Kleine Fortschritte Enrico Steinemann aus Ballenstedt kämpft weiter gegen MS
Wie es dem 44-Jährigen gesundheitlich geht und welchen Wunsch er für das Neue Jahr hat.

Ballenstedt/MZ - Das Schicksal von Enrico Steinemann hat viele Menschen bewegt. Der Ballenstedter, der früher beim FSV Askania Fußball gespielt hat, hat Multiple Sklerose (MS), eine chronisch-entzündliche Krankheit, die das zentrale Nervensystem betrifft. Vor einigen Monaten hat er seinen Leidensweg öffentlich gemacht: Um Geld zu sammeln für eine Stammzell-Therapie hatte er im Frühjahr eine Crowdfunding-Kampage gestartet. Und in einem Beitrag in der Mitteldeutschen Zeitung berichtete der frühere Torwart über die in Schüben verlaufende Erkrankung, und wie sie sein Leben verändert hat. „Viele Leute wussten nicht, wie es um mich steht“, sagt Steinemann, den nach der Veröffentlichung eine Welle der Hilfsbereitschaft erreichte.
Fünfstelliger Betrag
So hat sich unter anderem der Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt gemeldet. „Der Verein macht Aktionen für Menschen wie mich, die ein körperliches Handicap haben“, erklärt Steinemann, für den selbst im Taunusstädtchen Kronberg eine Spendenaktion durchgeführt wurde. Unterstützung erhielt er aber auch vor Ort: vom FSV und den Landfrauen aus Opperode. Insgesamt ist durch die Spenden aus Kronberg, von FSV und Landfrauen ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen. „Ich hätte nicht damit gerechnet“, sagt der MS-Patient dankbar darüber. Denn mit dem Geld will er eine Stammzellen-Therapie finanzieren, um nicht im Rollstuhl zu landen.
Ich muss von Tag zu Tag schauen und kann nichts im Voraus planen.
Enrico Steinemann
Die Therapie soll das kranke Immunsystem zerstören, indem Stammzellen zunächst entnommen, bearbeitet und eingefroren und später wieder eingesetzt werden. Nur ist die Behandlung, die sich über mehrere Wochen hinzieht, sehr teuer ist. Steinemann rechnet mit Kosten zwischen 35.000 und 130.000 Euro. Und die Methode wird längst nicht überall angewendet. Sollte eine Behandlung in Deutschland nicht möglich sein - das gehe derzeit nur an einem Ort -, will er die Therapie im Ausland machen. Steinemann selbst, der seit einigen Monaten schubfrei ist und wieder in der Produktion eines Logistikunternehmens arbeitet, war in den vorigen Monaten nicht untätig und hat sich weiter gegen den fortschreitenden Verlauf der Krankheit gestemmt. Zweimal wöchentlich geht es nach Aschersleben ins Gesundheitszentrum zum Reha-Sport. Diese Maßnahme ist auf drei Jahre angelegt und auch von der Krankenkasse genehmigt. „Die Beweglichkeit und der Gleichgewichtssinn sind durch die Reha besser geworden. In den Physio-Kursen mache ich leichtes Krafttraining, um die Muskeln zu regenerieren, damit diese sich nicht so schnell abbauen“, erklärt Steinemann.
Regelmäßige Infusionen
Und einmal pro Monat erhält er im Klinikum in Halle eine Infusion mit dem Medikament Tysabri, einem Entzündungshemmer. „Die Entzündungen sollen dadurch heruntergefahren und unterdrückt werden“, erklärt Steinemann. Die Symptome - zu ihnen gehören Lähmungserscheinungen in den Beinen - würden dadurch aber nicht verbessert. „Die nerven“, sagt Steinemann, dessen körperliche Zustand dank der Cortison-Therapie seit dem Frühjahr gleich geblieben ist.
So war es dem Ex-Torwart auch möglich, eine Überraschung seiner guten Freundin Claudia Hecke entgegenzunehmen und Urlaub auf einem Hausboot in Brandenburg an der Havel zu machen. „Als ich noch gesund war, ging es jedes Jahr in den Urlaub“, so der 44-Jährige. Das ist jetzt nicht mehr so ohne Weiteres möglich: „Ich muss, seitdem ich MS habe, von Tag zu Tag schauen und kann nichts im Voraus planen.“
Dennoch hat Steinemann für 2022 einen großen Wunsch: Nach Kuba möchte er. Aber nicht wegen der Sonne und dem Meer. „Ich möchte zusammen mit meiner Mutter dort meinen Vater besuchen. Er ist Kubaner und war zu DDR-Zeiten hier. Ich kenne ihn nur von Fotos“, sagt er.
Ein Kämpfer
Und dann würde Steinemann gern die Stammzell-Therapie in Angriff nehmen. Sportler wollen eben immer siegen - ob auf dem Feld oder im Leben. Und so will auch Enrico Steinemann – Ex-Torhüter des FSV – kämpfen und siegen gegen MS.
Wer Enrico Steinemann unterstützen möchte, kann das auch weiterhin mit seiner Spende tun. Für die Stammzell-Therapie werde, wie er sagt, immer noch Geld benötigt. Spendenkonto:
Enrico Steinemann, IBAN DE13 8105 2000 3901 4475 20 (Harzsparkasse), Verwendungszweck Sparen