Erholungsort Alexisbad Erholungsort Alexisbad: Ist eine Kurtaxe noch gerechtfertigt?

Alexisbad - 1,80 Euro Kurtaxe am Tag werden beim Aufenthalt im Erholungsort Alexisbad fällig. Eine Summe, die Elke und Horst Schöne vom Café und Pension Felsterrasse schon lange nicht mehr für gerechtfertigt halten.
„Der Ort kann nichts mehr bieten“, bringt Elke Schöne ihre Gedanken auf den Punkt.
An vielen Ecken im Ort würden verlassene Gebäude verfallen und ein schlechtes Licht auf den bedeutenden Ort werfen, in dem vor 161 Jahren der Verein Deutscher Ingenieure gegründet wurde.
Neben der Optik seien auch viele Touristenmagneten über die Jahre verschwunden.
Erholungsort Alexisbad: Quelle kann nicht mehr genutzt werden
So sei der Selkebrunnen lange versiegt, kritisiert Horst Schöne, die Entscheidung der Stadt Harzgerode, den Brunnen aufgrund von erhöhten Arsenwerten außer Betrieb zu nehmen. Das frühere Wahrzeichen lockte einst mit Heilwasser.
„Es ärgert mich, dass die Quelle nicht mehr genutzt werden kann“, so Horst Schöne.
„Wir hatten gar keine Wahl“, erinnert sich Silke Konzan, Amtsleiterin Finanzverwaltung der Stadt Harzgerode, an die Wasseruntersuchung. Der Brunnen beziehungsweise das Wasser, das er führte, hätten eine gesundheitliche Gefahr dargestellt, betont sie.
Erholungsort Alexisbad: Großer Parkplatz dauerhaft gesperrt
Darüber hinaus stören sich Elke und Horst Schöne daran, dass ein großer Parkplatz am Ortsausgang Richtung Mägdesprung dauerhaft gesperrt bleibt, dort ist nur noch ein kleiner Bereich nutzbar.
Dabei könnten sie sich hier eine öffentliche Toilette vorstellen, die in Alexisbad derzeit ebenso fehlt, wie Bänke oder ein Kiosk.
„Das Vorhandensein einer WC-Anlage gehört zum Erscheinungsbild eines Erholungsortes. Diese Anlage fehlt seit Jahren im Ort“, bestätigt Denise Vopel von der Pressestelle des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt.
„Die Gäste nutzen übergangsweise die Möglichkeiten in den beiden ansässigen Hotels. Dass das jedoch kein Dauerzustand sein kann, weiß auch die Stadt Harzgerode, die nun ihrerseits nach einer Lösung sucht und derzeit mehrere Varianten für die Installation einer WC-Anlage untersucht“, fügt sie an.
Erholungsort Alexisbad: Mit besonderen Status auch etwas bieten
Eine davon fällt ab 15. November weg, wenn das Hotel Habichtstein seine Türen schließt, was darüber hinaus dazu führt, dass die ohnehin kaum vorhandenen Versorgungsmöglichkeiten für Gäste weiter schrumpfe, bemängelt Elke Schöne.
Dabei sei Alexisbad noch immer einer der Haupturlaubsorte der Stadt Harzgerode. „Wenn wir den Status Erholungsort haben, müssen wir das auch bieten“, fordert sie.
Sie schäme sich, 1,80 Euro Kurtaxe am Tag von ihren Gästen zu kassieren. Diese fließe ihrer Auffassung nach zudem nicht in ausreichender Höhe zurück in den Ort.
Stattdessen würden die Ortsteile der Einheitsgemeinde profitieren, die gar keinen Erholungs- oder Kurstatus hätten.
Erholungsort Alexisbad: Kurtaxe fließt in Haushalt der Stadt Harzgerode
„Wir haben in etlichen Orten nicht die Voraussetzungen“, bestätigt Amtsleiterin Silke Konzan. Die Kurtaxe fließe in den städtischen Haushalt, betont sie.
„Damit werden die touristischen Attraktionen finanziert.“
Das umfasse neben allen touristischen Infrastrukturen auch die Touristinformation sowie Einrichtungen wie das Freibad in Harzgerode oder die Grube Glasebach.
Über die Ortschaftspauschale hätten die Orte mit Erholungsstatus anfangs zwei Euro mehr pro Einwohner erhalten.
„Das ist aber jetzt auf Antrag der Fraktion UBG Schielo, Siptenfelde/UWG Straßberg pro Kopf für alle gleich“, erklärt Konzan.
Erholungsort Alexisbad: Zusätzliche Pauschale für touristische Infrastruktur
Stattdessen bekommen nun die Erholungsorte eine zusätzliche Pauschale über 500 Euro und Harzgerode als Hauptort erhält 2.000 Euro, die zweckgebunden in die touristische Infrastruktur fließen.
Dass Alexisbad trotz fehlender Toilette - sie ist eigentlich unverzichtbares Kriterium für den Status - noch immer den Titel Erholungsort führen darf, liegt in der Zuordnung zu Harzgerode.
„Die Orte Güntersberge und Dankerode waren zum Zeitpunkt der Beantragung des Prädikates ,Erholungsort’ eigenständige Kommunen und sind erst mit der letzten Gemeindegebietsreform der Stadt Harzgerode zugeordnet worden.“
Alexisbad war bei der ersten Anerkennung 1998 bereits - wie auch Mägdesprung und Silberhütte - Ortsteil Harzgerodes.
Erholungsort Alexisbad: Antworten reichen nicht aus
Für Elke und Horst Schöne genügen diese Antworten nicht, um Alexisbad auch in Zukunft attraktiv genug zu gestalten, um wieder mehr Gäste anzulocken - nicht zuletzt, weil mit der Sperrung der Landstraße 235 nun auch spürbar mehr Verkehr durch den Ort rolle. „Der Wille fehlt“, sagt Horst Schöne.
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Die staatliche Anerkennung mit der Artbezeichnung „Erholungsort“ setzt - laut Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt - voraus: eine landschaftlich bevorzugte und klimatisch günstige Lage; für die Ferienerholung geeignete verschiedenartige Einrichtungen und einen entsprechenden Ortscharakter und Radwege, erschlossenes Wanderwegenetz, Möglichkeiten für Sport und Spiel sowie eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste von in der Regel mindestens drei Tagen.
Die periodische Überprüfung erfolgt alle fünf Jahre mittels einer Erklärung des Gesundheitsamtes des zuständigen Landkreises, dass der Ort frei von Schädlingen ist. Bei wesentlichen Veränderungen der Gegebenheiten ist eine Überprüfung der Voraussetzungen der ursprünglichen Anerkennung erforderlich. Dazu ist eine Ortsbesichtigung notwendig, in der die Bedingungen und deren Auswirkungen zu beurteilen und in einem Gutachten festzuhalten sind. Beanstandungen bezüglich der vorgenannten Kriterien gab es bei den durchgeführten Überprüfungen bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Die Erbringung des Nachweises der Eignungsvoraussetzungen obliegt der Stadt Harzgerode. (mz)