Filmmuseum im Schloss Ballenstedt Filmmuseum im Schloss Ballenstedt : Das Tor ins Reich der Fantasie

Ballenstedt - „Ob Insekten den Wald auch so sehen? Die Bäume da, so rot?“, überlegt ein Mann, der sich Fotografien von Antje Schulz ansieht, die im Nordflügel des Ballenstedter Schlosses gezeigt werden. Der Schloss- und Schlossparkverein präsentiert im Filmmuseum die Ausstellung „Blühende Bilderwelten“ und freut sich, mit Schulz’ Arbeiten die Werke einer renommierten Fotografin nach Ballenstedt geholt zu haben.
Die Berlinerin stellt sich dort mit „impressionistischen Lichtgemälden“ und experimentellen Naturfotografien vor. „Darunter die bekanntesten Werke und eigens für die Ausstellung angefertigte Arbeiten“, sagt Vereinsvorsitzender Detlef Heydecke.
Die Kunst der Verfremdung
Schulz, viel gelobt und preisgekrönt, eröffnet dem Betrachter das Tor zu einer Welt, die er zu kennen glaubt und die doch durch ihre Fotografien gänzlich neu und unbekannt erscheint. Sie öffnet das Tor ins Reich der Fantasie, denn ihre Kunst ist die Kunst der Verfremdung: Rheinkiesel werden zu bunten, impressionistischen Farbtupfern.
In diesem Genre liegen ihre Wurzeln: „Inspiriert von Meistern des Impressionismus wie Claude Monet, Paul Cézanne und dem Romantiker Caspar David Friedrich hatte ich die Idee, geheimnisvolle Landschaften mit mythologisch anmutenden Fantasiewelten fotografisch zu erschaffen“, schreibt sie auf ihrer Internetseite.
Die eigene Form der abstrakten Fotografie
Die Betonung liegt auf fotografisch, denn digital bearbeitet sind ihre Bilder nicht: „Durch spezielle Filtertechniken und ausgeklügelte Einstellungen bei Belichtungszeiten, Weißabgleich, Blendenzahl und Iso-Werten erreiche ich die gewünschte Ausdruckskraft, die ich durch unterschiedliche Zeichnungen mit der Kamera verstärke. Gleichzeitig lege ich großen Wert auf die Verschmelzung von Schärfe und Unschärfe und erschaffe mir meine eigene Form der abstrakten Fotografie.“
Geduld ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit: „Ich beschäftige mich sehr lange mit dem Motiv und taste mich langsam an seine Einzigartigkeit heran.“ Für eine Aufnahme, sagt sie, fertige sie „mitunter über 100 Einzelaufnahmen“ an.
Dabei geht sie ausgesprochen ungewöhnliche Wege: „Bei manchen entscheide ich mich dafür, die Fotografie mit geschlossenen Augen zu fertigen, wenn ich genau weiß, welche Zeichentechnik ich mit der Kamera anwenden werde. Die setzt millimetergenaue Maßarbeit voraus und das Verschmelzen zwischen Fotograf und Kamera.“
Ein Finissage ist geplant
Die Ausstellung „Blühende Bilderwelten“ ist bis zum 28. August im Filmmuseum Ballenstedt zu sehen. Coronabedingt hat der Schloss- und Schlossparkverein auf eine offizielle Eröffnung verzichtet. Aber es soll eine Finissage geben, sagt Detlef Heydecke. Ende August soll sie stattfinden, ein genaues Datum steht allerdings noch nicht fest. Da wolle der Verein erst abwarten, wie sich die Lage durch die Pandemie entwickelt und was möglich sein wird.
Auf jeden Fall soll dann auch Antje Schulz nach Ballenstedt kommen. Besucher hätten dann Gelegenheit, mit der Fotografin über ihre Bilder ins Gespräch zu kommen.
Dritte Ausstellung im Jahr
„Blühende Bilderwelten“ ist die dritte Ausstellung in diesem Jahr im Filmmuseum. Zuvor hatten Schüler des Wolterstorff-Gymnasiums ihre Abituraufgabe gelöst: die Organisation und Durchführung einer Ausstellung mit allem Drum und Dran. Als Thema wählten sie die Foto AG ihrer Schule; die ausgestellten Bilder zeigen die Mitglieder der AG beim Fotografieren und die so entstandenen Fotomotive selbst.
Den „Bilderwelten“ soll dann eine Ausstellung über 800 Jahre Anhalt vom Partnerschaftsverein folgen, der das Albrechtsjahr gestaltet, das durch die Corona-Beschränkungen nicht so gefeiert werden kann, wie es ursprünglich geplant war. (mz)
