Fussball-Landesliga Fussball-Landesliga: Tief geschürft bei Stahl Thale

Thale - Am Sonntag gibt es in Thale ein Jubiläum, von dem nur wenige Notiz nehmen. Am 12. Oktober 1904 wurde im „Rheinischen Hof“, dem heutigen „Café an der Bode“, der erste Thalenser Fußball-Club gegründet. Während das geplante Festwochenende aufgrund der kurzen Sommerpause durch die Fußball-WM auf das nächste Jahr verschoben wurde, hat ein Mitglied des SV Stahl in den letzten Jahren daran gearbeitet, dass sein Beitrag zum 110-jährigen Fußball-Jubiläum auch pünktlich fertig ist. Wolfgang Grünefeld zeigt stolz den 132 Seiten starken neuen Band der Thalenser Fußball-Chronik.
Es ist nicht der zweite, sondern eigentlich der erste Band, denn er beleuchtet die Zeit von der ersten Vereinsgründung bis zur Gründung der Betriebssportgemeinschaft Stahl 1951. „Es ist eine Epoche, in der über den unterklassigen Fußball kaum Informationen bekannt sind“, nennt Grünefeld eine Hauptschwierigkeit.
Der frühere Lehrer ist seit 1976 leidenschaftlicher Stahl-Fan und hat seitdem kaum ein Spiel verpasst. Als freier Mitarbeiter der MZ verfasst er seit 15 Jahren Landesliga-Spielberichte und die Freitagsvorschau. Und er ist leidenschaftlicher Sammler. Nicht nur von alten Programmheften, sondern auch von Informationen aus vergangenen Zeiten. 1994 hatte Grünefeld zum 90-jährigen Fußball-Jubiläum die erste Chronik geschrieben. Seitdem ergänzt er sie regelmäßig. Nachdem er 2004 zum 100. Jubiläum eine Serie in der MZ veröffentlicht hatte, brachten einige Thalenser interessante Dokumente und Fotos und halfen mit ihrem Wissen, dass daraus diese Ergänzung entstand. Grünefeld nennt Alfred Bohnenstengel, der 1 000 Spiele dokumentiert hatte, Willi Steffen, der zu vielen Fotos die Spielernamen nannte, Thomas Mandrella, Udo Loy und Hans Gall sowie andere. Größte Fundgrube war ein Heft, das 1929 zur Einweihung des Stadions herausgegeben wurde.
Grünefeld las mit Unterstützung des Bürgermeisters im Stadtarchiv und tauschte sich mit den Chronisten aus anderen Vereinen aus, so dass nun eine Arbeit vorliegt, die fast alle Facetten des Fußballlebens in Thale - die Stadt hatte vier Fußballvereine - beleuchtet. Statistiken trug er mühevoll zusammen, auch wenn es Jahrgänge gibt, in denen nur ein Ergebnis steht, weil aus den 20’er Jahren nur ein Blankenburger Fußballer mal die Ergebnisse seines Teams notiert hatte, aber nicht die der anderen. Aber vielleicht findet sich ja doch noch mal etwas. Grünefeld hat einfach Platz für das Ergebnis gelassen.
Der Fußball-Chronist, der in den letzten Jahren auch schon an den Chroniken für die SG Dankerode, Germania Neinstedt und Fortuna Ditfurt maßgeblich mitwirkte, hat nicht nur Statistiken zusammengefasst, sondern auch Hintergründe zur Entstehung des Fußballs in Deutschland und das Überschwappen in den Harzgau beschrieben. Grünefeld hat Fotos, Zeitungsausschnitte und Dokumente integriert, so dass das Blättern nicht nur Fußball-Anhängern Spaß macht, sondern auch geschichtsinteressierten Thalensern und Harzern. „Es ist ein Hobby. Ich mache das für Leute, die sich wirklich dafür interessieren. Und irgendwer muss ja mal was für die Nachwelt überliefern.“ Am meisten habe er sich übrigens gewundert, dass auf dem Sportplatz am Rübchen einst Spiele vor 2 000 Zuschauern stattfanden. Schmunzeln muss man auch über Klagen der Fußballer von 1920, weil am Bleicheplatz ständig die 240 Mark teuren Fußbälle in Bode oder Mühlgraben fielen und dann hinüber waren.
Bestellungen sind unter Telefon 03947/6 30 36 möglich. (mz)