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Vatikan Schwarzer Rauch: Noch kein neuer Papst gewählt

Es ist das vielleicht berühmteste Rauchzeichen der Welt. Mit der Farbe des Rauchs über der Sixtinischen Kapelle wird signalisiert, ob ein neuer Papst gewählt ist. Es bleibt spannend.

Von Christoph Sator, Robert Messer und Martina Herzog, dpa Aktualisiert: 07.05.2025, 21:08
Noch gibt es keinen neuen Papst.
Noch gibt es keinen neuen Papst. Andrew Medichini/AP/dpa

Rom - Schwarzer Rauch zum Auftakt der Papstwahl: Beim Konklave im Vatikan haben sich die Kardinäle im ersten Wahlgang nicht auf ein neues Oberhaupt für die weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken einigen können. Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stieg am Abend schwarzer Rauch auf - das Signal dafür, dass keiner der 133 Kirchenmänner die notwendige Zweidrittelmehrheit für die Nachfolge des verstorbenen Papstes Franziskus erhielt.

Gespannte Erwartung auf dem Petersplatz

Zehntausende Menschen auf dem Petersplatz verfolgten mit Blick auf das Dach der Sixtinischen Kapelle gebannt, welche Farbe das erste Rauchzeichen aus dem Konklave hatte. Es gab aber keinen weißen Rauch, also noch keinen neuen Papst. 

Bis der Rauch aufstieg, dauerte es deutlich länger als erwartet: Erst gut drei Stunden nach Schließung der Türen der Kapelle kam das Signal. Bis dahin machten Wartende ihrer Ungeduld mit Klatschchören Luft. Gelächter kam auf, als ein Flugzeug hinter dem Schornstein weiße Kondensstreifen in den Himmel zog.

Bis zur Bekanntgabe des 267. Papstes in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte kann es dauern. Allgemein erwartet wird, dass die Entscheidung bis Ende dieser Woche fällt. Sicher ist das allerdings nicht. Bis dahin ist der Rest der Welt auf jene Rauchzeichen aus dem Schornstein auf dem Dach der prunkvollen Kapelle im Apostolischen Palast angewiesen.

Erst wählen, dann beten

Im Anschluss an den erfolglosen ersten Wahlgang geht es für die Kardinäle nach einem kurzen Gebet zurück ins Vatikan-Gästehaus Santa Marta. Dort sind die Kirchenoberen während der gesamten Dauer der Papstwahl untergebracht – auch hier abgeschottet von der Außenwelt. Alle Handys und sonstigen digitalen Geräte mussten sie abgeben. Den Abend können sie in der Domus Sanctae Marthae, so der offizielle Name, für Gespräche, Gebete oder Lektüre nutzen.

Am Donnerstag geht das von der Öffentlichkeit abgeschottete Konklave weiter. Dann finden bis zu vier Wahlgänge statt, zwei vormittags und zwei nachmittags – außer, es gibt eine Zweidrittelmehrheit für einen der Kardinäle.

Franziskus hat das Kardinalskollegium internationaler gemacht

Das Konklave ist dieses Mal so groß und so international besetzt wie noch nie. Franziskus hatte sehr viele neue Kirchenobere befördert, oft auch aus weit vom Vatikan entfernten Ländern. Deshalb bedeutet Zweidrittelmehrheit dieses Mal: 89 Stimmen. Manche vermuten, dass es länger dauern könnte als früher. Seit den 1960er Jahren waren alle Konklaven nach zwei oder drei Tagen vorbei.

Am Morgen hatten sich die Kardinäle mit einer feierlichen Messe im Petersdom eingestimmt. An dem Gottesdienst nahmen auch Kardinäle teil, die wegen Überschreitens der Altersgrenze von 80 Jahren bei den Abstimmungen nicht mehr dabei sein dürfen. Die Messe „Pro eligendo Romano Pontefice“ („Zur Wahl des Römischen Pontifex“) wurde vom Dekan des Kardinalkollegiums geleitet, dem Italiener Giovanni Battista Re. 

Der 91-Jährige sagte, man habe sich versammelt, um den Beistand des Heiligen Geistes für die Wahl zu erbitten. Die Kardinäle ermahnte er, „alle persönlichen Erwägungen zurückzustellen“. Jetzt dürfe man „nur den Gott Jesu Christi sowie das Wohl der Kirche und der Menschheit im Sinn und im Herzen haben“.

Auftakt zum Konklave: „Alle hinaus“

Wegen seines hohen Alters ist der Dekan selbst im Konklave nicht dabei. Die Wahlversammlung wird vom ranghöchsten wahlberechtigten Kardinal geleitet, dem Italiener Pietro Parolin. Als Kardinalstaatssekretär war der 70-Jährige unter Franziskus im Vatikan die Nummer zwei. Parolin wird auch als Favorit für die Nachfolge des Argentiniers gehandelt. Allerdings wurden die Listen mit den Namen von möglichen neuen Päpsten zuletzt von Tag zu Tag länger.

In einer feierlichen Prozession zogen die Kardinäle am Nachmittag von der Paulinischen Kapelle in die Sixtinische Kapelle. Dort legten sie einen Eid ab. Darin versprachen sie, sich an die Regeln zu halten. Dazu gehört insbesondere absolute Verschwiegenheit über das, was hinter der Tür in der Kapelle passiert. Anschließend ertönte der lateinische Ruf „extra omnes“ („Alle hinaus“). Bis auf die Männer in Rot mussten dann alle die Kapelle verlassen. Punkt 17.46 Uhr wurde die Tür der Sixtinischen Kapelle verschlossen.

Auch drei Deutsche bei Konklave dabei

Unter den Papstwählern sind auch drei deutsche Kardinäle: Der ehemalige Präfekt der Vatikan-Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller (77), sowie Reinhard Marx (71) aus München und Rainer Maria Woelki (68) aus Köln. Müller sagte der Deutschen Presse-Agentur, er habe sich Koffer für „fünf, sechs Tage“ packen lassen. „Man muss schon vorbereitet sein“, sagte er. „Aber jeder hofft natürlich, dass es nicht so lange dauert. Jeder will nach Hause.“

Wie viele Wahlgänge werden nötig sein?

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der sich den Papstnamen Franziskus gab, wurde 2013 nach anderthalb Tagen gewählt, im fünften Wahlgang. Beim deutschen Papst Benedikt XVI. ging es 2005 sogar noch schneller: vier Wahlgänge nur. Benedikt trat 2013 als erster Papst nach vielen Jahrhunderten völlig überraschend zurück. Er starb 2022 im Alter von 95 Jahren.

Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Große weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.