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Frust über gelbe Säcke Gelbe Tonnen statt gelber Säcke im Landkreis Harz: Enwi plant andere Entsorgung ab 2021

Von Felix Fahnert 30.01.2019, 06:55
Für die Entsorgung von Verpackungen könnten bald auch gelbe Tonnen zum Einsatz kommen.
Für die Entsorgung von Verpackungen könnten bald auch gelbe Tonnen zum Einsatz kommen. dpa

Ballenstedt - Sie prägen das Straßenbild im Landkreis Harz bereits seit langer Zeit: die gelben Säcke mit Verpackungsmüll, die zur Abholung alle zwei Wochen an die Straßen gestellt werden. Gerade bei Sturm sorgen sie allerdings für Unmut bei vielen Anwohnern. „Immer wieder liegen Inhalte der kaputten Säcke überall verteilt auf Straßen und Gehwegen“, schreibt eine Leserin aus Ballenstedt der MZ.

Dieser Zustand sei weder den Bewohnern noch den Touristen, die im Harz immerhin Kurtaxe zahlten, zuzumuten. Die Leserin fordert deshalb eine Umstellung des Systems auf gelbe Tonnen.

Abfallwirtschaft Nordharz ist offen bei Umstellung des Systems

Die Entsorgung der gelben Säcke wird von der Abfallwirtschaft Nordharz erledigt - und die zeigt sich grundsätzlich offen für eine Umstellung des Systems. „Ich würde lieber heute als morgen gelbe Tonnen einsetzen“, sagt Geschäftsführer Dirk Hirschfeld.

Allerdings steht diese Entscheidung gar nicht in der Macht der Abfallwirtschaft Nordharz. „Wir sind nur Dienstleister und erfüllen einen Auftrag“, erklärt Hirschfeld. Dieser Auftrag wurde durch die Betreiber des Abfallsystems so ausgeschrieben und beinhaltet die Details der Verpackungsentsorgung im Landkreis Harz, so auch den Einsatz von gelben Säcken.

„Mit der Ausschreibung sind auch die physikalischen Eigenschaften der Säcke festgelegt.“ So sind etwa Materialstärke, Transparenz oder das Zugband vorgeschrieben. Eine Änderung kann die Abfallwirtschaft Nordharz deshalb nicht aus eigenen Stücken erwirken. „Entweder nehmen wir den Auftrag an oder nicht“, sagt der Geschäftsführer.

Entsorgungswirtschaft Enwi strebt Änderung ab 2021 an

Bei der Entsorgungswirtschaft des Landkreises Harz (Enwi) kennt man die Probleme - und drängt auf eine Veränderung des Entsorgungsvertrags für Verpackungsmüll ab dem Jahr 2021. „Bis Ende des nächsten Jahres muss ein neues System stehen“, sagt Enwi-Sprecher Ingo Ziemann.

Hintergrund ist ein neues Verpackungsgesetz, das seit diesem Jahr in Kraft ist, eine Übergangszeit läuft bis Ende 2020. Die Enwi kann bei den Verhandlungen über die Eckpunkte der neuen Abstimmungsvereinbarung mitreden. Grundsätzlich ist sie nur für die öffentliche Abfallentsorgung - etwa von Altpapier oder Glas - zuständig. Bei der Entsorgung von Verpackungen, die privatwirtschaftlich organisiert wird, spielt die Entsorgungswirtschaft jedoch in erster Linie eine Vermittlerrolle.

Duales System beteiligt Verpackungs-Hersteller an Entsorgungskosten

Hintergrund ist das so genannte duale System der deutschen Abfallwirtschaft, das die Hersteller der Verpackungen an den Kosten ihrer Entsorgung beteiligt. Verantwortlich für Finanzierung und Entsorgung ist seither nicht mehr die öffentliche Hand, sondern privatwirtschaftliche Systembetreiber. Insgesamt zehn dieser Betreiber gibt es in Deutschland, sie teilen sich den Markt untereinander auf. Der wohl bekannteste von ihnen ist „Der Grüne Punkt“.

Für die Ausschreibung der Entsorgung treten sie an die regionalen Dienstleistungsunternehmen heran, den Zuschlag erhält dann etwa die Abfallwirtschaft Nordharz. Durch die veränderte Gesetzeslage wird nun jedoch eine neue, grundsätzliche Abstimmungsvereinbarung nötig, bei der die Enwi ein Mitspracherecht hat.

„Die Verhandlungen beginnen im Laufe dieses Jahres. Wir sind zuversichtlich“, sagt Ingo Ziemann. „Wir können uns etwa ein System mit gelben Tonnen und gelben Säcken vorstellen.“ Denn für das neue System gilt es, Vorteile und Nachteile sorgsam abzuwägen und lokale Gegebenheiten zu berücksichtigen.

Abfallwirtschaft Nordharz erwägt System von Säcken und Tonnen

„In Quedlinburg gibt es etwa enge Gassen, mitunter keine Hinterhöfe“, erklärt Ziemann. Angesichts des Platzes seien hier gelbe Säcke durchaus sinnvoll. „Da muss dann die Qualität der Säcke verbessert werden.“ Andernorts seien jedoch gelbe Tonnen deutlich geeigneter, unter anderem wegen ebenjener Schäden durch Sturm oder Beschädigungen durch Tiere.

Grund für die Verwendung von gelben Säcken ist außerdem, den so genannten „Fehlwurfanteil“ zu minimieren. Denn durch die Transparenz der Säcke sind die Inhalte direkt zu erkennen. „Es ist vertraglich gefordert, dass die Säcke liegen bleiben und mit einem roten Aufkleber versehen werden, wenn sich falsche Inhalte darin befinden“, erklärt Dirk Hirschfeld von der Abfallwirtschaft Nordharz. So gehörten dort ausschließlich Verpackungsabfälle hinein - eine Kunststoffschüssel hingegen nicht, da es sich hierbei um eine „stoffgleiche Nichtverpackung“ handelt. (mz)