Einkommen Einkommen im Landkreis Harz: Tendenz steigend, leider unter dem Durchschnitt in Sachsen-Anhalt

Quedlinburg - Die Durchschnittslöhne in Sachsen-Anhalt sind in zehn Jahren deutlich gestiegen. Das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor. Während ein Arbeitnehmer im Landkreis Harz 2007 durchschnittlich 20.669 Euro pro Jahr verdiente, waren es 2016 bereits 26468 Euro - ein Anstieg von 28 Prozent.
Dieser liegt jedoch unter dem Landesschnitt mit einem Plus von knapp 33 Prozent. „Es ist schon so, dass wir regionale Unterschiede haben - nicht nur Ost und West“, sagt Matthias Menger, Geschäftsführer der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt (AWSA).
Plus durch Industriebetriebe in Ilsenburg und Wernigerode
Was zähle, sei die Industriedichte einer Region, weil Arbeitnehmer in Berufen der Industrie im Schnitt mehr Geld verdienten als etwa im Tourismus. „In Ilsenburg und Wernigerode ist gerade die Metallindustrie stark vertreten und sehr erfolgreich“, gibt Menger ein Beispiel. Etwa Thyssen-Krupp sei „stark gewachsen und zahlt auch gute Löhne“.
Doch mit Oberzentren der Industrie wie Hamburg oder Duisburg kann sich keine Region im Land vergleichen. Es gebe hier beispielsweise nur einen „unterdurchschnittlichen Anteil der Automobilindustrie, nur Zulieferer“, erläutert Menger.
Auch Autobauer würden „tendenziell höhere Löhne“ zahlen. Zudem gebe es nur „wenige Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten“ im Bundesland. Auch Firmensitze großer Unternehmen - etwa der Dax-Aktiengesellschaften - fehlten in Sachsen-Anhalt, sagt er.
Kämpfen Firmen um Fachkräfte, locken sie oft mit mehr Geld
Trotzdem steigen Löhne und Gehälter im Land und Harzkreis stetig an, statistisch gesehen. „Das liegt daran, dass die Konjunktur durchaus nicht schlecht läuft“, sagt Menger: Die Auftragsbücher der Unternehmen sind gefüllt. Insbesondere die bereits erwähnte Industrie wirke sich positiv auf die Volkswirtschaft aus. Und in der Bauwirtschaft gebe es einen „deutlichen Boom“.
Viele Aufträge fördern höhere Löhne - genauso wie der demografische Wandel: Wenn Unternehmen um Fachkräfte kämpfen, locken sie mit mehr Geld. „Das Thema ist in Ostdeutschland zwar fokussierter, aber insgesamt ein nationales“, sagt er. Der Wandel sei nicht auf den ländlichen Raum beschränkt.
Kostendruck muss durch Produktivität ausgeglichen werden
Allerdings: „Irgendwann können die Bäume nicht höher wachsen“, es wird eine Lohngrenze geben. Vor allem im globalen Wettbewerb ständen deutsche Unternehmen unter Kostendruck. „Die höheren Löhne müssen etwa durch Produktivität ausgeglichen werden“, verdeutlicht er.
Aus der Statistik geht hervor, dass Arbeiter in Dessau im Jahr 2.900 Euro mehr verdienen als die im Harzkreis. Deren Durchschnittslohn liegt 1.200 Euro über dem des Kreises Mansfeld-Südharz.
„Sachsen-Anhalt hat im mitteldeutschen Vergleich die kleinteiligste Wirtschaft. Auch und gerade deshalb ist es ein Erfolg, dass die durchschnittlichen Bruttomonatsentgelte inzwischen höher sind als in Sachsen und Thüringen“, wird Menger in einer Mitteilung zitiert.
In ihrer aktuellen Konjunkturumfrage hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg herausgefunden, dass die Aufträge im Baugewerbe und bei Dienstleistern gestiegen sind. Auch das Gastgewerbe blickt positiv auf das dritte Quartal des Jahres.
Die Industrie-Branche erwartet hingegen trotz der guten Lage geringere Exporte. Auch Handel und Verkehrsgewerbe rechnen mit Verschlechterungen. (mz)