Kinderheim "Zur Tannenspitze" DRK-Kinderheim Zur Tannenspitze in Friedrichsbrunn: Wie in einer großen Familie

Friedrichsbrunn - Eigentlich gehörte das Haus hinter den Bäumen an der Hauptstraße in Friedrichsbrunn von Beginn an den Kindern: 1911 wurde es für die Vaterländischen Frauenvereine gebaut, Kinder aus „nationalgesinnten Familien“ kamen zu mehrwöchigen Erholungskuren dorthin.
Später wurde es als Kinderheim und in den Kriegen zusätzlich als Lazarett genutzt, 1947 wurden schließlich der Wiederaufbau beschlossen und das Heim erstmals offiziell als Kinderheim „Bruno Tesch“ in Betrieb genommen. Jetzt feiert die DRK-Einrichtung ihren 70. Geburtstag als Kinderheim „Zur Tannenspitze“.
„Wir haben alles aus eigener Hand finanziert“, betont Heimleiterin Anke Käßler. Allein in den 22 Jahren, seit sie das Heim leite, habe sich viel getan: Sanierungen, Fortbildungen und viele individuelle Lösungen. „Uns ist es besonders wichtig, dass wir hier wie eine Großfamilie leben - mit allen Schicksalschlägen und Erfahrungen, die dazu gehören.“
Zimmer sind liebevoll eingerichtet
Und dazu gehört so einiges, wie an zahlreichen Fotos zu erkennen ist, die im ganzen Haus hängen: Einschulungen und erste Schultage, Abschlussfeiern, Geburtstage, Urlaubsfahrten, Ausflüge - eben wie in einer echten Großfamilie. Dass viele der 35 Kinder im Kinderheim „Zur Tannenspitze“ dabei ein schweres Päckchen zu tragen haben, ist zumindest auf den Fotos nicht erkennbar. Die Zimmer sind liebevoll eingerichtet: bunte Wände, viel Deko, private Fotos. Und auch der jüngste Bewohner, der gerade einmal ein Jahr alt ist, hat sein eigenes Zimmer mit Bettchen und Babydeko.
Zur Feier des Jubiläums kamen zahlreiche Gäste wie auch Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU). Interessiert schaute er sich die Räumlichkeiten für die Kinder und Jugendlichen an und beglückwünschte die Einrichtung zu ihrer Arbeit. „Der Erzieherberuf ist kein Beruf, sondern eine Berufung“, betonte der Bürgermeister, man müsse wirklich mit dem Herzen dabei sein.
Doch neben Hausführungen hatten sich die Kinder und Jugendlichen auch jede Menge Programm für ihre Gäste überlegt: Es gab haufenweise Kaffee und Kuchen, Wurst und Zuckerwatte und sogar eine „Chill-Lounge“, in der sich die Gäste entspannen konnten. „Die Ruhezone ist sonst bei uns im Keller - um sie den Besuchern zu präsentieren, haben wir sie heute nach draußen geholt“, erzählte Käßler.
Viele Eltern haben psychische Probleme
Ihr sei wichtig, dass das Haus lebe - da seien auch die paar kleinen Macken des Gebäudes vollkommen egal. Der Anteil der Eltern mit einem psychologischen Befund steige und Kinderheime würden immer mehr benötigt, erzählte die Heimleitung. Nichtsdestotrotz solle es bei ihr immer den Eindruck einer Familie vermitteln. Deshalb war auch das Bühnenprogramm bunt gestaltet. „Eben so wie wir sind - wir wollten nichts vorspielen, was nicht ist“, betonte Käßler.
Und so zeigten die Kinder und Jugendlichen ein kleines Schauspiel zum Thema „Wir sitzen alle im selben Boot“, die „Hausmeistergehilfen“ Brian, Ali, Alexander, Wolfgang und Sebastian wurden von Hausmeister Mike Baumann ausgezeichnet, es gab Tänze und Gesang. Und schließlich gingen die Jugendlichen auch auf ihren ehemaligen Namensgeber Bruno Tesch ein, der 1933 von den Nationalsozialisten ermordet und nur 20 Jahre alt wurde.
Erinnerung an den Namensgeber Bruno Tesch
„Den Namen haben wir 1997 geändert, weil die Kinder nichts mehr mit dem Namensgeber anfangen konnten“, erzählt Anke Käßler. Nun wolle sie dennoch noch einmal daran erinnern - auch, wenn sich die Jugendlichen vor 20 Jahren den Namen „Zur Tannenspitze“ gewünscht hätten. Deshalb gab es zum Jubiläum auch eine Gedenktafel für Bruno Tesch.
„Wir werden auch in Zukunft umso mehr gebraucht werden“, vermutete Käßler abschließend - als Familie, nicht als bloße Unterkunft.
(mz)