wir, was wir machen“, sagt Oppermann, der vier Mitarbeiter in Vollzeit und einen Minijobber beschäftigt. Er selbst angelt, seit er acht Jahre alt ist, stieg vor nunmehr fünf Jahren in Polinskis Ködergeschäft ein und legt höchsten Wert auf Qualität.

„Unsere Köder laufen ganz anders als die Stangenware aus Fernost“, sagt er. Wurden die Produkte anfangs nur über den eigenen Onlineshop vertrieben, gibt es die Köder aus Harzgerode längst auch bei anderen Fachhändlern. Selbst in Finnland, Schweden und den Niederlanden können Angler die Produkte aus dem Harz kaufen.

Eine Erfolgsgeschichte, für die auch Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU) anerkennende Worte übrig hat. Ebenso für den Einfallsreichtum der Royber: „Da steckt wirklich viel Forschung und Entwicklung dahinter“, sagt er beim Rundgang durch den neuen Laden.

Der Royber-Shop ist von Montag bis Freitag in der Zeit von 10 bis 17 Uhr und am Samstag von 9 bis 12 Uhr geöffnet.