Barrierefreiheit bei Germania Neinstedt Barrierefreiheit bei Germania Neinstedt: Sportverein hat selbst mit angepackt

Neinstedt - Barrierefreiheit wird in Neinstedt großgeschrieben. In dem Dorf, das mit der Evangelischen Stiftung den zweitgrößten Arbeitgeber im Landkreis und eine der bedeutendsten Behinderteneinrichtungen im Harz beherbergt, sollen sich Rollstuhlfahrer und Senioren mit Rollator sicher bewegen können.
Dazu leistet auch der Sportverein Germania Neinstedt seinen Beitrag. In der barrierefreien Toilette, die der Verein nun offiziell einweihte, findet dieser Anspruch Ausdruck.
Die Idee, das Vereinsheim in der Kramerringstraße um ein behindertengerechtes WC zu ergänzen, ist nicht neu: „Auf den Gedanken kamen wir schon vor vier oder fünf Jahren“, sagt die Vereinsvorsitzende Eva Tiedtke.
Vor drei Jahren habe man dann mit der konkreten Planung begonnen und Bauzeichnungen erstellt. „Dann haben wir angefangen, Förderanträge zu stellen, und parallel dazu begonnen, Spenden für das Bauprojekt zu sammeln.“
Barrierefreiheit bei Germania Neinstedt:
Eine Förderung vonseiten des Landes oder des Kreises kam jedoch nicht zustande, und so war der Verein gänzlich auf freiwillige Beiträge von Bürgern oder Einrichtungen angewiesen. Und die kamen: 10.000 Euro steuerte allein die Evangelische Stiftung zu dem Bauvorhaben bei.
Auch zahlreiche Privatpersonen spendeten. Die Stadt Thale schenkte dem SV Germania darüber hinaus 600 Euro aus der Riesenradwette des Bürgermeisters zu Walpurgis sowie das Geld, das beim Städtewettbewerb des Stromversorgers EnviaM bei den Harzer Sommertagen 2018 auf Ergometern erradelt worden war: rund 1.400 Euro.
Barrierefreiheit bei Germania Neinstedt: Im Limit geblieben
So konnte der Verein die geschätzten Baukosten in Höhe von 17.000 Euro decken. „Wir sind im Limit geblieben“, legt Eva Tiedtke bei der Eröffnung der Toilette dar.
Ohne die Eigenleistungen von Vereinsmitgliedern, fährt sie fort, wäre der Bau nicht möglich gewesen: Christian Miehlke, der die Abteilung Fußball leitet, steckte zusammen mit rund zehn weiteren Vereinsmitgliedern viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit in den ehemaligen Lagerschuppen aus Holz.
Hausmeister André Strenzke habe entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Kosten nicht vermehrt hätten, ergänzt Tiedtke.
Barrierefreiheit bei Germania Neinstedt: Einstiger Schuppen nicht wiederzuerkennen
In den sieben Monaten, die seit dem Spatenstich im vergangenen Oktober vorübergezogen sind, ist aus dem Holzschuppen ein massiver Anbau geworden. Die Fassade ist verputzt und frisch gestrichen, und für besseren Zugang auf Rädern ist der Bereich vor dem Eingang der Toilette neu gepflastert.
Eine ehemalige Kante wurde so zur leichten Steigung, die Rollstuhlfahrer ohne viel Mühe überwinden können. Die Tür zum WC ist einen Meter breit - so will es das Gesetz. „Auch sonst sind alle Vorschriften erfüllt“, erklärt Miehlke. Zu beiden Seiten der Toilette ragen metallene Stützstangen in den Raum, links davon befindet sich ein Urinal.
Barrierefreiheit bei Germania Neinstedt: 110 Bewohner der Stiftung sind Vereinsmitglieder
„Das Umfeld dieses Sportplatzes ist mittlerweile sehr gut entwickelt“, sagt Bernd Bergmann, Bereichsleiter Wohnen und Leben in den Nathusiushöfen der Evangelischen Stiftung Neinstedt. Dass am Rand des Fußballrasens Barrieren abgebaut werden, liege auch deswegen im Interesse der Stiftung, weil rund 110 ihrer Bewohner Mitglied des SV Germania seien.
In den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen und Tischtennis stellten sie sogar die Mehrheit der Sportler. „Wir fassen Barrierefreiheit in Neinstedt als gemeinsames Projekt auf“, stellt Bergmann klar.
Barrierefreiheit bei Germania Neinstedt: Es folgen noch weitere Bausteine
Heiko Marks, der Integrationsbeauftragte des SV Germania Neinstedt, kündigt an, dass für die Barrierefreiheit an der Kramerringstraße, aber auch für ein kinderfreundliches Umfeld noch weitere Bausteine folgen sollen.
„Wir sind derzeit in der Planung für einen Spielplatz mit Holzspielzeugen“, erläutert er. Ein Großprojekt liegt bereits hinter dem Sportverein: Für 42.000 Euro wurde kürzlich die Heizung im Vereinsheim ausgetauscht. Auch dort stemmten die Mitglieder einen beträchtlichen Teil selbst. (mz)