Bauprojekt im Harz Bauprojekt im Harz: Gezerre um die Seilbahn in Schierke

Magdeburg - Am Wochenende lief es in Schierke endlich einmal so, wie es sich die Tourismus-Branche im Harz ja eigentlich immer erhofft: In der nagelneuen Arena drehten Einheimische und Touristen ihre Runden auf dem Eis. Und die umliegenden Bergwälder zeigten sich von makellos weißem Schnee bedeckt. Die reine Winteridylle.
Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) lächelte glücklich in die Kameras - dabei wusste er bereits, dass es beim nächsten wichtigen Großprojekt gar nicht gut läuft. Für die geplante Seilbahn hoch zum Kleinen Winterberg ist ihm in Magdeburg ein wichtiger Verbündeter abhandengekommen: Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) sieht für die bisherigen Trassen keine Chance mehr auf Genehmigung.
Gutachten: Geplante Seilbahn würde Moorwälder vernichten
Die Seilbahn-Pläne haben in der schwarz-rot-grünen Landesregierung schon mehrfach für Streit gesorgt. Das Landesamt für Umweltschutz hat in einem Gutachten festgestellt, dass das Vorhaben gegen europäisches Naturschutzrecht verstößt. Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) sieht sich dadurch in ihrer Ablehnung des Projekts bestätigt.
Auf Betreiben von Webel und Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) setzte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) jedoch durch, dass die Pläne durch externe Sachverständige ein weiteres Mal überprüft werden. Das beauftragte Thünen-Institut kam zum Ergebnis, dass beide geprüften Strecken Moorwälder vernichten würden, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß.
Daher sei eine weitere Verlegung der Trasse zu prüfen. In einem Krisengespräch am 28. November hat Webel dem Investor und Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) die schwierige Lage klargemacht. Beide ließen sich jedoch nicht überzeugen, sie wollen an der Ursprungstrasse festhalten. In einem Schreiben an Bürger hat Webels Haus daraufhin seine Haltung noch einmal dargelegt.
Geschützter Fichtenmoorwald müsste für Berstation gerodet werden
Die für das Raumordnungsverfahren zuständige Referatsleiterin warnt darin vor einem weiteren Problem, das in der öffentlichen Debatte bislang keine Rolle spielte: die Bergstation. Am oberen Ende der Seilbahn müsste innerhalb eines FFH-Gebietes streng geschützter Fichtenmoorwald gerodet werden. Der Vorschlag von Webels Raumordnungs-Expertin: Durch eine Verlegung der Bergstation würde der Moorwald „nicht mehr beziehungsweise nur minimal in Anspruch genommen“.
Unmissverständlich äußert sich Webels Haus auch zur Mittelstation. Das unabhängige Gutachten hatte dort auch außerhalb des FFH-Gebiets großräumig Moorwald festgestellt. Dieser würde bei der Ursprungsvariante durch die Mittelstation, die Gastronomie und den Kinderspielplatz „derart hoch beeinträchtigt, dass sie nicht zu vertreten wäre“, stellt die zuständige Referatsleiterin fest.
Umweltschützer könnten im Planfeststellungsverfahren klagen
Sie schlägt daher eine dritte Trasse vor, bei der sowohl die Mittel- als auch die Bergstation verlegt wird. Die Prüfung dieser Route könne sie nur „dringend empfehlen“, heißt es im Schreiben an Bürger. Der hält von dem Vorschlag jedoch nichts. Die Bergstation vom Loipenhaus wegzuverlegen sei wirtschaftlich und sportlich völliger Irrsinn, zitiert die Volksstimme den Unternehmer.
Das geplante Ski- und Wandergebiet am Schierker Winterberg befindet sich derzeit im Raumordnungsverfahren, für das Webel zuständig ist. Er muss auf der Grundlage aller Stellungnahmen entscheiden, ob die Seilbahn zulässig ist oder nicht. Das ist allerdings nur der erste Schritt. Im anschließenden Planfeststellungsverfahren hätten Umweltschützer auch die Möglichkeit, die Einhaltung von Naturschutzrecht einzuklagen.
Aus Webels Umgebung heißt es, niemand habe gewonnen, wenn der Minister im Raumordnungsverfahren seine Zustimmung gebe, das Projekt anschließend aber vor Gericht gekippt werde. (mz)
