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Heimatgeschichte Königerode Heimatgeschichte Königerode: Zurück bis zum Ursprung

Von Petra Korn 23.09.2016, 09:24
Gesichtet wurden auch viele, vom ehemaligen Pfarrer verfasste handschriftliche Notizen.
Gesichtet wurden auch viele, vom ehemaligen Pfarrer verfasste handschriftliche Notizen. Wohlfeld

Königerode - 1599 wird das Haus Nummer 7 in der Dorfstraße von Königerode erstmals erwähnt. Laut einem Lehnbrief verkaufte es sein Besitzer damals für 235 Gulden an Georg Staub. Dann gehörte es Christoph Staub, der es schließlich 1652 an seinen Sohn übergab. Über drei A-4-Seiten hinweg ist aufgelistet, wem das Haus über die Jahrhunderte gehörte, wer darin lebte - bis hin zu seinen heutigen Eigentümern und Bewohnern.

Die Seiten sind Teil einer Häuserchronik, die eine Interessengemeinschaft in Königerode gerade erarbeitet. „Der Sinn besteht darin, von der heutigen Hausstelle zurückzugehen bis zum Ursprung, als sie gegründet wurde“, sagt Gert Böttger, der gemeinsam mit seiner Frau Inge, Klaus Grützmann und Dorle Hankel zu der Interessengemeinschaft gehört.

„Das wird natürlich nicht bei allen funktionieren“, sagt Gert Böttger. „Man nimmt an, dass es vor 1.000 Jahren zehn bis elf Hofstellen in Königerode gab.“ Ein Versuch, diese heutigen Häusern zuzuordnen, wäre Spekulation. Doch in einem Erbbuch aus dem Jahr 1533, als Königerode zur Grafschaft Mansfeld und zum Amt Rammelburg gehörte, waren 47 Hofbesitzer eingetragen. „Es würde uns schon sehr freuen, wenn wir diese 47 Höfe identifizieren könnten“, sagt Gert Böttger.

Notizen auf kleinen Zetteln

Er ist quasi der Spiritus rector des Projektes. „Über 35 Jahre haben wir zu Lebzeiten von Pfarrer Werner Schreck immer sogenannte Männerabende durchgeführt“, erzählt Gert Böttger. Dabei ging es auch um solche Themen wie die Geschichte der Häuser. Der Pfarrer hatte anlässlich der 1.000-Jahr-Feier Königerodes, das 992 erstmals erwähnt wurde, gemeinsam mit der Gemeinde drei kleine Büchlein zur Geschichte des Ortes herausgegeben. Als er dafür in Archiven forschte, hatte er sich Informationen, die er zu Häusern fand, auf kleinen Zetteln notiert.

Viele Jahre Sichtung

Als sich Gert Böttger im Jahr 2000 nach einem Unfall erholen musste und Zeit hatte, erinnerte er sich an dieses Thema. Er besuchte den Pfarrer und erhielt Unterlagen. Über viele Jahre hinweg sichtete er das Material, zu dem neben der Rammelburger Chronik unter anderem ein Erbbuch von 1690, ein Taufregister von 1770 bis 1815, in das der Pfarrer nachträglich noch die damals frisch entstandenen Hausnummern eingetragen hatte, oder Gemeindelisten aus der Zeit Napoleons bis in die Neuzeit.

Zu den Unterlagen gehörten aber auch Lehnbriefe und die Zettel des Pfarrers. „Am aufschlussreichsreichsten sind die Lehnbriefe“, so Böttger. Diese erschienen immer dann, wenn jemand eine Hofstelle erbte oder kaufte, es einen Besitzerwechsel gab.

Erhalt für die Nachwelt

In einer Wandergruppe, zu der auch Klaus Grützmann und Dorle Hankel gehören, berichtete Gert Böttger immer von seinen Forschungen. „Da haben wir gesagt: Was du da hast, darf nicht irgendwann im Schredder landen, das muss für die Nachwelt erhalten bleiben“, schildert Klaus Grützmann.

So fand sich die Interessengemeinschaft zusammen. Über drei Winter hinweg befasste sich Klaus Grützmann, unterstützt durch Dorle Hankel, unter anderem damit, ursprüngliche Hausnummern mit aktuellen abzugleichen und die Ergebnisse in einer Liste zusammenzufassen.

Einiges erleichterte der Interessengemeinschaft die Arbeit. So sind beispielsweise Teile des Dorfes erst später entstanden, wie die rechtsseitige Bebauung der Klausstraße um 1850/1860 oder der Bereich Hinterdorf vor etwa 150 Jahren. Und: Die jetzigen Hausnummern wurden 1850/1860 eingeführt. „Von da an ist es einfacher, den Werdegang der heutigen Höfe zu verfolgen“, sagt Gert Böttger.

Zusammengetragen werden übrigens nicht nur die Informationen zu den Häusern. „Bei vielen geht das nicht lückenlos, gibt es 50, 60 Jahre lang keinen Nachweis. Es gibt aber auch viele Häuser, wo die Informationen so ins Detail gehen, dass diejenigen, die heute darin wohnen, regelrecht Ahnenforschung betreiben können“, sagt Gert Böttger mit einem Schmunzeln.

Über 800 Bilder gibt es schon

Gesammelt wurde neben den Informationen auch alles, was an Fotos zu finden war - inzwischen hat Dorle Hankel mehr als 800 Bilder zusammengetragen. Diese sollen auf CD als Beilage zur Häuserchronik erscheinen. „Die wird natürlich nicht in ein kleines Din-A5-Heftchen passen“, verweist Klaus Grützmann darauf, dass die zusammengetragenen Informationen inzwischen sechs Aktenordner füllen.

Wann die Chronik in Buchform vorliegen wird, steht noch nicht fest. Forschungsarbeiten für die heute 228 Häuserstellen sind aber fast abgeschlossen. „Es müssen nur noch einige Korrekturen gemacht werden“, sagt Klaus Grützmann. (mz)

Gert Böttger, Inge Böttger, Klaus Grützmann und Dorle Hankel stellen Ortsbürgermeister Jürgen Rennicke (v.l.n.r.) Ergebnisse ihrer Arbeit an einer umfangreichen Häuserchronik für Königerode vor.
Gert Böttger, Inge Böttger, Klaus Grützmann und Dorle Hankel stellen Ortsbürgermeister Jürgen Rennicke (v.l.n.r.) Ergebnisse ihrer Arbeit an einer umfangreichen Häuserchronik für Königerode vor.
Chris Wohlfeld
Sechs dicke Aktenordner füllt das zusammengetragene Material. Für jede Hausstelle gibt es einen eigenen Abschnitt.
Sechs dicke Aktenordner füllt das zusammengetragene Material. Für jede Hausstelle gibt es einen eigenen Abschnitt.
Chris Wohlfeld
Ergänzt wird das Textmaterial durch zahlreiche Fotos.
Ergänzt wird das Textmaterial durch zahlreiche Fotos.
Wohlfeld