Corona-Krise trifft Theater Corona-Krise trifft am Nordharzer Städtebundtheater mit voller Wucht: Hoffnung auf Freiluft-Aufführungen

Halberstadt - Mit 140 Rollen und üppigen Kostümen wäre es die aufwendigste Produktion dieser Spielzeit gewesen: „Shrek“ hätte am 9. Mai Premiere am Nordharzer Städtebundtheater haben sollen. Jetzt ist das Musical auf das Jahr 2022 verschoben worden. Andere Inszenierungen kommen vielleicht gar nicht mehr zur Aufführung.
So hatte das Ballettensemble mit Tschaikowskis „Schwanensee“ zwei Aufführungen, ehe die Corona-Sperre kam. „Das ist die aufwendigste Ballettproduktion seit Jahren, mit Liveorchester“, klagt Intendant Johannes Rieger, der befürchtet, diesen „Triumph der Ballettsparte“ seines Hauses nicht mehr zeigen zu können. Seine Prognose: „Es steht zu befürchten, dass ‚Schwanensee‘ ganze zwei Vorstellungen hatte.“
„Das Allerschwierigste ist, dass man nicht genau weiß, was man wann darf. Und was sind Großveranstaltungen?“, fragt Rieger weiter - schließlich steht die Freilichtsaison vor der Tür, ein wichtiges Standbein des Nordharzer Städtebundtheaters.
„Es steht zu befürchten, dass ‚Schwanensee‘ ganze zwei Vorstellungen hatte“, sagt Intendant Rieger
Und in diesen Tagen den Künstlern erst recht ein Bedürfnis: „Es ist uns ein Herzensanliegen, dass wir im Sommer für die Menschen da sein dürfen“, betont Rieger. „Kindern, die genervt sind vom Homeschooling, würde eine Märchenaufführung sicher guttun.“
Außerdem arbeite das Theater nicht für sich selbst, sondern habe den Auftrag, für die Menschen da zu sein. „Und das würden wir gerne zeigen dürfen.“
Der Intendant erwartet von der Politik klare Ansagen, denn je länger dieser Zustand dauere, umso schwieriger werde die Situation des Theaters. Wer auf den Spielplan schaut, findet bis einschließlich 15. Mai hinter jeder Vorstellung ein „entfällt“, manchmal ein „verschoben“. Mit jeder Vorstellung, die ausfällt, verliert das Theater Geld.
Mancher Zuschauer habe bereits gekaufte Karten nicht zurückgegeben, sondern das Geld gespendet. „Das ist schon toll“, sagt Rieger. Dennoch ist die Lage ernst: „Wir sind schon dabei, über Kurzarbeit zu verhandeln“, sagt er. Das Theater sei zwar ein „Exotenbereich“ des öffentlichen Dienstes, „aber es ist öffentlicher Dienst“.
Manche Zuschauer habe gekaufte Karten nicht zurückgegeben, sondern das Geld gespendet
Seine Hoffnungen setzt das Haus nun auf die Freilichtsaison. „Da können wir wesentlich flexibler sein und innovative Lösungen finden“, so Rieger.
Auch wenn die Politik derzeit Entscheidungen im Zwei-Wochen-Rhythmus präsentiert, das Städtebundtheater schaut bereits auf die kommende Spielzeit. „Wir sind jetzt in den Schlussberatungen für 2021/22“, sagt Rieger. Dann soll auch „Shrek“ gezeigt werden.
Das Musical ist „keine Produktion, die man mal nebenbei macht“, betont der Intendant. Er sei froh, dass auch der Verlag mit der Entscheidung mitgegangen ist, die Produktion auf die nächste Spielzeit zu verlagern. Ansonsten hätte man „die Arbeit eines Vierteljahres in die Tonne“ werfen müssen. (mz)