Feuerwehr Feuerwehr Ballenstedt: Moderne Drehleiter bringt die Retter bis zu 32 Meter hoch
Ballenstedt - Es gibt Tage, die vergessen Feuerwehrleute nicht so schnell. Stadtwehrleiter Holger Kohl zählt auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Ballenstedt einige Daten und Ereignisse auf, die seinen Kameraden fast alles abverlangt haben.
Im Vorjahres-Januar rückten sie an zwei Tagen allein zu 29 Einsätzen aus, um Sturmschäden zu beseitigen, am 30. Juli befanden sich sieben Feuerwehren sieben Stunden im Einsatz, um am Klausberg einen Waldbrand zu bekämpfen.
Rückten die vier Feuerwehren der Stadt, aus Ballenstedt/Opperode, Badeborn, Radisleben und Rieder 2017 zu 31 Brandeinsätzen aus, summierten sich die im Folgejahr auf 69. Das bedeute, dass die Floriansjünger der Stadt Ballenstedt 253 Stunden im Einsatz waren, also 10,5 volle Tage. „Hier ging es bis an die physische Belastungsgrenze,“ sagt Kohl.
Fast die Hälfte aller Einsätze war zwischen 6 und 16 Uhr
Allein die Wehr aus Ballenstedt/Opperode verzeichnete 152 Einsätze und 46 Brandsicherheitswachen. Die Ortsfeuerwehr Rieder fuhr zu 63 Einsätzen, dabei rückte sie 28 mal zur Unterstützung der Quedlinburger Feuerwehrleute aus.
Positiv stellt Holger Kohl heraus, dass pro Einsatz durchschnittlich 13 Kameraden verfügbar waren. Das betont er unter dem Aspekt, dass 44,9 Prozent der Alarmierungen in der Kernarbeitszeit zwischen 6 und 16 Uhr erfolgten.
Dass der Wunsch, alle Kameraden mögen gesund von ihren Einsätzen zurückkehren, kein bloßer Spruch ist, daran erinnert Kohl an Hand des Brandes auf dem Vereinsgelände am Hirschteich, wo ein Feuerwehrmann Verletzungen davontrug.
So war es ein durchaus emotionaler Moment, als Christian Nowak vom Country Club zur Jahreshauptversammlung der Feuerwehr keine großen Worte macht, sondern einfach aufstand und „Danke“ sagte.
Christian Nowak vom Country Club bedankt sich bei Feuerwehr
Dass diese Rückenstärkung die Kameraden viel stärker brauchen, macht Kai-Uwe Lohse, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt, klar. „In jeder Politikerrede, ob bei einer Straßeneröffnung oder im Rat, müsste es um Feuerwehrnachwuchs gehen.“
Die Kameraden leisten schließlich Dienst für die Allgemeinheit, organisieren den abwehrenden Brandschutz für die Bevölkerung. Der gestandene Feuerwehrmann gesteht aber auch ein: „Bei uns gibt es Rituale und Formalien, die sind verstaubt und locken den Nachwuchs nicht unbedingt. Da suchen wir noch nach neuen Herangehensweisen.“
Uwe Lohse vom Landesfeuerwehrverband mahnt bessere Werbung um Nachwuchs an
Der Ballenstedter Stadtjugendfeuerwehrwart Erik Feger ist stolz auf seine Kinder und Jugendlichen. 51 Mitglieder habe die Nachwuchsabteilung. „Dass wir im Vorjahr sechs von ihnen in die Einsatzabteilungen übernehmen konnten, zeigt, wir sind auf einem guten Weg.“
Derzeit befinden sich zwischen Opperode und Rieder 103 Feuerwehrleute, davon sechs Frauen, im Einsatzdienst. Dass sie sich neben ihren Lösch- und Hilfe-Einsätzen ständig fit halten, davon zeugen die 126 Ausbildungsdienste, die sie in ihrer Freizeit 2018 absolvierten.
Kai-Uwe Lohse wie Holger Kohl wissen um den Investitionsstau bei den Feuerwehren. Das reiche von Atemschutz- und Funktechnik bis zu Einsatzkleidung. Im Vorjahr seien laut Angaben der Kämmerei 312.000 Euro für die Technik der vier Feuerwehren investiert worden, für 2019 stehe der finanzielle Rahmen noch nicht.
Korb der neuen Drehleiter kann 32 Meter hoch fahren
„Stadtrat und Verwaltung versuchen, ihre Hausaufgaben nach besten Möglichkeiten zu machen“, lobt Kohl und wirkt sehr angetan davon, dass der Gästetisch voll besetzt mit Stadt- und Ortschaftsräten ist. Da sitzen der Stadtratschef Ulrich Pels ebenso wie der CDU-Fraktionschef, Vize-Bürgermeisterin Annett Ograbek und Amtsleiter. Sie alle sind dabei, als zwar keine Sektflasche ans neue Auto geworfen, aber symbolisch eine neue Drehleiter in Dienst gestellt wird.
„Computergesteuert und -überwacht, die kann 32 Meter hoch fahren und 500 Kilogramm in ihrem Korb tragen“, schwärmt Feuerwehrchef Kohl, nachdem Annett Ograbek den symbolischen Zündschlüssel übergeben hat. Sie hebt hervor: „Wir haben eine hochmotivierte und gut ausgebildete Mannschaft bei den Feuerwehren.“
Anschaffung der neuen Drehleiter war dringend nötig
Die Anschaffung des neuen Drehleiterfahrzeugs war dringend nötig. Die Wehr musste bis dahin seit Jahren ohne eigene Technik dieser Art auskommen. Drei Jahre lang wurde mit einem als Ersatz beschafften Hubrettungsfahrzeug gearbeitet, das sich aber „nicht wirklich etabliert“ habe, wie Bürgermeister Michael Knoppik auf der Jahreshauptversammlung der Wehr im Jahr 2018 erklärte.
Damals informierte er auch darüber, dass die Stadt knapp 620.000 Euro in die neue Drehleiter investiere, die über eine „gehobene Ausstattung“ verfüge. Und die zugleich auch deutlich jünger sei als das aussortierte Modell, das am Ende immerhin schon 25 Jahre auf dem Buckel hatte: „Wir wollten keine, die sechs, sieben Jahre alt ist“, sagte Knoppik damals. (mz)
