Dachdecker mit Weitblick Dachdecker mit Weitblick: Michel Wiese übernimmt gern Verantwortung

Altenbrak - Viel hat Michel Wiese noch nicht in sein neues Büro im Dorfgemeinschaftshaus mitgenommen. Der Laptop, das ist alles. „Ich weiß auch nicht, ob ich hier noch viel reinstelle oder hinhänge“, sagt der neue Ortsbürgermeister und blickt zur Wand, wo einige eingeschlagene Nägel noch von der Dekoration seines Vorgängers Ralf Trute zeugen. „Was da wohl hing - ich habe keine Ahnung“, bemerkt Wiese.
Allzu oft war er noch nicht hier. Nun gehört das Bürgermeisterzimmer im Altenbraker Unterdorf ihm - der erst im Frühjahr den Schritt in die Kommunalpolitik wagte. Im Mai wählten ihn die Menschen im Ort in den Ortschaftsrat.
Michel Wiese: „Es liegt mir einfach, zu lenken und zu leiten.“
„Ich habe schon immer gesagt, dass ich irgendwann im Rat mitmache“, erklärt der 38-Jährige. Dass sich die anderen Ratsmitglieder der Altenbraker Wählergruppe Bodetal auf ihn als Kandidaten für den Bürgermeisterposten einigten, war dem Neuling im Gremium recht. „Es liegt mir einfach, zu lenken und zu leiten.“
Diese Fähigkeit braucht der Dachdeckermeister in seinem Beruf jeden Tag. Doch da enden die Parallelen zu seiner neuen Position auch schon: „Als Bürgermeister bin ich nun natürlich vom Ortschaftsrat abhängig und von der Stadt Thale. Da kann ich die Entscheidungen nicht allein treffen.“
Fehlende Erfahrung in der Kommunalpolitik ist kein Manko
Wiese versteht sich als Bindeglied zwischen seiner Gemeinde und der Stadtverwaltung. Für seine Mitbürger möchte er immer offene Ohren haben, nicht nur in der Sprechstunde am Dienstag von 17 bis 18 Uhr in seinem Büro. „Das läuft sowieso eher nach Vereinbarung“, merkt er an.
Die meisten Menschen im Ort, fügt Wiese hinzu, würden ihn schon von seiner Tätigkeit als Handwerker kennen. Seine fehlende Erfahrung in der Kommunalpolitik sieht der Dachdecker nicht als Manko. „Wenn ich eine Frage habe, kann ich mich an meinen Vorgänger wenden“, sagt er, „oder die erfahreneren Mitglieder des Ortschaftsrats um Rat bitten.“
Um sein Amt auszuüben, war Wiese in den wenigen Wochen seit seiner Wahl schon fleißig in Altenbrak unterwegs. So erhielt etwa schon ein Ehepaar seine Glückwünsche zur diamantenen Hochzeit vom neuen Ortsbürgermeister.
„Ohne meine Frau würde ich das alles nicht machen“, stellt Wiese klar
Wenn die Urgesteine Anekdoten aus der älteren Vergangenheit Altenbraks auftischen, kann er manchmal nicht so richtig mitreden, gibt Wiese zu. Er wuchs in Hüttenrode auf und zog in den kleineren Ort im Bodetal, als er 24 Jahre alt war. Seine Lieblingsplätze in Altenbrak hat der Ortschef in den vergangenen 14 Jahren gefunden: „Ich bin gern auf dem Osterberg, wegen der schönen Aussicht. Entspannen lässt es sich am besten unten am Bodeufer.“
Dort verbringt Wiese, wenn der Job es zulässt, gern Zeit mit seinen zwei Töchtern, seiner Frau und ihrem Hund. „Ohne meine Frau würde ich das alles nicht machen“, stellt er klar. „Sie hält mir den Rücken frei.“ Dass er an allen sieben Tagen in der Woche arbeite, sei keine Seltenheit, sondern die Regel. Hinzu kommen nun Sitzungen im Gemeinschaftshaus und Besuche im Rathaus in Thale.
„Auch wenn es Aufwand bedeutet: Es ist wichtig, Verantwortung im Ort zu übernehmen“, betont Michel Wiese. Er schätzt an seinem Ort, dass er mit dem Bergtheater, dem Schwimmbad sowie Sport- und Spielplätzen für seine Größe viel zu bieten hat. „Wenn es uns gelingt, das zu erhalten, ist das schon eine schöne Leistung.“ (mz)