Imagefilme für Städte und Kreise Imagefilme von Städten im Harz: Was Ballenstedt und Wernigerode von Oschatz in Sachsen lernen können

Harzgerode/Falkenstein/Quedlinburg - Oschatz hat, womit Harzgerode liebäugelt: einen Imagefilm, der nicht nur informiert, sondern unterhält. Einen internationalen Preis hat die Produktionsfirma Sons Of Motion Pictures GmbH aus Leipzig für ihren Clip abgeräumt. Er macht aus der beschaulichen 15.000-Einwohner-Stadt im Herzen Sachsens einen „place to be“, einen angesagten Ort - und das mit einem Augenzwinkern.
„Der Film ist richtig gut“, sagt Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU), der sich schon „recht konkret“ mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Ein „Stück weit amüsant“ soll, wenn es nach ihm geht, deshalb auch der Clip wermden, der der Stadt Harzgerode dann ein Gesicht geben wird.
„Mit Humor kriegst du die Leute; da bleibt man auch dabei“
Keine schlechte Idee, findet Bernd Wolk: „Mit Humor kriegst du die Leute; da bleibt man auch dabei.“ Die wenigsten Kommunen trauten sich allerdings, das so umzusetzen, sich auch mal auf die Schippe zu nehmen.
Als Professor für audiovisuelle Medien an der Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften mit Standorten in Wolfenbüttel, Wolfsburg, Salzgitter und Suderburg befasst er sich von Berufs wegen mit Filmen. Ein Seminar, das er gibt, dreht sich um Werbe- und Industriefilme.
Medien-Progfessor Wolk bewertete die Imagefilme
Für die MZ hat er sich drei Imagefilme angeschaut - und bewertet: den zuletzt veröffentlichten der Stadt Ballenstedt (die MZ berichtete), den Wernigeröder Film und den vom Harzkreis. „Es ist nicht leicht, einen guten Imagefilm zu machen, und es gibt immer was zu meckern“, sagt Wolk; er habe auch „schon einiges Schlimmes gesehen“.
Man müsse sich im Vorfeld klarmachen, welche Botschaft man den Zuschauern mitgeben wolle. „Das ist das Schwierigste.“ Ohne Konzept, so Wolk, nutzten die besten Aufnahmen nichts.
Harzgerode und Falkenstein planen Imagefilme
Neben Harzgerode plant auch die Stadt Falkenstein/Harz, eine bewegte Visitenkarte vorzulegen. Man habe bereits mit verschiedenen Anbietern gesprochen, fix sei aber noch nichts, sagt Petra Witkowsky, die stellvertretende Bürgermeisterin.
Auch inhaltlich habe man schon erste Überlegungen angestellt, sagt sie. „Wir wollen für die Stadt als Ganzes werben, als Wohnstätte, als kleinen Industriestandort, und nicht nur auf den Tourismus abzielen“, erklärt Witkowsky.
Marcus Weise würde bei der Produktion eines Imagefilms die Unternehmen mit einbeziehen und Harzgerodes Stärke als Wirtschaftsstandort nach außen demonstrieren, „als Wirtschaftsstandort im ländlichen Raum, wo man auch Urlaub machen kann“, wie er sagt. Und als Ort, an dem die Leute auch Spaß verstehen - so, wie in Oschatz. (mz)
Bernd Wolks Urteil zum Imagefilm von Ballenstedt
„Da wäre mehr gegangen“, ist Bernd Wolk überzeugt. Der Film sei weniger Film als Ton-Dia-Show mit Standbildern; es habe augenscheinlich nicht viel Bildmaterial gegeben, so der Professor. Dennoch hätten es die Macher in den 2 Minuten und 33 Sekunden geschafft, eine Wirkung zu erzielen.
„Der poetische Einstieg ist schön“, sagt Wolk, aber ein paar einführende Worte hätten gutgetan, wenngleich er weiß, dass ein guter Sprecher Geld koste. Die Musik - im Hintergrund erklingen Kompositionen von Carl Christian Agthe - lässt seiner Meinung nach alles etwas bieder wirken.
Und die Typo - die Schrift wird effektvoll eingeblendet - passt nach Ansicht des Experten nicht zum Rest. Ein weiteres Problem: „Die Botschaft hat sich mir nicht erschlossen“, so Wolk. Sein Fazit: mittelprächtig.
Bernd Wolks Urteil zum Imagefilm von Wernigerode
Der 2 Minuten 51 Sekunden lange Imagefilm von Wernigerode ist laut Bernd Wolk visuell am ansprechendsten: Es gebe bewegte Bilder - „von den drei Filmen sind die hier am stärksten“ - und spannende Einstellungen. Der Film habe, so der Experte, einen roten Faden. „Die Botschaft kommt an:
Die Stadt hat viel zu bieten.“ Allerdings gibt es „Abzüge in der B-Note“: Die Musik ist Wolk zu pathetisch. Musik solle man akzentuiert einsetzen, erklärt er, und dass es generell schwierig sei, eine zu finden, die von vorn bis hinten wiedergebe, was die Bilder ausrückten.
Und „die Einblendungen sind nicht toll“, sagt er, „manchmal funktionieren sie nicht“. So stört er sich etwa am Wort „naturräumlich“. „Da hätte ich nur Bilder sprechen lassen.“ Alles in allem geht Wolks Daumen trotzdem hoch.
Bernd Wolks Urteil zum Imagefilm vom Landkreis Harz
Bernd Wolk kommt nicht umhin, die „eierlegende Wollmilchsau“ beim Namen zu nennen. „Hier hat man alles gewollt, alles reingepackt. Es gibt viel zu viele Botschaften, man kriegt nicht raus, wer angesprochen werden soll - der Tourist? Der Unternehmer? Der Sportler?“
Dazu kämen „unzählige Drohnenaufnahmen“, hektische Schnitte, überzogene Farben und eine Säuselmusik wie im Supermarkt. „Die emotionale Wirkung geht flöten“, sagt der Experte. Mit 8 Minuten 38 Sekunden sei der Film relativ lang.
Das ist kein generelles No-Go. „Es gibt Filme, die sind länger und ziehen trotzdem.“ Hier würde Wolk auf drei Minuten kürzen - oder drei Filme daraus machen für bestimmte Personenkreise. Weniger sei mehr. Positiv: Es gebe einen Sprecher, der die Zuschauer mitnehme. (mz)