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Einsatzkräfteübung in Elbingerode  Einsatzkräfteübung in Elbingerode : Ganz nah an der Realität

Von Rita Kunze 24.10.2016, 06:50
Mehr als 40 Komparsen mimten bei einer Großübung von Rettungskräften und Feuerwehr aus dem Landkreis Harz in Elbingerode die Unfallopfer, die von den Rettungskräften versorgt werden mussten.
Mehr als 40 Komparsen mimten bei einer Großübung von Rettungskräften und Feuerwehr aus dem Landkreis Harz in Elbingerode die Unfallopfer, die von den Rettungskräften versorgt werden mussten. Wohlfeld

Elbingerode - Das Szenario mag man sich nicht wirklich vorstellen, aber am Samstag musste es sein: Schüler und Eltern, die ein Fußballturnier für Schulmannschaften besucht haben, sind unter den Trümmern des eingestürzten Daches der Turnhalle begraben. Chaos bricht aus, es gibt Schwerverletzte, auch Tote sind zu beklagen. So die Vorgaben zur Großübung, an der mehr als 200 Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr aus dem Landkreis Harz am Samstag in Elbingerode teilgenommen haben.

Auch Notfallseelsorger sind dabei und kümmern sich um die leicht Verletzten. Die Männer und Frauen üben an der Bodfeldhalle für den Ernstfall das möglichst reibungslose Zusammenspiel bei der Bergung und Versorgung der Opfer.

Und das ist „sehr gut gelungen“, sagt Stefan Kosin, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Harz. „Es lief alles sehr harmonisch.“ In der Medizin gebe es „viel Individualistentum“, da müsse man „wie in der Bundeswehr“ die Befehlskette üben: „Wir müssen uns zusammenraufen und zum Teil unterordnen.“ Schließlich geht es darum, die bis zur Kreisfusion eigenständigen Rettungsdienste der drei Altkreise - und damit unterschiedliche Arbeitsweisen - unter einen Hut zu bringen. „Vorher gab es drei einzelne Köpfe, die gewohnt waren, alleine zu denken“, so Kosin. „Wir versuchen zusammenzuführen, was zusammengehört.“

Auch Michael Werner, der Betriebsleiter des Eigenbetriebs Rettungsdienst beim Landkreis, ist zufrieden. „Es sollte eine spontane Übung sein, und die hat ganz gut geklappt. Es war zu 90 Prozent realistisch“, sagt er zum Ablauf des Großeinsatzes, der am Morgen begonnen hatte und bis zum Mittag abgeschlossen war.

„Von der Alarmierung bis zum Aufbau des Behandlungsplatzes hat es rund eine Stunde gedauert, das passt zeitlich. Ich bin sehr zufrieden, alles hat ineinander gepasst.“

48 Verletzte - als Komparsen hatten sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene zur Verfügung gestellt - waren zu versorgen. Der Anblick der zum Teil geschminkten Darsteller war nichts für schwache Nerven: „Es gab Pfählungsverletzungen, die Amputation von Gliedmaßen, Verletzte mit Schädel-Hirn-Trauma“, beschreibt Kosin die Szenen. „Alle rennen durcheinander.“

Die Helfer von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, dem Arbeiter-Samariter-Bund, dem Malteser Hilfsdienst und dem Deutschen Roten Kreuz behalten im Chaos den Überblick.

Probleme beim Abtransport

Dennoch läuft nicht alles problemlos: Der Abtransport der Verletzten, die zunächst vor der Turnhalle auf Tragen medizinisch versorgt werden und nun in geeignete Kliniken gebracht werden sollen, erweist sich als schwierig. „Tatsächlich konnten wir im Landkreis Harz nur die Hälfte unterbringen. 25 mussten andernorts untergebracht werden“, sagt der ärztliche Leiter. Die Krankenhäuser seien an der Grenze ihrer Aufnahmezahlen angelangt. Ebenso seien nur vier Rettungshubschrauber verfügbar gewesen, mit einer halben Stunde Anflug auf Elbingerode. „Das sind realistische Zeiten.“

Der Großeinsatz in dem Oberharz-Ort sei „die erste Übung Sanität als Landkreis Harz“ gewesen; die letzten Großübungen hätte jeder in seinem Altkreis-Bereich durchgeführt, sagt Werner. Die Vorbereitung der gemeinsamen Übung der Fachdienste Sanität und Rettungsdienste am Samstag hätte „etliche Monate“ Vorbereitungszeit gekostet. Jetzt wird der Einsatz im Detail ausgewertet. Geplant ist laut Werner in Zukunft eine gemeinsame Großübung mit den technischen Bereichen, möglicherweise mit Technischem Hilfswerk und Bundeswehr. (mz)

Heike Büchner von der Notfallseelsorge betreut die Verletzten am Sammelplatz.
Heike Büchner von der Notfallseelsorge betreut die Verletzten am Sammelplatz.
Chris Wohlfeld
Der leitende Notarzt Christian Kalisch kümmert sich um einen Verletzten.
Der leitende Notarzt Christian Kalisch kümmert sich um einen Verletzten.
Wohlfeld
Matthias Henning (links) und der leitende Notarzt Christian Kalisch (2.v.l.) koordinieren die Versorgung der Verletzten.
Matthias Henning (links) und der leitende Notarzt Christian Kalisch (2.v.l.) koordinieren die Versorgung der Verletzten.
Chris Wohlfeld