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Kunst mit Kettensägen Hexentanzplatz Thale: Acht Künstler schnitzen mit Kettensägen Tiere und Mythenwesen aus Holz

Von Benjamin Richter 23.05.2019, 12:26
Aleksander Ivanov schnitzt auf dem Hexentanzplatz in Thale mit einer Kettensäge eine Teufelsfratze.
Aleksander Ivanov schnitzt auf dem Hexentanzplatz in Thale mit einer Kettensäge eine Teufelsfratze. Marco Junghans

Thale - Auf dem Hexentanzplatz fliegen die Sägespäne. Die Kettensägen, die sie aus dem Eichen- und Buchenholz reißen, jaulen laut auf. Was sich zunächst anhört wie eine gewöhnliche Fällung durch den Forstbetrieb oder den Bauhof, wird zu einem Schaffensprozess, wenn man an den Zaun des Gärtchens um das auf dem Kopf stehende Hexenhaus herantritt.

Tatsächlich sind hier acht Künstler aus sechs Ländern am Werk und schnitzen mit Kettensägen Tiere und Mythenwesen aus den Baumstämmen vor Ort. Das Holzschnitzevent, bei dem Interessierte die Künstler bei der Arbeit beobachten können, dauert noch bis Dienstag.

Noch bis Dienstag sind acht Künstler aus sechs Ländern mit Kettensägen am Werk

Am vergangenen Dienstag fraßen sich die Ketten zum ersten Mal ins Holz. Die Teufelsfigur, die Robertas Keliauskas aus Litauen schnitzt, hat einen Tag später schon deutlich Gestalt angenommen.

„Ich werde danach noch eine zweite machen“, verrät der 50-Jährige und deutet auf einen etwa auf Kopfhöhe abgesägten Baumstamm, dessen Wurzeln noch im Gelände des Hexenhauses stecken. Acht Tage seien für die beiden Figuren eine gute Zeit, fügt er hinzu.

Ein paar Skulpturen des litauischen Künstlers sind bereits in Thale zu finden, etwa das Holzbildnis des Donnergottes Donar und der Sturmriese. Seit Keliauskas zu Walpurgis vor acht Jahren zum ersten Mal in den Harz kam und am Kettensägen-Schnitzsymposium in der Steinbachstraße teilnahm, zog es ihn immer wieder nach Thale. „Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt zum zehnten oder zum zwölften Mal da bin“, gesteht er.

„Wegen der Kunst bin ich viel unterwegs, in ganz Europa, berichtet Robertas Keliauskas

Sich selbst bezeichnet Robertas Keliauskas, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat, augenzwinkernd als „Skulptourist“. „Wegen der Kunst bin ich viel unterwegs, in ganz Europa.“ In den Sommermonaten sei jedes Wochenende verplant, mal schnitze er in Finnland, dann in Polen, anschließend in Tschechien oder Österreich.

„Im Winter schnitze ich weiter, dann aber Eisskulpturen“, merkt der Litauer an. Er gibt den Thalensern den Rat, das auch einmal als Event anzubieten. „Die warmen Winter können ein Problem sein, aber bei bis zu sieben Grad geht es noch.“

Die Holzfiguren, die bis zum 28. Mai entstehen, sollen im Anschluss das Waldstück neben dem Hexenhaus bevölkern und dieses so zum Zauberwald machen. „Der betreffende Abschnitt ist rund 1.700 Quadratmeter groß“, teilt Prokurist Frank Venjakob vom Hexenhaus Thale auf Anfrage mit.

Mitten im Wald wird ein kleines Hexenhaus für Kinder gebaut

Mitten im mystischen Forst soll ein kleineres Hexenhaus für die jüngeren Besucher Platz finden. Am Mittwoch zeugen nur vier aneinander verschraubte Balken vom Boden des Häuschens, das der Este Raivo Perandi und Kirill Bair aus Russland hier bis Dienstag bauen wollen.

Perandi stellte seine Erfahrung im Schnitzen mit der Kettensäge in diesem Frühjahr bereits beim Schnitzsymposium zu Walpurgis unter Beweis. Der Hexentanzplatz ist jedoch noch mal ein komplett anderes Terrain: „Hier musste ich heute Morgen erst mal ein paar gefährliche Äste von einem Baum absägen“, erklärt der 52-jährige Este auf Englisch.

Auch Perandi betreibt die Sägekunst hauptberuflich – seit 25 Jahren. Mit der Begeisterung für die etwas ungewöhnliche Kunstform hat er seinen heute 21-jährigen Sohn angesteckt – und zwar bereits vor 16 Jahren. „Meine Frau war nicht so begeistert, dass ich meinem fünfjährigen Kind eine Kettensäge in die Hand gebe“, erinnert sich der Künstler. „Sie hat mich für verrückt erklärt, aber es ist alles gut gegangen.“

Wladimir Tschykwin aus Weißrussland schnitzt seit 40 Jahren mit Kettensägen

Auf eine noch längere Laufbahn als Schnitzkünstler kann Wladimir Tschykwin aus Weißrussland zurückblicken. „Ich mache das jetzt schon seit 40 Jahren“, sagt er, „aber davon habe ich die längste Zeit mit dem Messer gearbeitet. Mit der Säge schnitze ich erst seit fünf Jahren.“ Der 60-Jährige ist in Thale ebenfalls schon mit Skulpturen präsent, am Tierpark grüßen seine Pilze suchenden Hexen die Besucher.

Robertas Keliauskas freut sich aufs Wochenende: Dann werden beim Speedcarving in kürzester Zeit Figuren geschnitzt und an den Meistbietenden verkauft. „Das ist unter uns Künstlern ein kleiner Wettbewerb“, sagt er. „Am Ende geht es dabei aber nicht ums Geld, sondern um den Spaß.“

Das Speedcarving am Hexenhaus beginnt am Samstag, 25. Mai, um 10 Uhr und dauert rund zwei Stunden. Anschließend werden die Skulpturen an Besucher versteigert. (mz)

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Das Hexenhaus in Thale auf dem Hexentanzplatz ist von April bis Oktober täglich von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet. Bei gutem Wetter kann es auch in der Wintersaison besucht werden. Auf der Homepage www.hexenhaus-thale.com werden die Öffnungszeiten ständig aktualisiert.

Die Eintrittspreise für Kinder von 3 bis 14 Jahren betragen 2,50 Euro. Erwachsene zahlen 5 Euro. Für Senioren gilt ein ermäßigter Eintrittspreis von 4 Euro. Außerdem gibt es verschiedene Familienkarten zwischen 10 und 14 Euro sowie Reduzierungen für Kinder und Erwachsene aus Thale.