Friedensbrücke bei Neinstedt Friedensbrücke bei Neinstedt : Projekt wackelt

Neinstedt/Weddersleben - „Wir erfahren leider vieles nur aus zweiter Hand“, verschafft sich Gerhard Kramer Luft. Der Vorsitzende des Vereins zum Erhalt der Friedensbrücke zwischen Neinstedt und Weddersleben will endlich Klarheit über die Zukunft des denkmalgeschützten Bauwerks.
Kramer: „Seit sieben Jahren kämpfen wir um eine Nutzung, ohne wirklich zu wissen, was daraus wird.“ Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) musste sogar schon durch die Bode, weil er seine Wette, eine Sanierung bis 2015 erreichen zu können, verloren hatte.
Er hatte sich vor Jahren mit Landrat Martin Skiebe (CDU) geeinigt, als Stadt einen erheblichen Beitrag zur Reparatur zu leisten und die Brücke zu übernehmen. Als Eigentümer ist der Landkreis Harz noch immer dafür verantwortlich.
Doch von diesen Absprachen ist inzwischen keine Rede mehr, weil eine dritte Brücke ins Spiel gekommen ist - in unmittelbarer Nähe zur Friedensbrücke und dem erst vor wenigen Jahren errichteten „Koloss“, wie die riesige Querung von Fluss und Bahn auch genannt wird.
Eine direkte Verbindung
„Wir möchten eine Bodebrücke hinter dem Marienhof errichten“, bestätigt Günter Kurczyk von der Evangelischen Stiftung Neinstedt. „Damit soll eine direkte und behindertengerechte Verbindung zur Teufelsmauer geschaffen werden.“ Er begründet: „Weil zwischen dem Parkplatz und dem begehrten Wanderziel noch Stufen einer Bachquerung sind, kann die Teufelsmauer über die anderen Brücken von Behinderten nicht erreicht werden.“
Kurczyk kündigt an: „Der Neubau wird auch allen anderen Fußgängern und Radfahrern offen stehen.“ Derzeit würden die Antragsunterlagen vorbereitet und Finanzierungsfragen geklärt. „Auch Gespräche mit der Leader-Gruppe zwecks Förderung laufen“, sagt er, um hinzuzufügen: „Egal, ob von dort Geld kommt oder nicht, wir werden die Brücke auf jeden Fall bauen.“ Liegen die Genehmigungen vor, könne im nächsten Jahr damit begonnen werden.
Bauvoranfrage ist positiv
„Eine Bauvoranfrage wurde von unserem Fachamt positiv beschieden“, bestätigt Heike Schäffer, die stellvertretende Landrätin des Harzkreises. Angesichts der neuen Situation würden deshalb bisherige Pläne nicht mehr verfolgt, die Friedensbrücke ins Rad- und Wanderwege-Konzept einzubinden.
„Drei neu gebaute oder sanierte Brücken auf engstem Raum sind keinem mehr verständlich zu machen“, sagt auch Balcerowski, der nun nicht mehr die Übernahme der Friedensbrücke durch die Stadt anstrebt.
Hoher Sanierungsaufwand
Ein weiterer Grund für eine unklare Zukunft des technischen Denkmals ist der Sanierungsaufwand. „Nach einem aktuellen Gutachten eines Baubüros wird allein der Erhalt der Stahlkonstruktion, Lager und Träger auf rund 250.000 Euro geschätzt“, wissen die Beteiligten inzwischen.
„Diese Summe können wir ohne Hilfe des Landkreises definitiv nicht aufbringen“, erklärt Balcerowski. Doch dieser habe nur eine Zusage bis maximal 60.000 Euro gegeben. „Die entstandenen Kosten für bisherige Maßnahmen, wie das Abtragen der Fahrbahn und mehrerer Unterschichten, sowie die Anfertigung der Gutachten wird der Landkreis übernehmen“, verspricht Heike Schäffer.
Ein Abschlag sei bereits an Thale gezahlt worden, das in Vorleistung getreten war. „Den Rest überweisen wir nach der Auswertung der bei uns eingegangenen Belege.“
Mehr Klarheit
Gerhard Kramer will aber Klarheit: „Unser Verein hat sich erneut an die Bundestagsabgeordnete Heike Brehmer (CDU) und Landtagsabgeordneten Ulrich Thomas (CDU) gewandt.“ Sie hätten immer betont, das Sanierungsvorhaben unterstützen zu wollen. Zudem will der Verein ein gemeinsames Treffen mit allen Beteiligten organisieren, auch mit dem Landkreis.
„Zuerst werden Arbeiten erfolgen müssen, um das Baudenkmal zu sichern“, sieht Schäffer nächsten Schritte ganz pragmatisch. „Außerdem werden wir Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde und dem Erhaltungsverein über deren Absichten führen.“ Auch wenn es für die Brücke vermutlich keine Nutzung mehr gebe, kündigt sie an: „Wir werden eine geeignete Lösung für die Friedensbrücke finden.“ (mz)
