Sensen-Wettbewerb Heimatverein Meisdorf Falkenstein Harz: Dirk Nicolai aus Opperode wird erneut Schnittermeister

Meisdorf - Fredi Hennig harkt am Rand des etwa 2,5 mal 8 Meter großen Grasfeldes entlang, zieht das Gras, das hier zur Abgrenzung der Parzellen gemäht wurde und nun auf dem Boden liegt, beiseite.
„Damit man hier nicht hängen bleibt mit der Sense“, begründet der Badeborner. Er gehört zu den Startern, die am Sonntag auf der Langen Wiese in Meisdorf zeigen, dass auch heute noch gemäht werden kann, wie es jahrhundertelang üblich war: mit Muskelkraft und einer Sense.
Heimatverein Meisdorf lud zur 12. Schnittermeisterschaft ein
Bereits zum zwölften Mal lädt der Heimatverein Meisdorf zur Schnittermeisterschaft ein. 12 Wettkampffelder für Einzelstarter sind vorbereitet; als feststeht, dass sich 15 - 5 mehr als im Vorjahr - in die Listen eingetragen haben, werden flugs noch drei weitere Felder aus der Wiese „herausgemäht“.
Für den Mannschaftswettbewerb reichen die drei vorbereiteten Parzellen; zwei Teams haben sich angemeldet. Auf den Wettkampfflächen muss das Gras nicht nur so schnell wie möglich abgemäht werden, erklärt Herbert Lisso. Er gehört zum dritten Mal der Jury an, die nicht nur die Zeit stoppt, sondern auch auf die Qualität achtet: „Es muss sauber gemäht sein.“
Die Jury stoppt die Zeit und achtet auch auf die Qualität
Das heißt: Es darf kein Gras mehr stehen und die Stoppelhöhe muss gleichmäßig sein, erläutert Herbert Lisso. „Wer das nicht jeden Tag macht, der hat hier keine Chance“, sagt er und sieht jene „ganz klar im Vorteil“, die zu Hause noch Tiere haben und für das Futter sorgen.
Erstmals mit der Sense dabei ist Stephan Knoche. In den Vorjahren habe er die Schnittermeisterschaft oft als Fan und Zuschauer verfolgt, erzählt der Reinstedter. In diesem Jahr habe er selbst an den Start gehen wollen, „weil ich das cool finde, es ein traditionelles landwirtschaftliches Handwerk und es einfach schön ist, dass solche Tradition erhalten bleibt“.
Stephan Knoche aus Reinstedt bereitete sich eine Woche lang auf den Wettbewerb vor
Und das Interesse sei ja da, fügt er mit Blick auf die Zuschauer hinzu, die auch in diesem Jahr dicht gedrängt an den Absperrungen stehen. Auf den Wettkampf vorbereitet habe er sich, indem er eine Woche lang Videos geguckt und einen Tag lang praktisch mit der Sense geübt habe, verrät Stephan Knoche mit einem Lachen.
„Im nächsten Jahr nehme ich mir mehr Zeit dafür“, sagt er. Siegambitionen habe er nicht, aber sauber gemäht solle es sein. Das, findet er nach seinem Wettkampf, sei gelungen. Derweil legt Felix Büttner vor - was Zeit und Qualität betrifft. „Sieht gut aus!“, „Sehr schön!“, „Durchziehen!“, wird der 29-Jährige aus Alterode, der vor zwei Jahren schon einmal dabei war und auf Anhieb Platz vier erreichte, aus dem Publikum heraus angefeuert.
„Zu viel Futter, zu viel Gras“, stellt er nach dem Abmähen seiner Fläche fest. Dass es am Tag zuvor geregnet hat, sei dagegen wenig problematisch. „Die Feuchtigkeit ist wichtig. Früher wurde das Gras auch in nassem Zustand gemäht.“ Allerdings habe sich das Gras „durch den Regen etwas hingelegt“, da mähe es sich schwerer.
Mit Sandra Schneider aus Gatersleben ist auch eine Frau am Start
Mit Sandra Schneider aus Gatersleben ist in diesem Jahr auch wieder eine Frau am Start. Ihr Stiefvater sei seit mehreren Jahren beim Wettbewerb dabei, erzählt sie. So habe sie das Mähen auch einfach immer mal probiert - und tritt nun auf Anregung der Familie erstmals selbst an.
Nach dem Mähen ist sie zufrieden: „Es sieht ordentlich aus. Das war für mich das Wichtigste.“ Es sei, fügt sie hinzu, auch nicht anstrengend gewesen: „Im Training war es schlimmer. Hier war wahrscheinlich so viel Adrenalin dabei - und dank der familiären Unterstützung macht es richtig Spaß.“
Teilnehmer kommen auch aus Harzgerode, Meisdorf, Opperode, Molmerswende und Pansfelde
Dirk Reichel, Vorsitzender des Heimatvereins, freut sich über die steigende Zahl der Teilnehmer am Wettbewerb, die auch aus Harzgerode, Meisdorf, Opperode, Molmerswende oder Pansfelde kommen. „Das ist breit gefächert“, sagt Dirk Reichel. „Aber es gibt ja einen solchen Wettbewerb wie hier weit und breit nicht.“ Gut findet der Vereinsvorsitzende, dass inzwischen auch jüngere Schnitter hinzukommen.
Während die Meisdorfer Dorfcombo und der Männerchor Opperode - sie sorgen wie der Spielmannszug Meisdorf für den musikalischen Rahmen - noch einmal auftreten, berät sich die Jury und verkündet dann das Ergebnis: Im Einzelwettbewerb holt sich Vorjahressieger Dirk Nicolai aus Opperode erneut den Titel des Schnittermeisters.
Vorjahressieger Dirk Nicolai aus Opperode wird erneut Schnittermeister
„Ich mähe seit meinem neunten Lebensjahr“, sagt er. Nicht täglich wie sein Vater, doch hin und wieder. „Aber“, sagt er, „das ist wie Fahrrad fahren: Wenn man es einmal kann, verlernt man es nicht.“
Bei den Frauen wird Sandra Schneider als Siegerin geehrt. Sie hätte auch bei den Männern mit vorn mitmischen können, sagt Jury-Sprecher Eckhardt Nebe, sowohl von der Zeit - die fünftbeste im Klassement - als auch von der Qualität her mit einer „Zwei Plus“.
Hauchdünn fällt die Entscheidung im Mannschaftswettbewerb: Hier muss Einzelsieger Dirk Nicolai mit seinen Mitstreitern Peter Nicolai und Albrecht Schwarzer dem Team von Manfred Ketzer, Georg Lehmann und Reinhard Bischof den Vortritt lassen, das mit genau einer Minute um zwei Sekunden schneller war. (mz)
