Fußball Fußball: Kicken wie Garefrekes
THALE/MZ. - Die deutschen Damen zeigen es dieser Tage wieder der ganzen Welt - Frauenfußball ist schön. Damit sind nicht nur die attraktiven Körper der Spielerinnen gemeint, die in 90 Minuten auf Hochtouren kommen, sondern auch ihr Spiel an sich. Donenrstag werden Kerstin Garefrekes und Co. wieder zeigen, dass sie ganz genau wissen, was eine Bananenflanke ist. Die deutsche Nationalelf trifft 20.45 Uhr auf Nigeria.
Zuschauen werden auch die zehn Fußballerinen des SV Stahl Thale. Mittelfeldspielerin Manuela Eichler freut sich schon darauf: "Wir schauen alle zusammen bei unserer Verteidigerin Katja im Garten. Erst grillen, dann gucken." Die Mannschaftskapitänin, die von allen Manu genannt wird, war beim Auftaktspiel der deutschen Mädels in Berlin sogar live dabei. "Die Eröffnungsfeier war sehr schön", erzählt sie, "es war aber auch sehr viel und laut". Manchmal habe sie das Spiel nachdenklich gemacht: "Wenn man da zuschaut, kommen schon solche Gedanken wie - `Warum stehe ich nicht dort unten?`" Und: "Mit der richtigen Förderung hätte ich auch bei der WM spielen können."
Mit dabei im Olympiastadion waren auch Trainer Torsten Worch und Mannschaftsleiter Steffen Weihnacht. Worch ist nicht nur Eichlers Trainer, sondern auch ihr Mann. "Die Karten für das Eröffnungsspiel habe ich ihm zu Weihnachten geschenkt", sagt die 25-Jährige. Die Bürokauffrau aus Ballenstedt hat kein Problem damit, ihren Trainer zu lieben. "Ich finde es toll, dass wir die gleichen Interessen haben. Von Freitag bis Sonntag ist bei uns Fußball angesagt." Dann wird dieser nämlich im Fernsehen geschaut, aber vor allem selbst gespielt. Seit 19 Jahren betreibt Eichler diesen Sport, den sie immer noch vorwiegend als "Männersache" wahrgenommen sieht. Als "Wuselfink" und "typische Mittelfeldspielerin" bezeichnet sie ihre Mannschaftskollegin Teresa Kellmann, und sich selbst als "letzte Frau vorm Torwart".
Der Harzkreis-Pokalsieger SV Stahl Thale spielt auf dem Kleinfeld. Schon allein deswegen könne man sich schwer mit den WM-Damen vergleichen, so Kellmann. Die 27-Jährige liebt an dem Sport vor allem "das Kämpferische, den Angriff, die Verteidigung". Besonders wichtig sei ihr aber der Teamgeist, den das Spiel erfordere. "Einer für alle, alle für einen", sei die Devise. Natürlich gebe es auch mal Zickereien. "Bei einem Stall voller Frauen ist das ja nicht ungewöhnlich", sagt die Brünette lachend, "aber wenn es darauf ankommt, halten wir zusammen". Die Assistenzärztin im Quedlinburger Klinikum spielt seit 13 Jahren. Immer in der selben Mannschaft. Als ihr "Zuhause" bezeichnet sie das Team deswegen. Vorurteile erlebe sie nicht aufgrund ihres Hobbys. Doch erstaunt seien die Leute immer, wenn sie davon erfahren. "Frauenfußball ist eben immer noch was Besonderes."
Verteidigerin Katja Cierpinsky ist es manchmal leid, aufgrund ihrer Attraktivität unterschätzt zu werden. "Die meisten glauben nicht, dass ich Fußball spiele", berichtet sie, "Schwebebalken ja, aber Fußball nein". Die zierliche Blondine ist noch nicht so lange am Ball wie die meisten ihrer Teamkolleginnen. Seit rund fünf Jahren trainiert die 36-Jährige zweimal wöchentlich mit den anderen und steht fast jedes Wochenende auf dem Platz. "Es ist normal, dass Männer sonntags auf dem Sportplatz sind. Wenn man das als Frau macht, braucht man Verständnis." Zum Glück habe sie einen Mann, der es gut findet, was sie in der Freizeit macht und der mit ihrem gemeinsamen Sohn auch mal zuschaut. Man dürfe bei dem Sport eben nicht zimperlich sein. "Klar habe ich auch mal blaue Flecken, Nasenbluten oder einen gebrochenen Arm." Das WM-Auftaktspiel war das erste Mal, dass sie Frauenfußball im Fernsehen gesehen habe, gibt die Thalenserin zu. Schließlich bekomme man das sonst gar nicht so mit, wenn Spiele übertragen werden, erklärt die Mitarbeiterin der Quedlinburger Stadtwerke.
"Der Auftakt stand der Männer-WM aber in nichts nach", findet Cierpinsky. "Von allem vom Kopfball von Kerstin Garefrekes war ich begeistert." Sie ist sich sicher: "Das spielerische Können der Frauen wird unterschätzt." Auch Mannschaftsleiter Weihnacht war begeistert von der Leistung der deutschen Mädels im ersten Spiel. "Ihre Motivation beispielsweise war echt zum Abgucken", schwärmt er. "Wo Männer oft lange taktieren, ist es für die Frauen das Ziel, den Ball schnell nach vorne zu bringen."
Das Spiel Donnerstagabend schaut er sehr gern im Kreise der Mannschaft. "Wir machen relativ viel privat zusammen", berichtet er. Denn: "Feiern können die Frauen auch sehr schön."
Der SV Stahl Thale sucht Mitspielerinnen aller Altersgruppen. Interessierte können sich unter [email protected] melden. Weitere Informationen unter