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Naturschutz Eine Streuobstwiese bei Rieder wird mit alten Sorten aufgefrischt

Verein „heimatbewegen“ aus Ballenstedt sucht Baumpaten. Wissenschaftler vom IPK Gatersleben haben Unterstützung zugesagt.

Von Rita Kunze 07.11.2021, 15:00
Die Streuobstwiese bei Rieder soll mit neuen Bäumen verjüngt werden.
Die Streuobstwiese bei Rieder soll mit neuen Bäumen verjüngt werden. Rita Kunze

Rieder/MZ - Auf anderthalb Hektar Land stehen rund 160 Obstbäume: Äpfel, Kirschen, Marillen, Walnüsse, Zwetschgen. Eigentlich ein schönes Bild, aber etwas stimmt nicht: „Es ist eine ‚vergreiste‘ Wiese“, erklärt Peggy Arlt.

„Die Altersvarianz haut nicht mehr hin.“ Das will sie ändern und die Streuobstwiese bei Rieder mit Neupflanzungen verjüngen. Dabei hofft sie auf die Unterstützung von Naturfreunden, die eine Baumpatenschaft übernehmen.

Unterstützt wird sie vom Ballenstedter Verein „heimatbewegen“, dem sie selbst auch angehört und der eine Patenschaft über die Streuobstwiese mit ihren bis zu 80 Jahre alten Bäumen übernommen hat. Jetzt kommen weitere Mitstreiter hinzu.

Das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben stelle Reiser zur Verfügung, sagt Peggy Arlt. „Aber um die Lücken schneller zu schließen, pflanzen wir Bäume. Wenn wir zehn zusammenbekommen, wäre das schön. 20 wären super“, setzt sie hinzu.

IPK Gatersleben stelle Reiser zur Verfügung, weitere vier Bäume wurden gespendet

Vier Bäume seien schon gespendet worden: ein Exemplar des Halberstädter Jungfernapfels, eine „Naumburger Tiefblüte“ – eine alte Apfelsorte -, eine Quitte, eine Kirsche. „Alles Sorten, die ihre züchterischen Ursprünge in Sachsen-Anhalt haben.“

Die Wiese ist von alten Obstsorten geprägt, wenngleich nicht jedes Exemplar überlebt hat: Ein „Kaiser Wilhelm“-Apfelbaum ist tot, ebenso ein Exemplar des „Schönen aus Nordhausen“, eine Apfelsorte. Dennoch werden die abgestorbenen Gehölze auf der Wiese gelassen: In einem der toten Bäume habe sich ein Kuckuck eingenistet, auch andere Vögel nehmen sie als Brutplätze gern an.

Gemeinsam mit einem Experten für Käuze will Peggy Arlt zudem der Frage nachgehen, ob sich die Vogelart auf dem Gelände wohlfühlen und ansiedeln könnte. Entscheidend sei, ob Käuze dort genug Nahrung findet:

„Ein Kauz jagt am Boden, da braucht er relativ kurz gehaltenes Gras. Und sein Habitat würde sich ja nicht nur auf diese Wiese beschränken“, erklärt sie. Wenn die Bedingungen stimmen, sollen Niströhren angebracht werden. „Im Idealfall nimmt der Kauz das dann an.“

Einige Pflanzenarten haben sich bereits angesiedelt, seitdem die Wiese wieder gepflegt wird. „Der Hahnenfuß ist zurückgedrängt“, stellt Peggy Arlt fest und erinnert an Zeiten, in denen das Gelände voll davon war. Sie habe jetzt stattdessen Schlüsselblumen und Feldrittersporn entdeckt, auch Roten Wiesenklee.

Einige abgestorbene Bäume werden dennoch entfernt, damit Platz ist für die Nachpflanzungen, erklärt die Erzieherin, die sich seit etwa zwei Jahren um die Fläche kümmert, die zuvor von der Agrarwirtschaft und später privat genutzt wurde.

Die Streuobstwiese war etwa 20 Jahre lang sich selbst überlassen

Weil sie der Vorbesitzer aus Altersgründen nicht mehr bewirtschaften konnte, war die Streuobstwiese schließlich sich selbst überlassen, etwa 20 Jahre lang. Entsprechend verwildert und verbuscht war das Gelände, als es von Peggy Arlt übernommen wurde.

Die alten Bäume, die stark von Misteln befallen waren, wurden beschnitten. Jetzt kommen neue hinzu, die ersten sollen in der kommenden Woche gemeinsam mit den Hortkindern der Brinckmeier-Grundschule Ballenstedt gepflanzt werden. Und „nächstes Jahr geht es mit der Anzucht von Reisern weiter“, sagt Peggy Arlt.

Wer eine Baumpatenschaft übernehmen will, kann sich per E-Mail an Peggy Arlt wenden: [email protected]. Die Kosten betragen zwischen 65 und 85 Euro inklusive Baumschutz. Eine Namenstafel soll zudem an den Spender des Baums erinnern.