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Netzausbau auf der Kippe Glasfaser-Firma muss in Thale im Januar noch Hunderte Kunden anwerben

Verträge mit 33 Prozent der Haushalte: Wird diese Marke noch im Januar erreicht, baut die Firma Deutsche Glasfaser ein Netz in Thales Ortsteilen Neinstedt, Stecklenberg, Warnstedt, Weddersleben und Westerhausen. Ist der Anteil am 31. Januar geringer, scheitert das Vorhaben. Noch fehlen nach Auskunft des Unternehmens Hunderte Kunden.

Von Benjamin Richter Aktualisiert: 15.01.2022, 11:01
Mit Plakaten an Straßenlampen wirbt die Firma Deutsche Glasfaser, wie hier in Warnstedt, für den Netzausbau in den Ortsteilen von Thale.
Mit Plakaten an Straßenlampen wirbt die Firma Deutsche Glasfaser, wie hier in Warnstedt, für den Netzausbau in den Ortsteilen von Thale. Foto: Benjamin Richter

Thale/MZ - Einen unbarmherzigen Gegenspieler hat sich die Firma Deutsche Glasfaser bei ihrem Vorhaben ausgesucht, fünf Ortsteile von Thale mit einem Glasfasernetz für schnelles Internet auszustatten: die Zeit. Die kennt keine Gnade und schreitet unaufhaltsam auf den 31. Januar zu, den Tag, an dem das Unternehmen die sogenannte Nachfragebündelung abschließen will.

Geht alles nach Plan, sollen bis dahin 33 Prozent der Haushalte in Neinstedt, Stecklenberg, Warnstedt, Weddersleben und Westerhausen einen Zwei-Jahres-Vertrag mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen haben. Rund zwei Wochen vor dem Stichtag ist der bundesweit tätige Betrieb von diesem Ziel noch ein reichliches Stück entfernt: Erst 9 Prozent der Haushalte in den fünf Ortsteilen, war auf der Webseite der Firma am Freitag zu lesen, haben bislang ihr Interesse an einem Glasfaser-Anschluss verbindlich angemeldet.

Nach Weihnachten und Neujahr mit Schwung aus der Vertriebspause

„Es ist richtig, dass es bis zum Stichtag am 31. Januar ein enger Zeitplan wird, die benötigten 33 Prozent zu erreichen“, räumt Stefanie Becker auf MZ-Anfrage ein.

Die Marketingkoordinatorin der Deutschen Glasfaser in Leipzig geht davon aus, dass die noch relativ geringe Zahl der Vertragsabschlüsse auch mit den Feiertagen und dem Jahreswechsel zusammenhängt: „Aufgrund der Weihnachtsfeiertage und Neujahr sind die Vertriebsaktivitäten heruntergefahren worden“, legt sie dar. Seit dem 3. Januar sei man nun wieder vor Ort - „und guter Dinge, dass wir mit der Unterstützung der Stadt Thale wieder mit Schwung aufholen werden“.

„Wir sind guter Dinge, dass wir mit der Unterstützung der Stadt Thale wieder mit Schwung aufholen werden.“

Stefanie Becker, Marketingkoordinatorin

Ihr Projekt „Glasfaser für Thale“ hatten Ralf Schütte, Koordinator der Deutschen Glasfaser für den Landkreis Harz, und Vertriebsleiter Andreas Dankert im September bei einer Ortschaftsratssitzung in Stecklenberg vorgestellt (die MZ berichtete).

Schon bei der Vertragsunterzeichnung mit Thales Bürgermeister Maik Zedschack (CDU) hatte der gewerbliche Anbieter die Marke von 33 Prozent Akzeptanz hervorgehoben, die es zu erreichen gelte. Sollte das bis Ende Januar gelingen, könnte im Frühjahr dieses Jahres mit dem Verlegen der Glasfaserkabel begonnen werden, die Nutzern eine Übertragungsgeschwindigkeit bis 1.000 Megabit pro Sekunde bieten sollen.

Teams suchen das Gespräch mit Einwohnern in Neinstedt, Stecklenberg, Warnstedt, Weddersleben und Westerhausen

Längst hängen in den fünf angesprochenen Ortsteilen zahlreiche Plakate an den Straßenlaternen und weisen auf Projekt und Frist hin. Im Oktober gab es einen digitalen Infoabend. Für den „Endspurt“ seien nun keine weiteren Werbemaßnahmen geplant, erklärt Stefanie Becker.

Stattdessen setzt das Unternehmen darauf, potenzielle Kunden im persönlichen Gespräch überzeugen zu können. „Die Vertriebsteams sind wieder voll im Einsatz, und auch die Servicepunkte sind seit letzter Woche wieder geöffnet“, berichtet sie. Die aktuelle Corona-Situation habe es nicht erlaubt Präsenzveranstaltungen zu organisieren. Unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen seien die Vertriebsteams in den Ortsteilen unterwegs und berieten auf Wunsch auch in den eigenen vier Wänden.

Wer sich bis 31. Januar für einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser entscheidet, dem verspricht die Firma einen Anschluss ohne Ausbaukosten - die ansonsten, im Fall einer späteren Anbindung an ein vorhandenes Netz, durchaus im vierstelligen Bereich liegen könnten, wie Ralf Schütte im September geschildert hatte.

Weil in Glasfaserkabeln Daten mithilfe von Laserdioden übertragen werden, erreichen Informationen darin buchstäblich Lichtgeschwindigkeit. Herkömmliche DSL-Kabel könnten da nicht mithalten: Für sie seien Raten über 250 Megabit pro Sekunde selbst im Idealfall und bei Super-Vectoring, also der Verringerung von Störsignalen, kaum zu erreichen.

Auch angesichts der Mammutaufgabe, nun jeden Tag bis zum Monatsende im Schnitt mehr als 13 Haushalte in den fünf Ortsteilen von dem Ausbauprojekt überzeugen zu müssen, gibt sich Stefanie Becker weiter optimistisch und entschlossen. „Eine Verlängerung der Nachfragebündelung ist nicht geplant“, stellt sie klar. Der Stichtag stehe fest. Würden die 33 Prozent bis Fristende nicht erreicht, baue die Deutsche Glasfaser das Projekt in Thale nicht aus.