Stiftung Neinstedt Hofladen bietet nach dem Umzug mehr Platz
Bisher teilte der Hofladen sich den Raum mit dem Café, das war zu klein. Am Erlebnisspielplatz werden bald Erfrischungen angeboten.

Neinstedt - An Regalen voller Eierkartons, Alpenkräuterbonbons, Gläser mit Rapshonig und vieler anderer regionaler und ökologischer Produkte vorbei, schreitet eine Kundin auf den Tisch mit frischem Obst und Gemüse zu und dann mit einer Papiertüte zur Theke, in die sie Bio-Äpfel und Radieschen gepackt hat.
Lächelnd prüft die Mitarbeiterin an der Kasse den Einkauf - es ist einer der ersten im Hofladen am neuen Standort. Bisher teilte der sich auf dem Marienhof, der Landwirtschaft der Evangelischen Stiftung Neinstedt, einen Raum mit dem Café.
„Wir haben aber gemerkt, dass der Platz dort nicht ausreicht“, berichtet Andreas Kilkis, der als Betriebswirt der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) auch für die Beschäftigten des Marienhofs Verantwortung trägt. 2019 sei das gewesen. Bald darauf stand ein neuer Plan fest:
Der Laden sollte wieder in den Raum ziehen, in dem er nach seiner Etablierung von 2016 bis 2018 ansässig gewesen war. Dank einer überarbeiteten Raumaufteilung - statt in der Mitte steht etwa die Verkaufstheke, an der auch die Backwaren aus der hofeigenen Bäckerei zu finden sind, nun seitlich neben dem Ausgang - könnten hier die durchschnittlich rund 500 Geschäftsvorgänge am Tag so abgewickelt werden, dass es bei mehreren Kunden im Laden nicht gleich zu Platzproblemen komme.
Der erste Kunde habe den am Montag in den „neuen, alten Räumen“ wiedereröffneten Hofladen unmittelbar nach Öffnen der Eingangstür aufgesucht, um 7.02 Uhr - und dabei auch gleich den neuen Fahrstuhl in Anspruch genommen, schildert Marienhof-Wirtschaftsleiter Gerd Wahl.
Dank neuer Raumaufteilung können täglich bis zu 500 Kunden bedient werden
Auch am gewechselten Standort ist der Laden barrierefrei erreichbar, auch dank Fördergeld aus dem Landesaktionsplan „einfach machen. Unser Weg in eine inklusive Gesellschaft“, wie der kaufmännische Stiftungsvorstand Stephan Zwick betont.
Die metallene Ummantelung des Aufzugs haben Beschäftigte der WfbM am Neinstedter Rumberg in die passende Form gebracht. „Es ist schon eine Herausforderung, in den alten Stallgebäuden Barrierefreiheit herzustellen“, gibt Hans Jaekel, pädagogisch-diakonischer Vorstand der Stiftung, zu. Dieser Aspekt sei dem Sozialdienstleister jedoch wichtig, weil er zu dem Gesamtkonzept des Hofs gehöre, auf dem Menschen mit Behinderungen neues Selbstwertgefühl aus ihren Tätigkeiten schöpfen sollen.
„Die Arbeit auf dem Hof ist beliebt, weil sie abwechslungsreich ist“, bestätigt Gerd Wahl, dass viele Stiftungsbewohner gern in der Landwirtschaft mithelfen möchten. Gerade wenn man auf dem Acker arbeite oder sich um die Hühner und andere Tiere kümmere, könne man fast täglich Veränderungen feststellen.
„Und die Beschäftigten übernehmen Verantwortung, treffen eigene Entscheidungen“, setzt Jaekel hinzu, dass mit der Tätigkeit eine Sinnerfüllung einhergehe. Entscheiden können sich die Bewohner mit Handicap bald auch dafür, am Softeisstand vor dem Erlebnisspielplatz „Engelsmühle“ Snacks an erfrischungssuchende Kinder und Eltern auszugeben.
„Das ist ein einziger Arbeitsgang“, legt Stephan Zwick dar, und eigne sich daher sehr gut als Arbeitsplatz für Menschen mit einer Behinderung - im Gegensatz zum Kugeleis. Wenn die Corona-Inzidenz im Harzkreis an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unter 100 liegt, soll auch der Cafébetrieb auf dem Marienhof - der durch die Trennung vom Laden ebenfalls Platz gewonnen hat - wieder losgehen.
Hans Jaekel hofft, dass es rechtzeitig zu Pfingsten so weit ist. Als Ort, an dem sich Menschen mit und ohne Behinderung begegnen, sei der Marienhof für viele auswärtige Besucher sozusagen das Tor zur Stiftung, erklärt Stiftungs-Pressereferent Andreas Damm.
Mit dem Zug, dem Auto oder - gerade im Sommer - dem Fahrrad kämen sie aus Quedlinburg, Thale oder noch weiter her und auf dem Hof zum ersten Mal mit der Arbeit des Sozialdienstleisters in Kontakt. Und ab sofort auch wieder mit Rapshonig, Bio-Äpfeln und Radieschen. (mz)